Samstag, 14. Mai 2016

GALAPAGOS – die östliche Runde

 
Sind die tolpatschig, die Albatrosse. Sind sie über den Wellen die Könige der Lüfte, so bewegen sie sich an Land sehr ungeschickt.
Erst vor ein paar Wochen sind die großen weißen Vögel zur Brut auf der Insel Espanola gelandet und offenbar sind noch nicht alle Partnerschaftsgeschichten geklärt. Jedenfalls gibt es vor unseren Augen immer wieder Diskussionen – geführt mit weit aufgerissenen Schnäbeln und weit geöffneten Schwingen. Dies ist bei 2,5m Spannweite schon recht imposant, finden wir alle. Wir alle?
Unsere neuen Reisebegleiter sind eine bunte Mischung aus allen Erdteilen: Ein Broker aus Shanghai mit chinesischstämmiger, in New York lebender Bankerin, eine Australierin mit vielen Jahren in Japan muss gemeinsam mit einem in Canberra gebürtigen Vietnamesen in die ebenso laute Nachbarkabine der "Reina Silvia“ einziehen, ein Rentnerpaar aus dem Ruhrgebiet springt von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen (Beispiel? Zur Chinesin, nahe bei Seelöwen, sie zückt das I-Phone zum fotografieren: „das nächste Mal kommst besser mit einer guten Kamera....!“). Ein pensioniertes Paar aus Wisconsin bezieht den Stateroom am Oberdeck (Der Deutsche beim Abendessen: " Ihr seid ja auch die einzigen, die hier Vollpreis zahlen!"), dazu die beiden Texaner (an seine groben Sprüche haben wir uns gewöhnt, es ist doch recht lustig mit den beiden...) und wir, die des öfteren an Deck schlafen, weil es neben den Motoren zu laut ist.
   
Das Schnorcheln ist hier im Osten wesentlich angenehmer – das Wasser hat um ein paar Grad mehr. Allerdings – außer an einer Stelle ist die Unterwassersicht aber auch nicht besser.
Trotzdem gibt es viel zu bestaunen. Von grasenden Schildkröten über schlafende Haie undfaule Rochen bis zu jagenden Pelikanen, die ihren langen Schnabel wie Harpunen ins Wasser schießen. Kaum vorhanden sind Korallen, dafür bietet die im Pazifik erstarrte Lava der Vulkaninseln bizarre Unterwasserformen und kleine Höhlen, die ich tauchend erforsche. 
Apropos Lava: Bei einem Landgang auf der Insel Santiago kommen wir aus dem Staunen gar nicht heraus, so kreativ haben sich die flüssigen Massen erhärtet und eine faszinierende Formenvielfalt gebildet.
Ganz nach unserem Geschmack ist dann der Aufenthalt in Genovesa: wir haben viel Zeit, um am Strand und nachmittags an der Steilküste die Vogelwelt zu studieren. Fregattvögel und alle Tölpelarten sind zahlreich vertreten, aber auch Eulen, ein Galapagos-Habicht und viele Finken bevölkern durch die Insel.
Bei einigen anderen Landgängen dieser Runde ist das Zeitbudget gar nicht großzügig, weil unsere Aufenthaltsdauer stark limitiert ist: Nach zehn Uhr kommen die Boote mit Tagesbesuchern, die dann etwa die Insel Bartolomew und die Landungsplätze auf San Cristobal ansteuern. Seit 1. Mai darf auch Espanola von Tagesausflugsbooten angesteuert werden... Da muss sich unser Kapitän sputen, rechtzeitig den Anker zu lichten.
Immer wieder lustig sind natürlich die Seelöwen, die mit gesundem Selbstbewusstsein und einer Portion Neugier uns über und unter Wasser genau betrachten.
   
Ein paar vereinzelte Pinguine stellen sich tapfer zur Schau – hier befinden sich die einzigen Exemplare, die es in die nördliche Hemisphäre geschafft haben.
   
Nach etwa 12 Tagen sind wir beide dann einerseits recht gesättigt mit all den tierischen Begegnungen und andererseits aufgrund des permanenten Programms (pro Tag vier bis 5 Aktivitäten!) und der unbefriedigenden Schlafsituation recht erschöpft. 
Vielleicht ist dies der Grund, dass wir die letzten Landgänge als weniger spannend in Erinnerung haben. Besonders schwach war der Besuch am roten Strand von Rabida – denn was haben wir von der Information, dass in der Lagune früher Flamingos mit besonders starker rosa Färbung gelebt haben...?
Nach zwei Wochen an Bord des Bootes sind wir also vollgestopft mit Eindrücken, Erlebnissen und Begegnungen, die noch einige Zeit zur Verdauung benötigen werden.

Interessant, nicht nur wir, auch die Aussies konnten mit der Kindergarten-Behandlung durch den Guide wenig anfangen („ if he would talk like this to my mum, she would say „Piss off!“ “). Der Guide fühlte sich in der Multikulti-Gruppe sichtlich weniger wohl und auch das Service war weniger gut als in der ersten Woche – die Aussicht auf amerikanische Trinkgeldspendabilität verleiht Flügel. Und rückblickend stellen wir fest, dass dieses unreflektierte Positivdenken der Amis in der ersten Woche an Bord durchaus gute Schwingungen verbreitet hat.

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