Mittwoch, 13. Mai 2015

Ein Bett mit Kocher!

Niemand hat sich gefunden. Der rote J95 aus Salzburg wird zwar weiterhin im Internet angeboten, aber offenbar sind die Preisvorstellungen zu hoch oder Expeditionsfahrzeuge grad nicht gefragt. Gaby verfolgt dies mit Herzklopfen - denn das Angebot, diese Offroad-Einrichtung in unseren "Krusi" zu transferien, gefällt ihr sehr.
Blick auf den Watzmann
Da sich auch nach Wochen keine ernsten Interessenten finden, entschließen sich die Besitzer Maria und Wolfgang, das Fahrzeug zu filetieren: Ihr Landcruiser, der sie jahrelang treu durch den Saharasand gebracht hat, soll ihnen erhalten bleiben, mit dem neuen Wohnmobil ist die Einrichtung aber nicht mehr nötig - die verkaufen sie uns! HURRAHHH!
Wir suchen einen Termin, um die Umbauarbeiten vorzunehmen - es wird ein ganzer Tag veranschlagt... An einem Frühlingsmorgen geht´s Richtung Hallein.
Nach dem ersten Beschnuppern mit den Verkäufern - sie laden dabei zum reichlichen Frühstück, danke! - geht es in die Halle und wir bestaunen die funktionelle Einrichtung. Mit viel Hirnschmalz, mit Liebe zum Detail, hohem Zeitaufwand und handwerklichem Geschick entstand dieses individuelle Stück. Nach dem Aufbohren vieler Nieten und dem Lösen der Befestigung am Fahrzeug können wir mit ein wenig probieren ("wie habe ich das damals denn reingebracht...? ") die großen Teile der Einrichtung aus der Hecktür lavieren.


Wir gönnen uns eine Pause und bewundern Wolfgang & Marias neues Eigenheim: Eine Bimobil-Kabine auf Toyota-Hilux-Basis. Die beiden brechen damit demnächst in den Iran auf - wir waren vor längerer Zeit mit dem Auto dort, also genügend Gesprächsstoff vorhanden. Und Vunny, eine Australian Shepherd-Dame, die man gleich ins Herz schließt, hat sich offenbar schon gut eingewöhnt als Bewacherin.


Der Nachmittag war angefüllt mit probieren, anpassen und einbauen - hunderte Nironieten fanden den Tod durch reindrücken und die ganze Konstruktion fand ihren festen Platz in unserem schwarzen Landcruiser. Die ausfahrbare Küche mit zweiflammigem Gasherd glitt wunderbar in den Spezialschienen und die Liegefläche darüber zeigte sich recht eben eingebaut. Nur den vordersten Teil konnten wir nicht fixieren - das neue Safe zwischen den Vordersitzen breitete sich zu weit nach hinten aus. Das werde ich dann daheim zuschneiden und anpassen. Es fehlt auch noch die Wohn-Elektrik, diese in unserem Auto zu installieren wird noch ein eigener Arbeitsgang werden.
Gleichsam zur Kontrolle kam unser Freund Dieter, angelockt durch das tolle Bimobil (er hat selber ein älteres, aber optimiertes Modell ...) am Nachmittag vorbei. Er würdigte unsere Arbeit und besonders die durchdachte Einrichtung. Lob vom begnadeten Heimwerker tut doppelt gut!

Sonntags fühlten wir uns wie zu Weihnachten: Aus dem Lager bekamen wir die große Alu-Kiste ausgehändigt. Dazu die zum Einbau passenden Wasserkanister, Polsterauflagen und eine LED-Außenleuchte. Danke!!! - Jetzt könnte die Reise ja schon fast morgen losgehen!
Blick über Salzburg zur Feste Hohensalzburg
Den Rest des sonnigen Frühlingstages nutzen wir für eine Stadt-Salzburg-Wanderung mit den alten (Dieter & Traude) Freunden, abschließend treffen wir alle uns zu einem netten Abendessen in Hallein wieder mit den neuen Freunden Wolfgang & Maria.

Wir versprechen, die Einrichtung kreuz und quer durch Südamerika zu fahren und stets ausgiebig zu benutzen. Gleichzeitig wünschen den beiden tolle Wochen im Iran, einem vielschichtigen Reiseland mit vielen möglichen Begegnungen, die nicht dem aktuellen Klischee entsprechen...

Bei der Heimfahrt zeigt sich dann, dass so eine große Kiste am Dach den Durst der Maschine massiv verstärkt, wir sind auf der Autobahn bei rund 110km/h schon bei einem Verbrauch von 14 Liter!








Donnerstag, 7. Mai 2015

auf zum Doktor

Jetzt wissen wir, wie wir das Innere unseres "Wohnwagens" gestalten möchten. Wir wissen aber auch, dass noch einiges an der technischen Seite zu machen ist. Schließlich wollen die 260.000km respektiert sein - Verschleißteile müssen generalüberholt werden, einiges muss überprüft werden und einige Ergänzungen stehen auch noch an.

Es wäre ja nicht meine Frau, hätte sie nicht aus der Tiefe des Internets einen WAECO-Tempomaten zum Halbpreisangebot gefischt. Laut der Landcruiser-Bibel (www.buschtaxi.org) kann man den J9 mit so etwas nachrüsten. Mühsam zwar, aber doch - und für tausende Kilometer Pampa-Piste wird das dann sicher nicht unangenehm sein.
Bei Horn Tools in Vorarlberg gab es gerade eine J9-Schnorchel um 69.- , B-Ware im Abverkauf. Weshalb aber sollte da die Luft anders eingesaugt werden als bei einer original "Safari"-Schnorchel um 400.- ? Zugeschlagen.

Es liegen also schon einige lose Cruiser-Teile daheim herum und der Wunsch nach einer ersten Kontrolle, ob das Fahrzeug auch bei genauerem Hinsehen das hält, was wir uns versprechen, läßt uns zu unserem Autodoktor aufbrechen.
Lazi hat schon meinen alten Landcruiser KZJ 73 erfolgreich "revitalisiert " und jetzt darf er sich an unserem Neuen vergnügen.
Rasch wurde ziemlich viel im Inneren zerlegt, gesäubert und verändert. In der Mitttelablage gibt es nun statt der Heizung ein großes, versperrbares Safe, die Heizungsrohre nach hinten (wegen Leckgefahr) stillgelegt.

 
Die hinteren Lampen sind in den Stoßstangen ziemlich verrottet. Nicht mal auf dem Schrottplatz finden wir passende Lampengehäuse, daher wird ein neuer Rahmen für neue Rücklichter angefertigt - paßt wunderbar.

Erfreulicherweise isht es im Detail unten wie erwartet aus: ziemlich rostfrei. Die Bremsen werden zerlegt, gestrahlt und mit neuen Teilen und Schläuchen versehen. Schauen jetzt recht sportlich aus, so in Ferrari-rot! Den Kühler zu wechseln war wohl keine schlechte Idee, das Originalmodell sieht aus, als wäre es nicht mehr 100% leistungsfähig. Und gerade beim Automatikgetriebe ist dies sehr wichtig, den die Getriebekühlung läuft durch den großen Radiator... 

Die Montage der Schnorchel verlief viel komlizierter als erwartet - denn von Passgenauigkeit konnte keine Rede sein. Aber Lazi, der Autodoktor hat auch das hinbekommen. Die starke Dachgalerie wurde mit einer speziellen Holzplatte überzogen und soll dann als Basis für Kiste, Dieselnaister, Reserverad und noch mehr dienen. Das wird noch ein interresantes Thema wegen der zulässigen Verschiffungshöhe, aber dazu später.

Abschließend werden ein paar kleine Lackschäden kosmetisch behandelt und eine Motorwäsche soll sicherstellen, dass allfällige Lecks gleich bemerkt werden. So nebenbei wurde, Motoröl, Getriebeöl, Differenzialöl und alle anderen Flüssigkeiten sowie sämliche Filter getauscht. Die Lichtmaschine hat neue Kohlen bekommen, Zahnriemen und Wasserpumpe sind erst 10.000km alt. Runderneuerung Teil eins ist abgeschlossen.

Wie das so ist bei Privatordinationen, auch ein "Dr. motoris causa" kostet einiges. Das ist es uns aber wert, denn wir rollen beruhigt nach Hause.



Mittwoch, 6. Mai 2015

G E F U N D E N ! ! !

Das mit der Inneneinrichtung ist ein Hund. Schließlich muss das alles durchdacht werden, zugeschnitten werden, angepaßt werden und mit ein wenig Glück kommt dann ungefähr das heraus, was man sich vorgestellt hat. Wir sind zwar nicht ungeschickt, aber auch nicht die geborenen Bastler und Handwerker. Ein einfaches Zwischendeck zum Schlafen und ein paar Kisten drunter stellen - das schaffen wir zu bauen. Braucht aber viel Zeit und Geduld...

Da ist es natürlich eine ganz tolle Sache, als ich aus Salzburg den Anruf erhalte. Gaby hat auf Willhaben.at ein Fahrzeuginserat gefunden - ein roter Toyota Landcruiser J95 soll verkauft werden, mit einer Innenein-richtung, genau so wie wir uns das vorstellen. Da wir das Fahrzeuig ja schon haben (der angebotene hätte auch unseren finanziellen Rahmen gesprengt...), schrieb ich frech: ein Fahrzeug haben wir schon, aber genau diese Einrichtung würde uns sehr gefallen - ob wir nicht ein paar Tipps oder einen Plan davon bekommen könnten...

Und schon am Abend kommt der Anruf: " Sind Sie der Herr Giovannini, der bei der Campingmesse in Tulln immer die Vorträge gehalten hat und bei ARR die Fotoreisen anbietet?"

Ja, der bin ich. Das Gespräch beginnt so nett, wie es weitergeht, man spürt "good vibrations" in der Telefonleitung. Die beiden Halleiner haben ein neues Allradwohnmobil und wollen daher ihr bisheriges Fahrzeug verkaufen. Sollte sich kein Käufer finden, so denke man daran, die Einrichtung allein zu verkaufen. Ob wir Interesse hätten?

Wie links zu sehen, gibt es hinten drinnen nicht nur ein Bett, sondern auch einen Gasherd und Druckwasser aus dem insgesamt 60l Vorrat weiter vorne. Mehrere Luken bieten Zugang zum darunterliegenden Stauraum. PERFEKT!
Und obendrauf können wir auch noch die groß dimensionierte Alu-Box Marke stabiler Eigenbau haben (siehe Bild ganz oben). Die Preisvorstellungen sind moderat. Andererseits: Wieviele weitere Abnehmer dafür würden sich in Österreich finden? Und zum "in-die-Garage-stellen" ist das Zeug einfach viel zu gut!
Gefunden haben wir also unsere "Traumeinrichtung". Aber werden wir sie auch bekommen?


Schiff ahoi? Schiff ahoi!!!

Das Fahrzeug beginnt aufzublühen und Gaby ist dauernd auf der Suche nach neuen Komponenten: von einer Inneneinrichtung bis zum Vorzelt gehen ihre vielfältigen Aktivitäten...

Ich kümmere mich schon um die Formalitäten zur Verschiffung und stoße im Internet bald auf Ungereimtheiten. Sicher ist zwar, dass es nur eine Reederei gibt, die RoRo-Schiffe nach Südamerika betreibt (RoRo = Roll on - roll off, also wie eine Fähre), unsicher ist, welche Dimension das Fahrzeug haben darf, um zum Mindesttarif von 1075.- Euro von Hamburg nach Montevideo zu kommen.


Die Agenturen in Deutschland widersprechen sich und auf der Website der GRIMALDI- Reederei (http://www.grimaldi-freightercruises.com/indenen.htm) steht es für uns am günstigen: Länge + Höhe dürfen 7,00m nicht überschreiten. Das sollte für unseren Landcruiser samt Dachgalerie passen!

Für die einmonatige Überfahrt darf man sich keinen Luxus erwarten. Man ist zahlender Gast auf einem Frachtschiff. Mahlzeiten gibt es zu fixen Zeiten in der nüchternen Offiziersmesse, der Aufenthalsraum, in grün gehalten, ist der einize Luxus der maximal 12 Passagiere.
Es gibt fensterlose Innenkabinen mit Stockbett oder, wie hier zu sehen, Außenkabinen mit Fenster & zwei Einzelbetten und etwas mehr Bewegunsraum. Der kleine Luxus. Wir wollen ihn uns gönnen...

Obwohl es das gleiche wie bei den deutschen Agenturen kostet, fragen wir also direkt bei der Reederei an und sind überrascht, wie schnell wir eine Antwort erhalten - und dazu noch eine erfreuliche: Anders als die Agenturen, bietet man uns zum Wunschabfahrtstermin Anfang August die gewünschte Außenkabine an und hat mit den Maßen des Autos kein Problem. Es ist die letzte freie Kabine.

Wir schlagen rasch zu! Im Geiste beginnt schon die langsame Annäherung an Südamerika, das Erleben von Weite und Distanz auf dem Südatlantik wird sicher ein Erlebnis!

Schiff Ahoi! ... obwohl es noch Monate dauern wird bis zum Ablegen. Hier unten werden gerade zwei Grimaldi RoRO-Schiffe in Antwerpen beladen. Auch das werden wir miterleben.