Montag, 13. Juni 2016

Berg- und Talfahrt... über Trujillo in die Cordillera Blanca

Eigentlich gibt es ja Direktverbindungen in den Bergen, die direkt nach Süden in den höchsten Gebirgszug Amerikas führen. Das sagen die Landkarten. Polizei, Tourismusbehörde und unsere Schweizer Reisebegegnung von gestern sehen das anders: Da gibt’s kein leichtes Durchkommen, wir müssen bis zur Küste runter – und dann wieder hinauf in die Anden.
Auch gut, so können wir gleich drei Dinge erledigen: im relaxten Surferort Huanchaco holen wir unser Brettspiel ab, das wir vor einigen Wochen hier vergessen haben. In Trujillo können wir bei Costa-Gas unsere Gasflasche in 10 Minuten um 9 Soles füllen lassen (die haben mehrere Filialen: https://www.costagas.com.pe/). Und bei der Stadtausfahrt besuchen wir noch die sehenswerte Huaca de la Luna („Mondpyramide“) mit tollen farbigen Reliefs und Wandmalereien, die in der Zeit zwischen 3. vorchristlichem und 8.Jh. entstanden sind.
Wir fahren entlang der Küstenwüste südwärts und sind überrascht, dass Zuckerrohr offenbar sogar im Sand gedeihen kann – wohl mit einer Prise Chemie animiert. Es herrscht gerade Erntezeit, die Straßen sind voll mit abenteuerlich beladenen LKWs, deren Ladung zum Teil dann den Weg auf die Straße findet...
Wir verlassen die Küste, folgen dem trägen Fluß Santa, der sein weites, fruchtbares Tal offenbar gut bewässern kann. Angeblich befinden wir uns hier in einer für Reisenden gefährlichen Gegend, man berichtet von bewaffneten Überfällen. Besonders gefährdet sind diejenigen, die sich für eine Nacht im Maisfeld (oder an anderem „wildem“ Ort) entscheiden. Wir wollen das nicht verifizieren und lassen die Ebene hinter uns, schließlich ist das Klima in 1500m Höhe auch viel angenehmer zum schlafen. Am schon ziemlich schnellen, recht tief eingegrabenen Mittellauf des Santa finden wir ein nettes Plätzchen für die Nacht. Einziger Feind sind die kleinen Stechmücken (Blackflies), die sich in der Dämmerung zur Gourmetrunde beim Schlafwagen aufmachen...
Ausgeschlafen geht’s einem Höhepunkt entgegen: Der Canyon del Pato wartet. Ein über tausend Meter tiefer Einschnitt, an dem die Felswände stellenweise kaum 20 Meter von einander entfernt sind. Die Gebirgsstöcke der Cordillera Negra und der höheren Cordillera Blanca im Osten haben hier ein Rendezvous.
   
Freilich wird der Name „Entenschlucht“ diesem Naturphänomen nicht gerecht. Und Enten haben wir im reißenden Oberlauf des Santa auch nicht gesehen. Also hat ein Fernsehsender für eine Doku es einfach in die „Schlucht der toten Nonne“ umbenannt. Ob das Filmteam in der Schlucht eine Begegnung gehabt hat...?
   
Es geht durch einige Tunnels und entlang steiler Abhänge (zusammen schon fast die Höchststrafe für Gaby...) durch den Canyon – und ganz schön steil aufwärts dabei! Einige gewagte Seilbahnkonstruktionen ermöglichen den Einheimischen, den Fluß zu überqueren. Unglaublich, auch hier an den Steilwänden wohnen Leute!
Schließlich öffnet sich die Enge und wir erreichen eine fruchtbare Hochebene mit einem strahlend weißen Hintergrund. Die Sechstausender der Cordillera Blanca haben höchstens kleine, weiße Wolkenmützen auf, kein Vergleich zu der wolkenverhangenen, düsteren Stimmung als wir vor 2 Monaten in der Regenzeit hier waren!

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