Mittwoch, 30. März 2016

was nur den größten Deppen passiert... ein WhatsApp-Dialog

20. März 2016, an Dieter:
Schlecht berechnet. Nach 2000m Höhenmetern rauf war die Tanknadel weit unten. Dafür waren wir beide höhenkrank. Auf über 4000m – wir sind inzwischen in Südperu am Rückweg vom Colca-Canyon – dann eine Kreuzung mit Ständen die auch Sprit verkaufen. Besser als Kanister vom Dach holen, noch 130km bis Arequipa. Dreimal sag ich Diesel, schau beim Einfüllen in meinem Kopfweh dasig zu und lass drei Gallonen reinleeren.
Keinen Kilometer weiter – stotter, Motorwarnlampe, aus. Gerade noch neben Fahrbahn gerollt.
Richtig. Benzin statt Diesel...
Gottseidank Tankablassschraube aufgekriegt (Landcruiser hat sowas...), Umwelt verpestet. Inzwischen gegen Abend, 9 Grad, Wolken und steife Brise...
Mit Spritpumpe Benzin aus Filter gedrückt.
Kanister rein. Mit Pumpen den Lebenssaft nach vorne gebracht – gestartet – gelaufen. Weißer Rauch stieg auf...
Dann, mit 1 Stunde Zwangspause ziemlich erleichtert nach Arequipa gefahren. Ansonsten geht’s uns gut.
23. März 2016, von Dieter:
Das Tanken ist dem Ergebnis einer jüngst von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen geriatrischen Studie für viele ältere Menschen ein gravierendes Problem und damit ein Sicherheitsproblem für die EU geworden.
Tankstellengeschäftsführer haben mir berichtet, dass ältere Landwirte gerne Heizöl statt Diesel in ihren Traktor füllen und es oft nicht mal merken. Die EU überlegt aufgrund dieser Erkenntnisse angeblich, die Tankkenntnisse älterer EU-Bürger in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen und die Fahrerlaubnis ab dem 60. Lebensjahr vom Erwerb eines Befähigungsnachweis (dem sog. Tankbefüllungsqualifikationszertifikat) abhängig zu machen. Wegen der konkreten Prüfungsmodalitäten finden mW momentan Verhandlungen in Brüssel statt.
Ich hbae gehört, dass der EU-Kommission von einem E-Autohersteller in Kalifornien eine ungeheure Summe geboten wurde, wenn die EU ihren älteren Bürgern nur mehr das Lenken eines E-Autos erlaubt. Damit wäre die Gefahr des Falschtankens nachhaltig beseitigt.
Unklar bzw uneinig ist man sich noch ab welchem Alter das Fahrverbot für fossilbetriebene Kraftfahrzeuge kommen soll.
Damit die Damen und Herren in Brüssel nicht auf die Idee kommen, die Altersgrenze bereits mit 55 anzusetzen, solltest du die Geschichte mit dem Falschtanken vorläufig unter Verschluss halten. Ich erzähle es jedenfalls niemandem weiter.
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Also, lieber LeserIn – pssst!

...aber vielleicht ist diese G´schicht ja wirklich Vorbote für neue Entwicklungen, siehe hier: http://orf.at/stories/2330905/

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Gottseidank war unser Freund Michl mit von der Partie, der hat das Ganze souverän bewältigt.
Hier ein paar Fotos vom Ort des Geschehens...
   
Juhu, es geht weiter!
Gaby in Liegesitzposition - und dann zur Feier der erfolgreichen Rückkehr Pisco Sour in Arequipa!

Zu Besuch bei Kondoren – Colca Canyon

Die 150 km von Arequipa in den Colca-Canyon kann jeder bewältigen. Auf der Hauptstraße muss man sich aber eine lange Strecke bergauf mit zahllosen überladenene, untermotorisierten Lastwagen quälen. Überholmanöver sind nicht ungefährlich, die aller anderen noch viel mehr als die eigenen.
Die Alternative ist die Abkürzung: die alte aufgegebene Straße 28 nimmt keine Umwege oder geringere Steigungen in Betracht, sondern führt zwischen dem majestätischen Vulkan Misti – mit seinem 5800m im Spätsommer praktisch schneefrei, ein Opfer des Klimawandels - und dem breitschultrigen, gut 6000m hohen, schneebedeckten Cachani direkt nordwärts. Und steil bergan. Und auf ausgewaschener, steiniger Piste. Mit interessanten Weggabelungen – Entscheidungen können wir trotz guter Instinkte teilweise nur durch Versuch und Irrtum (also hinfahren und am Pistenende umdrehen...) herbeiführen.
   
Die „Abkürzung“ dauert gut zwei Stunden länger (bei halber Streckenlänge) – bietet aber herrliche Blicke. Zunächst auf Arequipa – das man im Smog zumindest verschwommen erkennen kann. Dann auf die mächtigen Hänge des Misti – das Wetter meint es gut mit uns. Und schließlich vergnügt sich im steppenartigen Nationalreservat Salinas-Aguada eine Herde Vicunas in einer kleinen Lagune.
Langen schauen wir diesen eleganten Kameliden zu...
Ein Pass mit über 4900m liegt noch vor uns, Abwechslung bringen die Alpaca-Herden, die auf den Hochalmen über der 4000m-Marke gehalten werden. Putzige Tiere – deren Kopf hat in jedem Alter das klassische Kindchenschema!
 
Michl hat den Liegesitz im Wagenhinteren lange in Beschlag, erfreulicherweise ist sein Magen kurvenbeständig. Es geht nämlich fast 2000 Meter hinunter ins Colcatal. Der Tag geht bald zu Ende – aber die Berge sind heute nicht in Wolken gehüllt. Wir erleben eine wunderbare Abendstimmung, der Regenguss verleiht dem intensiven Grün eine unwirkliche Note. 
   
Apropos grün: Weil soviel davon gesprochen und verglichen wurde, um wie viel tiefer der Colca-Canyon als der Grand Canyon sei, war unsere Vorstellung in wüstenhaften, weit gegliederten Felsabbrüchen gefangen. De facto ist das Tal intensiv landwirtschaftlich genutzt, wunderbare Terrassenfelder wechseln sich mit saftigen Weiden ab. Und der Colcafluss wirkt neben dem Colorado wie ein Bach...
Finster wird’s, der Regen fällt stark – also suchen und finden wir ein angenehmes Nachtquartier. Das lässt uns für den Morgen noch rund eine Fahrstunde bis zum berühmten Cruz del Condor-Aussichtspunkt übrig. Schon in der Morgendämmerung sitzen wir wieder im Auto (einer darf hinten weiterschlafen :-) ) und sehen die hohe, schneebedeckten Gipfel in der Ferne rot aufglühen. Noch ist nichts los auf der Straße.

Als wir knapp nach sieben bei ziemlicher Kälte beim Mirador ankommen, sind wir fast die einzigen Menschen dort. In der Ferne kreisen ein paar der gigantischen Vögel. Immerhin, denken wir... 
Das Naturwunder Colca-Canyon ist wesentlich weniger beeindruckend als erwartet. Da gibt es ganz andere Schluchten auf diesem Planeten! Aber da gibt es ja ein grundsätzliches Schummelproblem: Wir die Tiefe des Canyons korrekt, vom Schluchtrand angegeben, so misst er keine 1200m Tiefe - in den Grand Canyon mußte ich 1800m runtersteigen. Um den „tiefsten Canyon der Welt“ zu bekommen, wurde einfach die Tiefe vom nächstgelegenen Berggipfel gemessen, plötzlich waren es 3270m Tiefe. (Dazu fällt mir das Trekking in Nepal ein – wer zwischen Annapurna und Dhaulagiri durchwandert, befindet sich in einem Tal mit rund 6000m Tiefe...)
Also blicken wir durchaus interessiert, aber auch etwas desillusioniert hinunter, wo sich der Colca seinen Weg zwischen den steilen Felswänden bahnt. Die Landschaft ist inzwischen wesentlich trockener, Felder gibt res ringsum kaum mehr und in den steilen Felswänden geht für die Bevölkerung natürlich gar nichts mehr...
Aber für die Kondore geht’s! Gaby entdeckt gleich drei Stück unter uns an einem Felsvorsprung sitzend. Wenig später gleitet einer herbei – und läßt sich auf dem Stein in etwa fünf Meter Entfernung nieder. Ein weiterer kommt dazu, ein dritter verdrängt den zweiten. Das Jungtier darf einem Senior das Gefieder putzen. Offenbar sind wir in eine Kondorflugschule geraten – ein Jungvogel schaut mit sehr fragendem Blick von seinem Stein in die Tiefe... und breitet dann doch die Schwingen aus. Insgesamt geben sich zumindest 14 Kondore heute früh hier die Ehre.
   
   
Bei all dem tierischen Treiben bemerken wir kaum, wie sich die Ränge hinter uns füllen. Ab 8 Uhr treffen die Touristenbusse im Minutentakt ein. Die Souvenirhändler haben sich inzwischen auch in Position gebraucht – der Tag kann anbrechen.
Die Kondore verschwinden allerdings recht bald, nutzen den Aufwind an den Felshängen für ausgiebige Gleitflüge und sind nur mehr als kleine Punkte am blauen Andenhimmel zu erkennen.

Dienstag, 29. März 2016

Stadt im ewigen Frühling - Arequipa

  
Die Stadt des ewigen Frühlings. Dieser tolle Hintergrund mit schneebedeckten 6000-ern. Der beste Silberschmuck von ganz Südamerika. Der schönster Hauptplatz des Kontinents. Ein Ort zum Wohlfühlen.
Na, da muss sich die zweitgrößte Stadt Perus aber anstrengen, will sie all den Attributen gerecht werden, die wir gehört haben...
… und außerdem: hier trifft man seine Freunde. Praktisch zeitgleich mit unserer Ankunft am innenstadtnahen Stellplatz im Hostal Las Mercedes bezieht Michl ein Hotzelzimmer nahe dem Plaza des Armas, in einem Haus aus dem 17. Jh. Ohne genaue Abmachung logiert er keine fünf Gehminuten von uns entfernt.
Groß ist die Wiedersehensfreude - bei Gaby kurzzeitig gedämpft: Michl hat uns zum Lunch in die beste Cevicheria des Landes bestellt. Hier gibt’s rohen Fisch mit viel Zwiebel - meines Weibes kulinarischer Albtraum... Ich finde diese kulinarische Seite Perus gar nicht übel.  Zu ihrem Trost gibt’s dann den Kaffee und Kuchen unter den Arkaden des Hauptplatzes, erster Stock, tolle Sicht auf die ziemlich junge Kathedrale (19.Jh.) und alte Verwaltungsgebäude...
Groß ist die Freude – und wir finden es cool, den Quasi-Nachbarn am anderen Ende der Welt zu treffen! Das Thema des Tages lautet, wie kommen wir zu dritt im Zweisitzer in den Colca-Canyon? Die Option einer gebuchten Tour fällt nach kurzer Info-Phase weg. Wir wollen es doch etwas individueller als im Touri-Bus-Konvoi gegängelt zu werden...
Also beschließen wir, am nächsten Morgen - mit abwechselnd einem hinten im Bett kauernd - den Zweitagesausflug anzugehen.
Plaudernd ziehen wir durch die Altstadt, ein Blick in einen Souvenirladen hier, ein Foto dort, Arequipa ist tatsächlich ein höchst angenehmes Pflaster für uns Touristen...
   
Die Peruaner empfinden wir als sehr höflich, freundlich und diese positive Stimmung schlägt sich auf das gesamte Stadtbild nieder.  Obwohl bei weitem nicht alles hier so malerisch ist wie die Altstadt...
Jetzt steht  das absolute Highlight der Stadt am Programm: Sta. Catalina, das nach Katharina von Siena benannte Frauenkloster, das nach langer Renovierung wieder geöffnet ist und jeweils an Dienstagen und Donnerstagen in den Abendstunden bei Kerzen- und Fackelschein besonders beeindruckend wirkt! Da Gaby sich bei der Erkundung im Klosterlabyrinth bestens mit Michl ünterhält - habe ich etwas mehr Zeit für (hoffentlich ganz) gute Fotos!
Ja, Arequipa ergibt sich in die Erwartungen - nur das mit dem Silberschmuck funktionert nicht so, wir haben leider keinen Siberschmied gefunden.

auch Chile geht einmal zu Ende – Caleta Vitor & Arica

Die Nachricht hat uns in Iquique ja absolut überraschend erreicht. Einer unser besten Freunde hat sich über WhatsApp gemeldet – er kommt gerade aus Australien und ist soeben in Lima gelandet. „Wo seid ihr – und können wir uns treffen?“

Wir werfen daher die Idee von den Vulkanen hoch hinter Iquique und dem Lauca Nationalpark einfach über Bord und steuern die Nordgrenze Chiles an. Als möglicher Treffpunkt hat sich Arequipa herauskristallisiert. Wäre doch echt lustig, einen Freund, der in rund 300m Luftlinie von unserem Daheim wohnt, in Peru zu begegnen...

Die Panamericana hat uns nun doch. Fad , aber doch abwechlsungsreich: es müssen sehr tiefe (Trocken-)Täler gequert werden. Tausend Höhenmeter runter – tausend Höhenmeter rauf.
Links und rechts vom Asphaltpfad lassen sich riesige Geoglyphen finden. Der ziemlich berühmte „Gigant von der Atacama“ etwa – über 80 Meter hoch – und keiner weiß, was die Figur darstellt oder weshalb sie an den Berghang gelegt wurde. Ein anderer Hang bietet viel Platz für eine aus Felsbrocken zusammengelegte Lamaherde. Weshalb, wofür?
Anders sieht es mit den modernen Steinlegungen aus: „125 Jahre Coca Cola“ – da kann man sich was drunter vorstellen! Und ganz besonders super: es handelt sich um das größte Coca Cola Logo der Welt.
Zeit wird’s, ein Nachtlager zu finden. 20km sind es zur Küste, aber in diesem Tal führt eine Straße zur Mündung. Was erwartet uns? Ein toller Sonnenuntergang und zur Abwechslung eine stillgelegte Mine. Wir haben eine ganze Bucht für uns allein! Nicht ganz allein, eine Menge neugieriger Rotkopfgeier umgibt uns.
Letzte Station Arica. Jüngste Region Chiles, abgespalten von Iquique, Grenzgebiet. Abklatsch von Iquique? Nein, nette, lebendige Kleinstadt mit eigenem Flair und einigen interessanten Punkten. 
Da wir aber Michl, unserem Freund entgegeneilen, schätzen wir diese nicht, sondern fahren direkt an die peruanische Grenze. Nach 5000km Landeslänge seit Punta Arenas geht Chile hier doch tatsächlich das Staatsgebiet aus...
In weniger als einer Stunde sind die Formalitäten erledigt. Der peruanische Zöllner vergisst eigentlich, unserem Fahrzeug Einreisepapiere auszustellen. Ich erinnere ihn daran, die Prozedur entwickelt sich zum Englischkurs für den freundlichen, jungen Beamten – er fragt nach hundertundein Vokabel.
Dafür trägt er unsere Autonummer falsch ins Zolldokument ein. Eine 7 fehlt. Die nächste Zollkontrolle, 100km weiter, entdeckt den Fehler. Kurze Aufregung, langes Telefonat, dann bekommen wir den Stempel aufs Papier und einen Tipp dazu: „Bei einer Kontrolle sagt als erstes, dass die Nummer nicht ganz stimmt, dann sollte es keine Probleme geben!“

Peru stellt sich freundlich vor, wir freuen uns schon aufs Entdecken des Landes!