Sonntag, 10. April 2016

Kultur pur – von Sechin über Chan Chan nach Sichan

Wer hätte das gedacht? Auch für mich als Historiker kommt es überraschend – wieviele archäologische Fundstätten es hier im peruanischen Küstenabschnitt rund um Trujillo doch zu besuchen gibt!
Wir beginnen enthusiastisch mit den Ausgrabungen von Sechin – einem Tempelbezirk der bis 1600 v. Chr. zurückverfolgt werden kann - mit comicartigen Reliefs an den zu Mauern aufgeschichteten Felsen. Krieger, Häuptlinge, Gefangene, Lebendige und Tote sind da nebeneinander aufgereiht. In Summe soll das rund 160ha große Areal beim Cerro Sechin die größte architektonische Anlage Perus sein. Wer hier was und wozu getan hat - dies ist allerdings ein Rätsel für Archäologen...


Gerne hätten wir die Stätte am Vorabend besucht – aber man ließ uns vor Ort nicht übernachten. Der Wächter meinte kryptisch: Seit da etwas passiert ist, darf ich niemanden mehr über Nacht am Parkplatz lassen... Das passt zu dem Bild, das wir uns aus diversen Foren-Infos gemacht haben: wir befinden uns hier im nördlichen Küstenperu in einer relativ überfallsreichen Gegenden. Da wir die Reise ja nicht auf Heldentum anlegen, haben wir die Nacht daher in einer gar nicht schlechten, günstigen Herberge in Casma verbracht.
Und gut ausgeschlafen nehmen wir die Kulturladung auch besser auf...
Noch südlich von Trujillo sehen wir uns die Mond- und Sonnenpyramide an. Beides Adobebauten, die schon arg unter dem immer wiederkehrenden Phänomen El Nino gelitten haben. Erbaut zwischen dem 3. und 8. Jh. ist dies natürlich nicht überraschend. Da hier aber über 80 Millionen Lehmziegel aufgeschichtet worden sind, bleibt noch genügend Material, um von der Spitze der Sonnenpyramide einen schönen Überblick über das Tal zu gewinnen. 
   
Chan Chan, die Hauptstadt einer wieder anderen Kultur, soll die größte Lehmziegelstadt der Weltgeschichte sein. Auf rund 20km² breiten sich die Reste aus. Das moderne Trujillo wuchert darum herum Richtung Norden.
   
Obwohl um eineiges jünger - die Bauten datieren aus dem 13. Jh. - sind bis auf einen stark renovierten Tempelkomplex nur mehr recht traurige Lehmmauerreste übrig. 
Noch einen Sprung weiter nordwärts und wir sind in Sipan. Hier hat sich ab dem ersten nachchristlichen Jahrhundert eine Hochkultur entwickelt, die die späteren Küstenkulturen stark beeinflußt hat. In den Adobe-Pyramiden wurden mehrere intakte Gräber von Fürsten und Feldherren geortet. 
   
Obwohl Grabräuber schon zugeschlagen hatten, konnten in den letzten 30 Jahren beeindruckende Funde gemacht werden. 
Die Herrschaftssymbole und Grabbeigaben, feine Goldschmiede- und faszinierende Töpfereiarbeiten findet man als Kopie in den Gräbern und die Originale ausgestellt im Muesum in Lambayeque. Wenn schon Kultur, dann anständig, wir haben ja jetzt schon anständig Prä-Inka-Kultur-Erfahrung – beinahe einen Kulturschock... und verbringen beinahe den ganzen Tag in den beiden Museen des Ortes.
Allen den Ausgrabungen gemein ist übrigens die aktuelle Angst vor der Großwetterlage, die ja für 2016 viel Regen an Perus Küste versprochen hat. Aus diesem Grund wurden bei den wichtigen Ausgrabungsstätten wenig attraktive Dachkonstruktionen errichtet, die vor den für Lehm zerstörerischen Wassermassen schützen sollen.

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