Dienstag, 23. August 2016

Back to the Sixties: unterwegs nach Uruguay

Wir fahren ganz im Südosten Brasiliens eine verheißungsvolle Strecke, laut Landkarte immer an der Küste entlang und zum Teil nur als Feldweg markiert. 
Wieder einmal irrt die Karte von ReiseKnowHow: Außer nach einer Stichstraße (dort allerdings mit dem traurigen Anblick eines fast 2m langen gestrandeten frischgeborenen Wals...) sehen wir statt Strand ringsherum Felder, dafür ist die Straße ist die ganzen 150km lang asphaltiert. Zunächst schlaglochhaltig, dann ausgezeichnet...
Am Ende des Weges haben wir im Ort São José do Norte noch eine Fähre vor uns. Offenbar eine verfallende Hafenstadt, der Glanz der Strandvillenorte weiter nördlich reicht nicht bis hierher...
Ein paar Betrunkene, ein paar offenbar Arbeitslose, eine stickige Bar und eine Frage: Wo, bitte, fährt den hier die Fähre weg. Und wenn wir das wissen: Wann fährt die nächste?
Englisch oder spanisch sind Fehlanzeige hier, aber die Leute wollen uns verstehen und mit viel Fantasie verstehen wir die portugiesischen Antworten samt Handzeichen. Um zwei Ecken, in einer knappen Stunde sind die passenden Antworten. Da warten aber schon Dutzende LKW. Werden wir mitkommen? Gaby hat verstanden, dass nur 2 PKW auf die Fähre kommen...
Der Nieselregen paßt ins Bild, Wohlfühlklima schaut anders aus...
Der Ponton mit Schlepper kommt pünktlich, da dann gleich die Fährgebühr eingehoben wird, deutet alles darauf hin, dass wir mitgenommen werden. Und so ist es!
Ein paar Sattelschlepper, ein paar uralte PKW, ein Schlafwagen und ein Pferdekarren, da bleibt noch viel Platz frei, grundlos gebangt...
Eine halbe Stunde lang zuckeln wir über den Ausgang der rund 10.000km² großen Lagoa dos Patos (Entenlagune) in die wesentlich größere, aber nur unwesentlich einladendere Stadt Rio Grande. Ein letzter Abschnitt führt uns in die Grenzstadt Chui, die wir in der Dämmerung erreichen.
Den brasilianischen Ausreisestempel erhalten wir schon weit vor der Stadt – und hier erleben wir den ersten nicht so herzlichen Grenzbeamten. Allerdings, wir Touristen sind beim Olympia-TV-Spiel der Brasilianer wirklich störend.
Nachts ist es empfindlich kalt, wir suchen eine Bleibe mit Heizung – und entscheiden nach mehreren Anfragen, unsere letzten Reales lieber in ein kräftiges, warmes Abendessen zu stecken, als ein hier stark überteuertes Hotelzimmer zu nehmen.
Wo de Grenze verläuft, ist ganz klar: auf der brasilianischen Seite die Bars, Restaurants und Zollfreiläden, in Uruguay der große Casino-Komplex.
Rasch sind wir in dann in Uruguay abgefertigt, ich achte besonders darauf, dass unser Schlafwagen eine Ein-Jahres-Aufenthaltsgenehmigung im Land erhält. Noch wissen wir nicht, was mit unserem Auto geschehen wird - vielleicht kommen wir ja nächsten Sommer wieder?
Am Ende einer sandigen Stichstraße sind wir wieder in der Kulisse eines Retro-Films gelandet und schlafen am Dünenparkplatz ganz vorzüglich...
 

Dienstag, 16. August 2016

Brasiliens Südküste

Florianopolis hat in Südamerika einen klingenden Namen. Es gilt als das Urlauberparadies schlechthin. Weite Sandstrände, Wellen für Surfer, warme Lagune, ein paar Berge zur Abkühlung. Die Folge: Vor allem der Nordteil der zum Stadtgebiet gehörigen Ilha de Santa Catarina ist mit Ferienhäusern, Villen, Hotelburgen und Appartmentblocks zugepflastert.
  
Ein Ausnahme bildet die Praia de Mocambique, ein Naturschutzgebiet. Vor der gewaltigen, sichelförmig geschwungenen Bucht mit feinem goldgelben Sand treffen die Wellenreiter auf die Kaperwale, die zwischen Juli und Oktober an der Küste entlangziehen.  Es ist auch ein Paradies für Reiter und Angler...
   
Eigentlich möchten wir an den Dünen für die Nacht bleiben. Leider kündigt der aufkommende Sturm einen Wetterumschwung an, es wird ungemütlich hier. So mieten wir uns in ein kleines Appartement im Norden ein, in den Wintermonaten Juli und August ist sowieso alles frei (aber auch vieles geschlossen...).
 
Sehr nett empfinden wir die Altstadt von Florianopolis, sodass wir gleich einen ganzen Tag dort bleiben und durch einen Hotel-Glückstreffer eine wunderbare Aussicht über die Stadt genießen können.
 
Die Hoffnung, die restlichen 1000km bis zur Grenze Uruguays immer am Strand entlang fahren zu können wird enttäuscht - auf schnurgeraden Straßen geht es zwischen den Feldern durch, Kilometer weit weg von der Küste. Entlang der Strände gibt es unzählige Feriensiedlungen und Hotelanlagen, alles hier scheint zersiedelt.  Mehrmals gelangen wir aber auf Stichstraßen an den Atlantik, teilweise durch Tiefsand und Sumpfgebiet, dann haben wir den Strand doch fast für uns...  Auch die Nächte an den Dünen, nur mit dem Rauschen der mächtigen Wellen, sind erholsam.
   
Als wir dann entscheiden, einige Zeit auf dem weiten Sandstrand südwärts zu fahren, erhebt der Wettergott Einspruch: Bei Regen und 10 Grad ist es am Beach halt nicht ganz so fein... Also weiter durchs Farmland, aber immerhin mit sehr schöner Abendstimmung!
   


In den Süden!

Na, eigentlich sind wir ja laut Landkarte in der Gegend des Pantanals schon richtig im Süden Brasiliens. Die Wegweiser an den gut ausgebauten Straßen zeigen aber immer noch vierstellige Ziffern. Unser nächstes großes Ziel heißt Curitiba - und das liegt rund 1700km vor uns.
Eine endlose Schlange von bis zu 30m langen LKW-Zügen rollt in beide Richtungen, ab der Stadt Rondonopolis  gibt es aber einen Bahnanschluss zur Küste und das Fahren wird deutlich angenehmer.
  
Andererseits bringen die Überholmanöver Abwechslung ins Reiseleben. Denn die Landschaft rundherum ist bis zum Horizont leicht hügelig und völlig abgeholzt. Fad einfach. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die gigantischen Felder. Baumwolle, sehr viel Soja und Raps wechseln mit gerade brach liegenden Teilen und ein paar Viehweiden mit vielen Termitenhügeln. Auf den Wiesenflächen kann Gaby zweimal einen großen Ameisenbären entdecken. Deren Form mit dem langen Kopf und dem buschigen Schwanz ist irgendwie kurios...
Die Herrenhäuser der riesigen Facendas sieht man nur in der Ferne, oft in einen kleinen Wald eingebettet. 
   
 
Abwechslung bringen auch die wiederholten Zwangsstopps an den Mautstellen. Immer wieder werden Beträge um 10 Reales einkassiert - das sind rund 3 Euro - und das summiert sich auch!
Die Nächte verbringen wir an den "Roadhouses", den meist recht modernen Rasthäusern mit guter Infrastruktur. Gratisdusche (eigentlich für LKW-Fahrer) inklusive. Gratis ist hier in Brasilien auch das Abschmieren des Autos und oft wird sogar der Ölwechsel angeboten, wenn man volltankt.
   
Wir queren den Parana, mit 4000km Länge und schon hier ein paar Kilometer Breite ein fluviales Schwergewicht.
 
Curitiba, Hauptstadt des (land-)wirtschaftlich besonders starken Bundesstaates Parana, ist aufgeräumt und überschaubar. Zu sehen gibt es aber nicht viel...
   
Also nehmen wir die letzten paar hundert Kilometer zur Küste in Angriff und landen eher zufällig in der netten Ortschaft Sao Francisco del Sul. Sonnig und warm, Kolonialflair, wunderbar! Urlaubsstimmung in einer schönen Bucht...
   

in der Mitte eines Kontinents...

... ist eigentlich gar nichts. Aber wer mich kennt, der weiß: Ich möchte immer die Ecken, Gipfel und Mittelpunkte erreichen. Und der geographische Mittelpunkt des Kontinents liegt nun vr unserer Autotür.

Ein paar Minuten auf dem Hochplateau wandern und vor uns öffnet sich ein weiter Ausblick. Hier haben die Naturgewalten einst eine Platte rund 100m hochgehoben, heute wird vor den gefahren des Steilabbruchs gewarnt.
In Australien steht mitten "im Nichts" eine Metallskulptur, die den Mittelpunkt des Kontinents markeirt. Wir hätten hier ähnliches vermutet - finden aber nichts außer dem Ausblick. Dieser wird leider durch die Mischung aus Dunst und Rauch recht eingeschränkt.
  
Als Ausgleichzu dieser Enttäuschung finden wir einen kleinen Wasserfall, der zum Entspannen und Baden einlädt. Das haben wir nach den gestrigen Ereignissen ja durchaus notwendig...