Wir brauchen also vier neue Reifen,
unsere restlichen drei Toyo Open Country sind nach über 40.000km
(mehr als die Hälfte auf unbefestigten Straßen) ziemlich am Ende.
Eigentlich wollten wir zurück nach Iquique/Chile, weil in diesem
Zollfreigebiet gibt es die billigsten Pneus in Südamerika. Aber
lohnen 150 Euro Ersparnis über 1000km Weg? Nein – und außerdem
wollen wir die Beine unseres Autos rasch wieder ident bestücken...

Ja, es gibt unsere Dimension (265/75
R16), aber das was ich möchte, nämlich die verstärkten All Terrain
Reifen von Hankook gibt es nicht auf Lager. Die etwas grobstolligeren
MT wären lagernd beim Hankook-Vertreter. Übermorgen könnte er die
AT aber aus Lima herbeigebracht haben... "Vielleicht", denken wir uns.

Von wegen Reifen kosten hier das
Doppelte!!

Wir bestellen daher die Hankook, morgen
Mittags sollen sie aus Lima da sein. 540 Soles soll einer kosten -
na, billiger wird’s also auch noch!
Wir erkunden die wenig attraktive Stadt
und besuchen am Vormittag Torres Torres, ein paar skurrile Felskegel,
die an die Hoodoos im Südwesten der USA erinnern. Peruanischer
Gepflogenheit entsprechend erscheinen wir erst weit nach Mittag –
um zu erfahren, dass der LKW angeblich irgendwo am Weg steckt, die
Reifen kämen frühestens in der Nacht. Des Verkäufers
Gesichtsausdruck lässt daran Zweifel aufkommen und wir beschließen,
in der nächsten größeren Stadt, in Ayacucho, unser Glück zu
versuchen.
Ayacucho war einst, in den 1980-er
Jahren, das Zentrum der Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“.
Die Entwicklung des Landstrichs ist durch diesen Kleinkrieg, der
tausende Menschen das Leben gekostet hat, nachhaltig behindert
worden. Erst 1999 erreichte eine Asphaltstraße die ansehnliche
Provinzhauptstadt. Vielleicht ist dies aber mit ein Grund, weshalb
Ayacucho sich viel Charme erhalten hat? Das ruhige Leben der Stadt
hilft unsere Reifensuche entspannt fortzusetzen.
Tatsächlich finden
wir, was wir suchen, unser Schlafwagen wird aufgebockt, runter mit
den alten Schlapfen – aber leider war der Reifenhändler etwas zu
optimistisch: er hat uns zwar für vier Reifen einen Diskont gewährt
– er findet in der Stadt aber nur 2 Stück … Andere Optionen wie
chinesische fabrikate, einheimische Good Years und dünnwandige
Dunlop wollen wir nicht, wir werden also unsere Suche in Cusco
fortsetzen.
Wir besuchen noch wenig erhaltene
Ausgrabungen der Wari-Kultur im nahegelegen Ort Quinua – und finden
dort wiederum einen Obelisk. Er erinnert an den entscheidenden Sieg
der Spanier gegen die Inka, der in diesem hügeligen Gelände gelang.
In Cusco endlich angelangt, führt uns
der erste Weg – zur Reifenhändlermeile. Das kennen wir schon: Der
Hankook-Vertreter hat „unsere“ MT lagernd, die AT müsste er
bestellen. Im Shop vis-a-vis machen wir eine Entdeckung: Hier gibt es
Cooper ATR, mit denen habe ich schon bei Wüstentouren ganz gute
Erfahrungen gemacht. Wieder verhandeln wir, als Endpreis einigen wir
uns auf durchaus akzeptable 2000 Soles für eine Vierergarnitur. Es
ist schon dunkel, wir fahren auf den "Allzweckgehsteig" und flugs sind
die Hinterräder auch schon von den Felgen. Leider, leider, auch hier
kann der gute Mann nicht mehr als 2 Reifen in der ganzen Stadt
finden... (natürlich habe ich fünf Mal gefragt, ob er eh VIER
gleiche Reifen habe...) Man will uns daher zwei paar unterschiedliche
Reifen aufschwatzen, aber da behalten wir lieber noch die alten Schuhe
an.
Tja, und dann fahren wir zurück zum
Hankook-Händler, starten erneut mit Verhandlungen und erhalten die
ziemlich „offroadig“ anmutenden Hankook MT statt um 680 für 590
Soles pro Stück (also etwa 170€, bei uns etwa um 130€
erhältlich...).
Wenig später kann Gaby ein paar
Touristen belauschen, die unsere neuen Reifen richtig abenteuerlich
finden – wir haben also schlussendlich ganz richtig entschieden :-)