Dieses weiß getünchte, wunderbar
kolonial anmutende Städtchen liegt auf rund 2300m Seehöhe – und
ist die Hauptstadt der Provinz Amazonas. Von wegen
„Amazonas-Tiefland“!
In der näheren und weiteren Umgebung
liegen zahlreiche archäologische Stätten, die der
„Chachapoyas-Kultur“ zugeordnet werden. Übersetzt heißt dieser
Quechua-Ausdruck eben „Wolkenmenschen“ oder „Nebelkrieger“.
Das Wetter beweist, dass die Bezeichnung treffend ist und wir sind
gespannt, was uns erwarten wird.
Die blauen Himmelsflecken mit warmer
Sonne werden immer wieder von dunklen Wolken gefressen und mit einem
kurzen Guss quittiert.
Immerhin gibt es im Ort genau zwei für
unseren Wagen passende Batterien (der Landcruiser-Diesel hat nämlich
zwei Starterbatterien). Ein Erfolg ist verbucht, wir können uns ohne
Herzklopfen wieder auf einsame Pisten wagen!
Wir nisten uns in der Herberge
„Amazonas-Hostal seit 1936“ direkt am Plaza de Armas ein, der
nette Besitzer ist wohl noch ein wenig älter. Die knarrenden
Holzböden intensivieren den Charme der einfachen Unterkunft mit dem
hübschen Arkaden-Innenhof. Das bleibt für ein paar Tage unser
Hauptquartier, der Zimmerpreis von 17 Euro (mit windschiefem eigenem
Badezimmer) lässt den Campinggedanken verblassen.
Wir wandern über uralte gepflasterte
Pfade, die lange vor der Inkazeit angelegt worden sind (nur der Plastik- und Alumüll dürfte etwas jünger sein...)
durch die üppige Landschaft und stöbern in überwachsenen Ruinen,
die noch auf die archäologische Aufarbeitung warten. Da die
Steinwände und Rundbauten eh schon über tausend Jahre alt sind,
wird noch ein wenig warten auch nicht stören...
Ganz typisch für den Nebelwald sind die Bromelien, die als wunderschöne Mitbewohner an den Bäumen kleben.
Allerdings, so erfahren wir, die Idylle täuscht. Es gibt
einen Wettlauf zwischen Grabräubern und Forschern, denn es gibt noch
immer viel zu entdecken in der ziemlich unwegsamen, zerklüfteten
Gebirgslandschaft. Besonders eben Gräber, Sarkophage und Mumien mit
wertvollen Beigaben sind in jüngerer Vergangenheit gefunden worden.
Wir beteiligen uns nicht an der Suche, wir wollen einfach das Bekannte für uns entdecken. Blöd nur, dass die Sehenswürdigkeiten
nicht an der Hauptstraße liegen. Nach holpriger und kurvenreicher
Anfahrt steht jeweils ein längerer „Spaziergang“ vor dem
kulturellen Highlight.
Wir besuchen den Ort der Toten („Pueblo
de los Muertos“), wobei das nicht ohne recht waghalsige Kletterei
in der Steilwand abgeht. Gaby reicht der Blick vom Eingangstor, ich
wage mich ein paar Nischen weiter, balanciere am Abgrund entlang und befinde mich zwischen
jahrhundertealten Knochen – und in der Gesellschaft vieler
Moskitos.
Ein wenig unterhalb „entdeckt“
Gabys Adlerauge einige Sarkophage in einer Felsnische, die sind aber
wirklich unerreichbar.
Gut erhaltene Gräber in Statuenform
finden wir in Karajia vor, wieder müssen wir einen Steilhang
hinunterwandern, bis wir die in Felsnischen gearbeiteten Grabmäler
sehen. Wer wurde hier bestattet, warum gerade in diesen Nischen
(abgesehen vom Schutz vor der Witterung in den Überhängen...),
welche Zeremonien wurden hier veranstaltet? Viele Fragen zu dieser
Kultur sind unbeantwortet.
Sicher ist, dass die Inka im 15. Jh.
dieses Gebiet erobert haben, die Chachapoyas aber nie ganz
unterwerfen konnten – deshalb spricht man in dieser Gegend auch
kaum Quechua. Die Führer dieser Zivilisation unterstützten dann die
Spanier im Kampf gegen die Inkas – wobei fraglich ist, ob sie mit
dem Endergebnis der spanischen Kolonisation besser gefahren sind.
Immerhin können wir deshalb im 1538 gegründeten Levanto die
zweitälteste christliche Kirche östlich des Andenhauptkamms
bewundern...
Aber vielleicht waren Europäer
schon viel früher hier? In einem anderen nahegelegenen Ort gibt es
ziemlich viele blonde Menschen. Manche Wissenschafter behaupten, sie
seien Nachfahren der Wikinger, die angeblich schon Jahrhunderte vor den Konquistadoren in Südamerika waren. Funde von Runentafeln in Brasilien
sollen diese Theorie untermauern. Immerhin ist dieser Forschungsfrage
auch schon ein altgedientes Mitglied des TCA (Traveller Club Austria)
nachgegangen.
Wer mehr wissen möchte, kann hier einhaken: http://www.suedwind-magazin.at/klarstellung-232966
Wer mehr wissen möchte, kann hier einhaken: http://www.suedwind-magazin.at/klarstellung-232966
oder hier nachlesen:
http://www.siegfriedhagl.com/merkwuerdige-geschichten/wer-entdeckte-amerika-wirklich
Es ist eben eine Wunderwelt rund um Chachapoyas - und da
darf man auch historisch interessante Fragen stellen...
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