Eigentlich sollte man ja in Ecuador
bleiben. Wo sonst gibt es vier Liter Diesel um einen Euro???
Aber wir sind mit dem Land noch nicht
richtig warm geworden und möchten es auf unserer letzten Teilstrecke
nochmals probieren, ob wir eine Liebe für Ecuador finden können.
Wir lassen die endlosen
Bananenplantagen hinter uns und winden uns bergwärts, den Wolken
entgegen. Das Wetter bleibt aber besser als es zunächst aussieht und
obwohl wir einen Teil der Strecke zum zweiten Mal fahren – es ist
Neuland für uns, ohne dichten Nebel sieht das recht zersiedelte
Hochland einfach nach mehr aus.
Wir fragen uns, ob hier wohl alles mal
bewaldet war. Heute gibt es nur mehr Eukalyptus und vereinzelte alte
Bäume auf den Berghängen und kleinen Hochbecken, ansonsten ist
alles der Landwirtschaft gewichen.
Mit viel Interesse fahren wir nach
Incaprica, schließlich sind wir ruinenentwöhnt. Als wir aber das
kleine Häufchen zu Tode restaurierter alter Steine aus der Inkazeit sehen, sparen wir
uns das Eintrittsgeld.
In Cuenca angekommen, meint ein junger
Slowene, der im gleichen Hostal logiert – und seinen
Lebensunterhalt mit ein paar Milchkühen auf einer Farm bei Quito
verdient! - zu Incaprica: „Yes, it´s nothing – but they are so
proud of it...“Cuenca ist bei unserem zweiten Besuch nicht wiederzuerkennen: statt der zahllosen kleinen Märkte, die vor drei Wochen alle Gassen gesäumt haben, herrscht geschäftiges Treiben und die alten Häuser und gepflasterten Gassen kommen besser zur Geltung.
Es gefällt uns wieder hier, außerdem
können wir einige wichtige Dinge erledigen: Der Kamera-Sensor erhält
eine Reinigung, für meine Brille finde ich einen hochklappbaren
Sonnenbrillenaufstecker (sehr praktisch bei wechselnden
Lichtverhältnissen unterwegs!) und Gaby kann ihr etwas ausgeleiertes
indisches Silberarmketterl fachmännisch verkürzen lassen.
Und nach dem abendlichen Regenguss hat
die leicht morbide Altstadt ein zauberhaftes Flair...
Nach soviel Stadt zieht es uns wieder
in die Natur – und unsere Route folgt den Bedürfnissen: Wir
möchten nun bis nach Cuzco im Süden Perus immer in den Anden
bleiben. Das bedeutet, wir wollen interessante und „interessante“
Strecken befahren.
Der erste Teil ist Freude pur, über
guten Asphaltpfad gelangen wir nach Vilcabamba, einen absolut
relaxten Ort inmitten herrlicher grüner Hügel. Einen davon
erklimmen wir hoch zu Ross, was bedeutet, dass wir dann auf rund
3000m sind.
Der 360-Grad-Ausblick dort oben lässt uns lange
verharren, dazu gibt’s einen Einblick in die Landwirtschaft.
Wir
streifen durch den Garten unseres Führers, durch Bananen-, Papaya-,
Limonen- und Kaffeegewächse, bunt gemischt. Dazu Hühner, Schweine,
Rinder, zwei Hunde und eben ein paar Pferde. Und alle hier futtern Bananen! Unser Gastgeber Holger (ehrlich, auch diesen Namen gibt es hier!) bereitet am offenen Feuer Kaffee, dazwischen ist Tierfütterung angesagt. Einfaches Leben als
Bergbauern – aber Handyempfang gibt es trotzdem und ein weiteres
Haus in der Ortschaft bietet Abwechslung.
In diesem Gebiet haben sich inzwischen
über 1000 Europäer niedergelassen, viele agile Rentner schätzen
das milde Klima und bauen sich tolle Häuser in die Landschaft und am Hauptplatz tummeln sich die Alt- und
Junghippies...
Angeblich leben hier
überdurchschnittlich viele Hundertjährige – aber diese
Geschichten kennen wir ja aus Griechenland...
Wenig südlich des üppigen Tals wird
es „interessant“: die Straße weicht der Piste und es geht
in Serpentinen auf und ab. Für die nächsten 120km benötigen wir
daher rund 4 Stunden. Dann sind wir in Zumba, ein extrem
unscheinbarer Ort, der Gaby aber Sehnsucht nach ihrem Fitnesstraining
beschert. Weil wir eh recht schnell unterwegs sind, schaffen wir auch
noch die Strecke bis zur Grenze, weitere 30km auf schmaler Piste.
Ein Grenzübergang wie ein Besuch bei
Freunden erwartet uns. Entspannter und freundlicher geht es wohl
nicht mehr... Nach rund 5 Minuten haben wir die ecuadorianische
Grenze passiert und verlassen das Land mit herzlichen
„Suerte!“-Wünschen von Zöllner und Grenzposten. Dann sitzen sie
wieder im Beisl. In den letzten Tagen können wir uns doch noch mit Ecuador anfreunden - was Wetter und Landschaft doch ausmachen!
Statt der gebrechlichen Fähre erwartet
uns eine neue Brücke und auf der anderen Seite der peruanische Zoll
sowie eine Überraschung.
Zunächst die Formalitäten. Bei der
Immigration werden wir höflich gefragt, wie lange wir im Land
bleiben möchten. „Drei Monate, bitte!“ „Kein Problem, dann
trag´ ich 100 Tage ein! - Ähem, welches Datum ist heute?“ Dann
stellt er das Datum des Einreisestempels um. Mit anderen Worten:
Heute sind wir sicher die ersten – aber es ist ja auch erst 17
Uhr... Etwas komplizierter wird es beim Zoll. Der kleine, bebrillte
freundlich lächelnde ältere Herr erklärt uns, fürs Auto kann er
maximal drei Monate genehmigen. Kein Problem. Ein Problem ist
allerdings der Computer. Das Format des neues Formulars will nicht
passen ausgedruckt werden...
Also versuche ich den Amtscomputer
richtig einzustellen. Zusätzlicher Spaß: alles auf spanisch im
Blechtrottel, eh klar. Nach einigen Fehldrucken und flehenden Blicken
von uns allen schaffen wir auch diese Hürde und der Grenzschranken
geht nach ordentlich Small Talk nebenbei für uns hoch. Wir kommen
wieder nach Peru, begleitet von einem ganz netten Zöllnerlächeln.
(Ein Tipp für Südamerika: Pässe
gleich mit der Einreisekarte kopieren, wird von den Polizeikontrollen
akzeptiert und man muss nicht das Originaldokument aus der Hand
geben. Hier hat auf unsere Bitte hin gleich der Zöllner die
Kopierarbeit für uns erledigt...)
Die Überraschung? Seit ein paar Wochen
führt die neue Asphaltstraße bis zur Grenze, wir kommen also so
rasch weiter, dass wir gerade mit der Dunkelheit im größeren Ort
San Ignacio eintreffen.
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