Mittwoch, 21. Oktober 2015

Kohlberg – der gute Rote (San José de Chichitos, Bolivien)

Bei einem Traveller-Tratsch nahe der Rio-Paraguai-Fähre haben wir erfahren, dass Aqua Caliente ein netter Übernachtungsort sei. Auf neuer Asphaltstraße - Teil des Projekts "Bioceano" von Brasilien nach Chile - fahren wir westwärts. 


Rund 200km nach der Grenze erreichen wir den Ort erst bei Dunkelheit, finden aber einen Stellplatz unter Palmen an einem lauwarmen See – herrlich für einen Nachtswim!
Gaby genießt gerade das Morgenbad, als ein Regenguss uns flüchten läßt, der weiche Boden könnte ganz morastig werden.



Wir suchen und finden die Reste der überwucherten ehemaligen Jesuitenmission bei Taperas, ein netter Umweg in die Botanik.

 



Gegen Mittag erreichen wir das Tagesziel, San José de Chichitos. Hier bildet die ehemalige Jesuitenreduktion noch immer den Mittelpunkt des Städtchens und ist bestens erhalten. Weltkulturerbe.
Wir platzen gerade hinein in einen fröhlichen Menschenauflauf auf der Plaza, Männer in weißen, weiten Gewändern und ausladenden Hüten, Frauen in traditionellen Kleidern – vor der tollen Kulisse der Mission.
Es wird gerade der „Tag der Tradition“ gefeiert. (Wir lernen rasch: in Bolivien gibt es immer etwas zu feiern, und das ausgiebig...)
Sogar die frisch gekürte "Königin der Tradition" nimmt sich unser an... 

Leider löst sich der Umzug gerade auf, die Menschen verlassen langsam den Hauptplatz oder sitzen unter den Arkaden rund um die Plaza.




Wir kommen mit einer bereits beschwingten Gruppe ins Gespräch – und ich bin sehr verwundert, als man Österreich gleich mit unserem „Roten Heinz“, dem Bundespräsidenten Fischer, in Verbindung bringt. Rasch werde ich aufgeklärt: Fischer hat vor wenigen Tagen den höchsten Orden Boliviens erhalten – als „Lebensretter“ des Präsidenten Evo Morales. Dieser indigene Landeschef gilt ja derzeit als „rote Kultfigur“ in Lateinamerika.


Es werden immer mehr Menschen hier am Straßenrand, der große Grill wird gerade angeworfen und wir müssen versprechen, in einer Stunde zum Festmahl wieder aufzukreuzen. Was wir gerne tun.


Das Essen ist reichlich, neben dem Fleisch gibt’s wie immer Reis und Maniok. Allein, zur Nahrungsaufnahme kommen wir kaum, entweder möchte jemand mit uns reden oder anstoßen. Ein wenig Englisch und unsere Spanischbrocken fliegen durch die Luft, aber wichtiger ist das Anstoßen. Und da lernen wir etwas wichtiges: In Bolivien gibt es guten Roten! Die Gegend rund um Tarija hat beste Voraussetzungen für Weinreben. Und Kohlberg dürfte dort das größte Weingut sein.

Bis in die späten Nachnittagsstunden bleiben wir picken und ich muss aus Promille-Gründen so manches Nachfüllen des Glasen mit einem „guten Roten“ auslassen. Dazu zeige ich das Bild vom Pick-Up, der den Weg in den Fluss gefunden hat. Besser nüchtern bleiben...


Das war jedenfalls ein Start nach Bolivien wie man ihn sich nur wünschen kann!

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