Montag, 28. September 2015

eine erste KARTE unserer Reiseroute

Nach dem großen Regen gestern gab es heute die ersten schönen Schlammpisten zu fahren, aber dazu ein anderes Mal.

Hier findest du im Überblick das erste Reisemonat im Südosten Südamerikas!
Aktuell sind wir an der Laguna Blanca im östlichen Nordparaguay, die nächsten Reisetage habe ich auch schon eingezeichnet...




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Sonntag, 27. September 2015

Noch mehr Wasser

Leider findet das GPS nicht hin. Die festere Dame an der Dorfstraße schüttelt den Kopf und deutet auf den Weg zurück. Wir fahren einen anderen holprigen Pfad weiter – über kantiges Kopfsteinpflaster, das willkürlich auf den Weg geworfen scheint, aber auf ungefähr gleichem Niveau. Muss viel Arbeit sein, Straßen so zu befestigen. Nach mehreren Kilometern erreichen wir eine Tankstelle (wovon kann die hier leben???). Nein, in die Richtung ist das nicht, wahrscheinlich im vorherigen größeren Ort im Kreisverkehr links – am besten dort fragen. 

Wir rumpeln zurück, ein Passant winkt ab, als nächster wird ein Radfahrer befragt. Dieser stellt sich als Schweizer heraus (ist wohl für eine der Sojaplantagen hier tätig) – und kann uns trotz erleichterter Verständigung nix genaues nicht sagen. Der Polizist daneben lässt sich beim SMS-en nicht stören. Wir folgen also den Tankwartangaben, biegen ein und halten. Schließlich kann man sein Brötchen nicht überall in Paraguay bei der Panaderia „Rosi“ kaufen. Außerdem erhalten wir von der fülligen Patronin das OK: wir sind am rechten Weg!

Nach weiteren 15 km Piste – das GPS informiert: „offroad“ - kommt tatsächlich eine Einfahrt in das Reservat. Unser Auto ist inzwischen in komplettstaubrot gehüllt, über uns finstere Wolken. Noch 15 Minuten, und wir sind in einem kleinen Paradies (mit Abstrichen).
Gemähtes Gras, schöne Häuser im Kolonialstil, herrliche Ruhe, sieht man vom heftigen Vogelgezwitscher ab. Die Moskitos und Stechfliegen verhalten sich ganz leise zur Mittagszeit.
Ein Uniformierter wird beim Mittagessen gestört, ist aber trotzdem sehr freundlich. Mit zufriedenen Nasenlöchern nimmt er die Autorisation - und zieht Sorgenfalten auf die Stirn. Camping?! Keine gute Idee bei der Wettervorhersage, gibt er zu verstehen. Wartet kurz!
Nach ein paar Minuten kommt er strahlend – Haus ist zwar keines frei (unter anderem agiert lautstark und lustik eine katholische Jugendgruppe) , aber das Zimmer eines abwesenden Kollegen können wir beziehen, viel besser als Camping in nächster Zeit. Gaby ist gar nicht leicht umzustimmen, aber wir breiten schließlich unsere Matten doch auf den dunkelroten Kachelboden aus. Kaum übersiedelt, bricht ein Regenguss los. 



Nachmittags streifen wir am weiträumigen Gelände herum, gehen zur Bucht des Stausees hinunter und wagen uns nach weiterem Regen in einer Zwischentrockenzeit weiter hinaus, erforschen die gepflegten Wege des Reservats und erreichen den vom Uniformierten beschriebenen Mini-Wasserfall. Hier also wäre der Campingplatz, eine große Wiese, eine gedeckte Sitzgelegenheit – und sonst nichts außer Gelsen – und Regen. Wirklich besser unter einem echten Dach....
Den Heimweg dürfen wir duschend verbringen, der Himmel hat wieder Wasserüberschuss.

Abends bringt unser Freund einheimischen Würstel (guter Geschmack) und gekochten Maniok (kartoffelähnlich, etwas süßer) und meint: „Ihr könnt nicht nach Hause fahren, ohne unseren Maniok gekostet zu haben!“ Auch sonst verständigen wir uns mit Händen und Füßen und meinen mäßigen Sprachkenntnissen gut genug, um zu verstehen, dass es hier zwar Pumas und Leoparden und Panther gibt, man diese aber eigentlich nie sieht. Am Handy zeigt er das blutige Foto eines Rehs, das sich gerade noch aus den Krallen einer Raubkatze retten konnte.

Die Nacht regnet es praktisch durch und heute gibt es nur einige Takte Trockenzeit, ansonsten alles zwischen Nieseln und Sturzbach. Da es ein passables Wlan gibt, nutze ich die Zeit, um den Blog zu aktualisieren. Ich sitze mit der langen Hose, Sweatshirt und Softshelljacke im großen Aufenthaltsraum und - friere. Gaby kapituliert am Nachmittag und funktioniert die Klimaanlage in unserem kahlen Zimmer zur Heizung um. Außer ein paar Vögeln zuzusehen und am Computer zu arbeiten, ist bis zur Abenddämmerung nichts zu tun. Dann noch ein paar Fotos, weil die Sonne mit einem Streifen Abendrot verschwindet und damit hoffentlich ankündigt, morgen ganztägig zu arbeiten...

Für uns steht morgen jedenfalls mal wieder eine längere Etappe am Plan: Wir wollen rund 420 km weit kommen und den schneeweißen Badestrand der Laguna Blanca kennenlernen, Sonne inbegriffen ... 

Symphonie in Wasser und Beton



Tati Yupi entpuppt sich als kompaktes Ausflugsziel vor allem für Schulklassen, aber auch groß genug, um ein paar kleine Wanderungen im Rest des „Atlantischen Regenwaldes“ zu unternehmen.
Abgestorbene Baumgiganten erinnern an die Überflutung durch den Stausee, die Wurzeln und Stämme machen sich aber optisch recht gut.


Ein kleiner Wasserfall spielt den Kontrapunkt zu Iguassu.



Meine Mittagsruhezeit wird gestört. Ein recht üppiger schwarzweißer Waran wagt sich an meinen Sessel heran. Als ich die Kamera zücke, dreht er ab. Im Bogen umgehe ich ihn, möchte ihn von vorne ablichten. Das möchte aber das Urviech, etwa 70cm lang, nicht. Mit unglaublicher Beschleunigung schießt er auf mich zu, die aufgeblasenen Backen lassen ihn noch größer erscheinen. Erst ganz knapp vor mir bremst er sich ein, seine schwarzen Augen lassen lesen: „Was is´ Kleiner?“
Mein Herz pumpert ordentlich, auch Gaby hat einen Schreck bekommen, langsam und organisiert trete ich den Rückzug an. So ein Waranbiss ist wahrscheinlich nicht angenehm...
Das Wetter hält aus, wir sind daher auch für die nächsten Tage optimistisch und fahren in die Stadt um bei der ITAIPU-Zentrale die nächste Genehmigung zu holen, nämlich für Camping in einem anderen, einsamen Bio-Reservat.

Zeit gerecht mit der Dämmerung sind wir wieder beim Touristen-Sammelplatz, treffen Mark und Claudia und schauen, was uns beim Freitag-Abend-Damm-Licht-Spektakel erwartet.
Zunächst eine Live-Band, die dem Songcontest der 50-er Jahre entsprungen wirkt. Volksmusik auf elektrisch, dazu eine Gruppe von Uru-Urlaubern, die die Zeit mit flotten Tänzen nutzen.
Wir können es nicht glauben: insgesamt setzten sich 15 vollbesetzte Reisebusse in Bewegung, um über den Damm auf die brasilianische Seite zu fahren und Touristen aus Südamerika, Bayern und Niederösterreich beim Aussichtspunkt auszuspucken. Die Spannung steigt, es ist noch dunkel. 

Nach dem Infovideo beginnt die Show: Klassische Musik, ein paar hektische grüne Scheinwerfer blinken an der Staumauer, von links nach rechts beginnt die Betonwand in gleißend weißem Licht zu strahlen, ein paar Hochspannungsmasten in Blautönen. Nach 5 Minuten ist der Zirkus vorbei. Durchaus eindrücklich, was wir sehen – aber der ganze Aufwand für so kurze Zeit? Ein wenig mehr hätte den Herrschaften da schon einfallen können!



Kraft des Wassers

Reisepässe herzeigen, man wird genau notiert. Auto draußen parken, rein kommen wir nur zu Fuß. Im klimatisierten Glas-Beton-Palast läuft schon die Beamer-Vorführung. Ein Prestigeprojekt, das diese Region Südamerikas verändert hat. 
In den 70-er Jahren beschlossen, in den 80-er Jahren erbaut, liefert es seither mehr Strom als jedes andere Kraftwerk der Welt: Itaipu. 

 Dieser brasilianisch-paraguayanische Riesenstaudamm produziert über drei Viertel des Stromverbrauchs im kleineren Land und deckt ein Fünftel des Stromverbrauchs Brasiliens ab. Die Leistung entspricht 14 deutschen Atomkraftwerken, wenn sie nicht eingemottet sind. Schon zwei der insgesamt 20 Turbinen haben den Wasserdurchlauf der Iguassufälle, sagt Wikipedia. (https://de.wikipedia.org/wiki/Itaip%C3%BA)
Das klingt fantastisch gut und umweltfreundlich, hat aber auch ein paar Haken: Das Wetter verändert sich in der Region, es wird heißer. Rund 60.000 Menschen sind entwurzelt worden, vor allem Indios vom Stamm der Guarani.

Nach dem Werbevideo werden wir in einen Bus verfrachtet und am Mirador geraten wir wirklich ins Staunen. Das sieht tatsächlich seeeehr groß aus. Der Durchmesser eines Fallrohres ist 20m, eine Turbine misst 16m. Jede Menge Superlative rundherum...



„Gibt es einen Campingplatz hier in der Gegend?“ Unser Guide bei der Kraftwerksrundfahrt verneint. Auf der Landkarte sind mehrere kleine Naturschutzgebiete eingezeichnet, da können wir hoffentlich übernachten. 8Km weiter heißt es: „Buenos tardes, wollt ihr hier campieren?“  „

Ja, das ist unsere Idee!“ „Kein Problem, aber, sorry, ohne Autorisation von der Itaipu-Betreiber-Gesellschaft darf ich euch nicht reinlassen!“

Wir fahren die 8km auf guter Straße zurück, dort sitzt unser Guide wieder. Ja, dort gibt es einen Campingplatz, aber eben nicht hier. Unproblematisch – Pass herzeigen, eintragen, Erlaubnis dreifach kopiert in die Hand gedrückt – erhalten wir die Autorisation und düsen zum Bio-Park. Gerade rechtzeitig mit der Dämmerung kommen wir an und während wir das Abendessen vorbereiten sind wir Gelsenfutter. Wir haben eine sehr schöne Stelle mit eigener Feuerstelle und Wasseranschluss, Licht gibt’s auch - weil Strom hat es ja jede Menge in der Gegend hier...
Das Beste daran: Die Kraftwerksbetreibergesellschaft verlangt keinen Cent dafür!
Hier treffen wir das bayrische Paar Mark & Claudia mit einem silberroten Magirus-LKW, Ausbau in Eigenregie. Das abendliche Zusammensitzen kostet zwei Weinflaschen das Leben, dafür schwärmen sie sehr von Südbrasilien und es steht der Plan, morgen Abend gemeinsam das Dammspektakel anzusehen.

Hektik & Elektrik

Man hat uns gewarnt. Das heutige Cuidad del Este - die Stadt wurde vom ehemaligen Diktator Stroeßner gegründet und zunächst nach ihm benannt – verbreitet Goldgräberstimmung, es gäbe nichts, was es hier nicht gibt. Drogen, Kriminalität, Geldgeschäfte.
Wir wagen uns trotzdem ins Gewühl der Innenstadt. Es herrscht sehr reges Teiben, sofort fällt auf, dass alle Geschäfte von Apotheken aufwärts schwer bewacht sind, vor den Banken stehen bis zu drei martiale Typen mit Pumpguns unter dem Arm. Am Straßenrand werden wohl nicht ganz legal kopierte DVDs und CDs verrammscht, dazwischen Obst, Ledersouvenirs und Lotteriescheine. Schwarzwechsler lungern herum – kurioserweise bieten sie einen schlechteren Kurs als die Banken bzw. der Bankomat!

All das soll aber nicht vom aller interessantesten ablenken: Die Elektrifizierung der Stadt. Offenbar darf hier jeder seine private Stromleitung zum Mast führen und die Hauptleitung anzapfen. Das sensationelle Durcheinander von Kabeln und Verbindungen muss aber entweder System haben oder durch Versuch und Irrtum optimiert sein. Aber so kommt eben jeder zu seiner Portion Elektrik, und Strom gibt es ja genug im Lande... 

Durch ein eher unscheinbares Tor geht es in eine Shopping Mall, die augenfällig arabisch-asiatisch dominiert wird. Dementsprechend das Flair: Eine Mischung aus persischer Markt und Siam Square in Bangkok. Shisha neben Sony, sozusagen. Jede Menge fast echter Markenartikel. Da es noch früh am Nachmittag ist, schwirren nicht so viele Konsumenten herum, einige Shops halten Siesta. Anders sieht es bei Monalisa aus. Bereits in Argentinien und Braslilien wurden wir durch die Riesenplakate auf den Einkaufstempel aufmerksam – und drinnen sieht es wie genau in einem europäischen Luxuskaufrauschhaus aus. Und die Preise liegen sicher nicht darunter.


Vom Sushi-Restaurant im Dachgeschoss blicken wir über die Stadt und auf den endlosen Stau, der von der Grenze herkommt. Wegen einer Baustelle ist die internationale Brücke zeitweise gesperrt. Wir haben Glück gehabt...
Gaby reicht es in dieser heißen Stadt voller rotem Staub. Wir fahren nordwärts.

Unsere erste Million !!!


Es ist 13 Uhr 04. Eigentlich hätten wir schon eine Stunde früher da sein können. Da wir aber die Abzweigung zur Freundschaftsbrücke, die nach Cuidad del Este in Paraguay führt verpasst haben, sind wir einfach am Ende der Autobahn gelandet: bei der Einfahrt ins Wasserkraftwerk Itaipu. Aufgrund eines Steiks hat sich die Frage, ob wir eine Führung machen sollen, hier erübrigt.
Schließlich fanden wir den rechten Weg und standen um 13.04 bei der Paraguay Immigration. Freundlich zur Seite gewunken, uns Spanisch-Analphabeten fünfmal die Grenzprozedur erklärt. Den Einreisestempel haben wir gleich, es ist 13:12
50m weit fahren, dort ist der Zoll. 13:13.
Lachende Leute rundherum, die offensichtlich vergnügt warten. Im Gebäude erfahren wir, dass der Zoll von 12 – 13 Uhr Mittagspause hat. Und wir die Uhr um eine Stunde zurückstellen müssen. Es ist 12:15. Bitte warten.

 Ich streune am Zollgelände herum, keiner hindert mich am Fotografieren, alle grüßen, lächeln, genießen ihr Mittagessen. Gaby meint, da habe sich nun sicher eine lange Schlange angesammelt, Es stehen auch verdächtig viele beladene Klein-LKWs herum, Grenzstelle eben.
12:57, ein Kanzleidiener zeigt uns das für uns zuständige Fenster. 12:59 – ein junger Beamter kommt, nimmt unsere Papiere und „verzollt“ uns zügig. Dass wir nicht aus Australia sondern aus Austria sind, quittiert er mit Achselzucken, das Einfuhrdokument fürs Auto bleibt unverändert gültig. Das war wohl keine Hürde, eher ein Senkrechtstart in den „Reichtum“.
Wir schlängeln uns an den vielen Kleinlastern vorbei und sind nun in – ja, wo eigentlich? Es heißt Cuidad del Este, es sieht aber aus wie eine Mischung aus Maputo und Hongkong vor 35 Jahren. Bereits leicht marode Hochhäuser, roter Staub auf der Straße, fliegende Händler, ein paar Glaspaläste dazwischen, am Rand reihen sich die Straßenstandeln. Der Verkehr verläuft hier wesentlich intuitiver als in Brasilien, sieht nach mehr Fahrspaß aus :-)

Mit zwei mal Fragen landen wir bei der Touristeninformation, wir werden ebenso freundlich wie kompetent informiert, das Auto dürfen wir dann gut bewacht vor dem Büro lassen und entdecken das Chaos im angeblich „größten Einkaufsparadies Südamerikas“.
Aber fürs shoppen braucht man Geld, und das wir deinem hier förmlich nachgeworfen. Für einen Euro gibt es gleich 6.000 Guarani!
Durch das Eingeben von 4 richtigen Ziffern werden wir in Windeseile Millionäre! Die Bankomatkarte macht´s möglich, der Automat ist so freundlich und kommuniziert auf englisch mit uns – und hätten wir gewollt, er hätte sogar US-Dollar ausgespuckt. Aber wahrscheinlich keine Million...