Abwechslung tut not – nach soviel
Gebirgseindrücken, Lagunen und Felsformationen können wir die Anden
gar nicht mehr richtig schätzen.
Also entschließen wir uns, anstatt die
Ruta 40 südwärts zu nehmen, quer durch das Land zu fahren und
nehmen uns die Halbinsel Valdes als nächstes Etappenziel.
Unterwegs schauen wir noch in „Ches
Kinderstube“ vorbei – der asthmakranke Revolutionär hat die
Kindheit im Luftkurort Alta Gracia nahe der Großstadt Cordoba
verbracht. Im Museum, seinem alten Wohnhaus, finden wir das Motorrad
vor, mit dem er Südamerika bereist hat, erfahren, dass seine Eltern
adelige Plantagenbesitzer gewesen sind, die ihm eine finanziell eher
sorgenfreie Jugend ermöglicht haben – und dass er schon als Bub
die Spiele seiner Clique organisiert hat. So also wird man
Weltverbesserer (und Ikone der Ideologie-Kommerzwelle).
Ich diskutiere mal kurz mit dem Ideal meiner Jugend und nehme auf der Bank platz, die 2006 schon Fidel Castro und Hugo Chavez abgewetzt haben...
Als Kontrastprogramm
bietet der Ort ein interessantes Weltkulturerbe – eine von Jesuiten
errichtete Estancia aus dem 17. Jh. Auch hier wurde wohl versucht,
die Welt zu verbessern und die lokalen Indios zu bekehren...
Nach einem Kurzbesuch im
etwas weniger herausgeputzen Cordoba – ich bin versucht, ein
Denkmal für den Hans Krankl zu errichten, schließlich hat er „uns“
hier zum denkwürdigen 3:2 gegen die BRD bei der Fußball-WM 1978
geschossen – beginnt das Kilometerfressen Richtung Patagonien.
Vor uns liegen 2000km
Flachland. Ab in die Pampa!
Es wird uns nicht
langweilig in diesem riesigen Sojaanbaugebiet. Der Wettergott macht´s möglich. Tiefhängende Wolken,
Sturmböen, Wetterleuchten begleiten uns.
In Rio Quarto sind wir
kurz nach einer lokalen Sintflut, Häuser stehen unter Wasser, große
Pick-ups sind in den Graben gespült worden. Der Himmel macht auf
unschuldig und zelebriert hinter den Wolken einen tief orangefarbenen
Sonnenuntergang.
Der nächste Tag bringt
neben Sonne einen anständigen Hagelsturm, der ein paar kleine Dellen
in der Motorhaube hinterlässt. Dafür schaffen wir heute 830km, mit
Abstand die längste Etappe unserer Reise, praktisch ermüdungsfrei.
Da freuen wir uns über die PKW-Eigenschaften unseres Landcruisers...
Zur Belohnung sind wir
gegen Abend in Las Grutas, wo eine riesige Kolonie von (leider sehr
unmelodiös kreischenden) Papageien in den Uferklippen nistet. Und
ein Bad im Atlantik erweist sich hier als gar nicht so kalt!
Die Fahrt durch die Pampa
ist spritsparend (wir kommen auf rund 11 Liter Diesel) und wir freuen
uns, als wir sehen, dass der Spritpreis in Patagonien subventioniert
und damit etwas günstiger ist.
Der Kilometerzähler
überwindet ohne Schwierigkeiten die 280.000km-Marke und durch den
„großen Sprung südwärts“ haben wir nun rund 15.000km in
Südamerika zurückgelegt.
Nun hoffen wir,
zeitgerecht auf der Halbinsel Valdes einzutreffen, um Wale noch vor
ihrer Abreise Richtung Antarktis anzutreffen!
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