Da der im Reise-Know-How-Führer
versprochene „ liebliche Ort mit mildem Mikroklima“ ein
stürmisches Staubloch ist, verlassen wir Los Antiguos am Lago Buenos
Aires rasch und queren nach Chile.
Das im South America Handbook als
„staubiges Nest“ beschriebene Chile Chico am Lago General Carrera
entpuppt sich als süßes Städtchen mit guter Infrastruktur, mit
viel Grün, natürlich mit Wind, aber ohne viel Staub... Hier fühlen
wir uns wohl. In der Bahia Jara finden wir einen netten Campingplatz.
Nicht täuschen lassen: Zwei Namen, ein
See. Und zwar der zweitgrößte des Kontinent (nach Titicaca und
zugleich der tiefste in Südamerika, etwa 590m).
Über den See gibt’s eine Fähre
nordwärts, die möchten wir nehmen, um dann die berühmte Carretera
Austral am Westufer entlang südwärts zu gondeln. Per Stand-by
erwischen wir den vorletzten Platz der einmal-täglich-Fähre.
Abfahrt 9 Uhr. Eine herrliche Bergkulisse im Westen wird von der
Morgensonne angestrahlt. (An der argentinischen Küste ist der See in
der brettebenen Pampa, man glaubt es kaum!)
Der Wind frischt auf, das Wasser fliegt
waagrecht am Schiff entlang, ich schätze rund 7 Windstärken. Und
während wir die gut zweistündige Überfahrt genießen, spielt sich
vor Puerto Rio Tranquilo an diesem 8. Dezember beim Westufer eine
Tragödie ab.
Ein älterer Herr fährt trotz des
Sturms mit dem Kajak auf den See hinaus, kentert, kann sich wegen
Wind und Welle nicht mehr aufrichten, wird herausgefischt – und
stirbt am Weg ins Krankenhaus wegen Unterkühlung. Dieser Mann ist
Douglas Tomkins, Gründer der maßstabsetzenden Outdoor-Marke „The
North Face“. Steinreich. Und größter privater Landbesitzer in
Chile. Diese Ländereien dienen aber nicht dem Privatvergnügen, als
Philanthrop möchte möglichst viel Natur retten und als Nationalpark
der Öffentlichkeit zugänglich machen. Was wegen der Landanhäufung
nicht zuletzt bei der chilenischen Regierung für Verwirrung gesorgt
hat. Sein „Park Pumalin“ bei Puerto Montt und Besitzungen nahe
Cochrane sind aber bereits anerkannte Schutzgebiete.
Wer mehr darüber wissen möchte: https://de.wikipedia.org/wiki/Pumal%C3%ADn-Park
Und dieser Outdoor-Experte und
Naturfreak stirbt nun bei einem Abenteuer-Naturerlebnis... Spannend,
wie es mit den Besitzungen - die ja seiner Stiftung gehören - nun
weitergehen wird.
Wir kommen etwas durchfroren, aber
durchaus munter in Puerto Ibanez , dem wichtigsten Hafen am See, an.
Wichtigster Hafen? Städtchen? Kleines Kaff, alles geschlossen...
(Saisonbeginn vielleicht zu Weihnachten?)
Wir besuchen die mächtigen Kaskaden des Rio Ibanez und fahren die letzten Asphalt-Kilometer für die nächsten Tage zum Cerro Castillo.
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