Wir fahren ganz im Südosten Brasiliens
eine verheißungsvolle Strecke, laut Landkarte immer an der Küste
entlang und zum Teil nur als Feldweg markiert.
Wieder einmal irrt die
Karte von ReiseKnowHow: Außer nach einer Stichstraße (dort
allerdings mit dem traurigen Anblick eines fast 2m langen gestrandeten
frischgeborenen Wals...) sehen wir statt Strand ringsherum Felder,
dafür ist die Straße ist die ganzen 150km lang asphaltiert.
Zunächst schlaglochhaltig, dann ausgezeichnet...
Am Ende des Weges haben wir im Ort São
José do Norte noch eine Fähre vor uns. Offenbar eine verfallende
Hafenstadt, der Glanz der Strandvillenorte weiter nördlich reicht
nicht bis hierher...
Ein paar Betrunkene, ein paar offenbar
Arbeitslose, eine stickige Bar und eine Frage: Wo, bitte, fährt den
hier die Fähre weg. Und wenn wir das wissen: Wann fährt die
nächste?
Englisch oder spanisch sind Fehlanzeige
hier, aber die Leute wollen uns verstehen und mit viel Fantasie
verstehen wir die portugiesischen Antworten samt Handzeichen. Um zwei
Ecken, in einer knappen Stunde sind die passenden Antworten. Da
warten aber schon Dutzende LKW. Werden wir mitkommen? Gaby hat
verstanden, dass nur 2 PKW auf die Fähre kommen...
Der Nieselregen paßt ins Bild, Wohlfühlklima schaut anders aus...
Der Ponton mit Schlepper kommt
pünktlich, da dann gleich die Fährgebühr eingehoben wird, deutet
alles darauf hin, dass wir mitgenommen werden. Und so ist es!
Ein paar Sattelschlepper, ein paar
uralte PKW, ein Schlafwagen und ein Pferdekarren, da bleibt noch viel
Platz frei, grundlos gebangt...
Eine halbe Stunde lang zuckeln wir über
den Ausgang der rund 10.000km² großen Lagoa dos Patos (Entenlagune)
in die wesentlich größere, aber nur unwesentlich einladendere Stadt
Rio Grande. Ein letzter Abschnitt führt uns in die Grenzstadt Chui,
die wir in der Dämmerung erreichen.
Den brasilianischen Ausreisestempel
erhalten wir schon weit vor der Stadt – und hier erleben wir den
ersten nicht so herzlichen Grenzbeamten. Allerdings, wir Touristen
sind beim Olympia-TV-Spiel der Brasilianer wirklich störend.
Nachts ist es empfindlich kalt, wir
suchen eine Bleibe mit Heizung – und entscheiden nach mehreren
Anfragen, unsere letzten Reales lieber in ein kräftiges, warmes
Abendessen zu stecken, als ein hier stark überteuertes Hotelzimmer
zu nehmen.
Wo de Grenze verläuft, ist ganz klar:
auf der brasilianischen Seite die Bars, Restaurants und
Zollfreiläden, in Uruguay der große Casino-Komplex.
Rasch sind wir in dann in Uruguay
abgefertigt, ich achte besonders darauf, dass unser Schlafwagen eine
Ein-Jahres-Aufenthaltsgenehmigung im Land erhält. Noch wissen wir nicht, was mit unserem Auto geschehen wird - vielleicht
kommen wir ja nächsten Sommer wieder?
Am Ende einer sandigen Stichstraße
sind wir wieder in der Kulisse eines Retro-Films gelandet und
schlafen am Dünenparkplatz ganz vorzüglich...