Sonntag, 27. März 2016

Am Pazifik und nach Iquique

  
 Angewandte Physik: Wenn eine Plastikflasche von größer Höhe auf Meeresniveau kommt ...

Statt der Ruta 5 – bekannter als „Panamericana“ - in rund 1000m Seehöhe durch eine zerstörte Wüste entlangzutuckern, stürzen wir uns zum Meer hinunter. Die Küstenstraße ist zwar wesentlich kurvenreicher – aber unendlich interessanter. 
Uns faszinieren nicht nur die absolut kahlen Berghänge, die vom Meer verschluckt werden, sondern besonders die Natur, die sich an jedem möglichen Felsen hartnäckig festgesetzt hat.
Eine differenzierte Vogelwelt, Seelöwen, Krabbe, Krebse, Eidechsen leben an der Schnittstelle von Meer und Wüste. Und alles, was wir sonst noch nicht mitbekommen haben...

Eine Nacht gönnen wir uns am Stra(ßenra)nd, umgeben von ein paar Seetangsammlen – und dem offenbar unvermeidbaren Müll. Entschädigt werden wir vom blutig roten Abendhimmel und einer herrlich ruhigen Nacht. Und ich kann aufatmen. Ich hab´ Gaby angesichts der leitplankenlosen, kurvenreichen Küstenstraße versprochen, vor Sonnenuntergang Anker zu werfen. Und fünf Minuten vor der Deadline hat sich dieser Platz angeboten... Der Sundowner ist sich gerade noch ausgegangen!
Rasch geht’s dann weiter nordwärts, Ziel ist die Zivilisation. Iquique. Und tatsächlich, ein paar pittoreske Dörfer, die Straße weitet sich zur Autobahn und erste Hochhäuser stechen markant an der Steilküstenlinie heraus. 
  
Unsere Unterkunft ist der „Flight Park“ - die Basis für Paraglider, die hier ideale Flugbedingungen finden. Im Übrigen finden hier alle ideale Bedingungen – Iquique hat rund ums Jahr beste klimatische Daten – sofern einem Niederschlag nicht abgeht...
Der Stellplatz ist zunächst mit zwei riesigen Reiselastwagen belegt, interessante Nummerntaferln: Martinique und Reunion – beide findet man nicht zu oft in Südamerika...
Am nächsten Tag verabschieden sich die Riesen – und der Stellplatz wirkt plötzlich groß... Wir gehen es faul an. Eineinhalb Tage nicht weg bewegen, unter den Palmen sitzen und aufs Meer schauen. Nicht konzentriert fahren, gar nichts tun müssen; nur den einheimischen Girls beim Rollschuhkunstlauf zusehen. Oder den Burschen, wenn sie beherzt Inline-Hockey am benachbarten Betonoval spielen. 


Doch, eine Arbeit gibt’s doch: Wir inserieren unseren Schlafwagen und bieten ihn ab Ende Juli zum Verkauf an. Rasch finden sich ein paar Interessenten aus Österreich, Deutschland, Chile, Bolivien und Argentinien...
Samstags bemühen wir uns dann doch ins Stadtzentrum – eigentlich zunächst in die Freihandelszone, der wirtschaftlichen Schlagader der Region - hier gibt es praktisch alles billiger als im Rest des Landes (tw. als im restlichen Südamerika): ich kaufe mir einen e-Book-Reader und wir sammeln Infos über die Preise von neuen Reifen, unsere Toyo A/T sind nach über 30.000km schon ziemlich weich...
Bridgestone Dueler A/T 694 (www.bridgestone.de/pkw-4x4-und-transporter/sommerreifen-dueler/a-t-694/) finden wir um 120.000 Pesos (ca. 155 EUR), chinesische A/T Reifen um den halben Preis. Michelin All Terrain Reifen kosten dafür gleich das Doppelte! Noch aber halten die übrig gebliebenen vier „alten Patschen“. Für den Rückweg aus Peru und Bolivien dann halten wir dies aber in Evidenz.
  
Iquiques Zentrum erweist sich als Überraschung: geordnet, ruhig, freundlich, ein paar alte Holzhäuser – wir fühlen uns wohl beim Bummeln und schlagen in der Happy Hour (fast) über die Stränge: bei drei Drinks zum Preis von einem bewegt man dann besser zu Fuß (oder mit dem Taxi) heimwärts... Dafür klingt eine gut eingespielte Band mit swingenden, südamerikanischen Rhythmen vom Flachdach vis-á-vis und die Abende hier sind so wunderbar angenehm halbkühl...
Die Stadt wächst rasant in Nord-Süd Richtung, es sollen schon über 200.000 Menschen sein, die dicht gedrängt zwischen Wüste und Pazifik leben. 
Und als wir die paar hundert Höhenmeter den völlig kahlen Berghang hinauffahren – breitet sich die Stadt oben, mitten in der Wüste, weiter aus. Ob das einmal, etwa wegen Wassermangels, so enden wird wie die Geisterstadt, die wir als nächstes besuchen möchten?





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