Eigentlich gibt es ja
Direktverbindungen in den Bergen, die direkt nach Süden in den
höchsten Gebirgszug Amerikas führen. Das sagen die Landkarten.
Polizei, Tourismusbehörde und unsere Schweizer Reisebegegnung von
gestern sehen das anders: Da gibt’s kein leichtes Durchkommen, wir müssen
bis zur Küste runter – und dann wieder hinauf in die Anden.
Auch gut, so können wir gleich drei
Dinge erledigen: im relaxten Surferort Huanchaco holen wir unser
Brettspiel ab, das wir vor einigen Wochen hier vergessen haben. In
Trujillo können wir bei Costa-Gas unsere Gasflasche in 10 Minuten um
9 Soles füllen lassen (die haben mehrere Filialen:
https://www.costagas.com.pe/). Und bei der Stadtausfahrt besuchen wir
noch die sehenswerte Huaca de la Luna („Mondpyramide“) mit tollen
farbigen Reliefs und Wandmalereien, die in der Zeit zwischen 3.
vorchristlichem und 8.Jh. entstanden sind.
Wir fahren entlang der Küstenwüste
südwärts und sind überrascht, dass Zuckerrohr offenbar sogar im
Sand gedeihen kann – wohl mit einer Prise Chemie animiert. Es
herrscht gerade Erntezeit, die Straßen sind voll mit abenteuerlich
beladenen LKWs, deren Ladung zum Teil dann den Weg auf die Straße
findet...
Wir verlassen die Küste, folgen dem
trägen Fluß Santa, der sein weites, fruchtbares Tal offenbar gut
bewässern kann. Angeblich befinden wir uns hier in einer für
Reisenden gefährlichen Gegend, man berichtet von bewaffneten
Überfällen. Besonders gefährdet sind diejenigen, die sich für
eine Nacht im Maisfeld (oder an anderem „wildem“ Ort)
entscheiden. Wir wollen das nicht verifizieren und lassen die Ebene
hinter uns, schließlich ist das Klima in 1500m Höhe auch viel
angenehmer zum schlafen. Am schon ziemlich schnellen, recht tief
eingegrabenen Mittellauf des Santa finden wir ein nettes Plätzchen
für die Nacht. Einziger Feind sind die kleinen Stechmücken
(Blackflies), die sich in der Dämmerung zur Gourmetrunde beim
Schlafwagen aufmachen...
Ausgeschlafen geht’s einem Höhepunkt
entgegen: Der Canyon del Pato wartet. Ein über tausend Meter tiefer
Einschnitt, an dem die Felswände stellenweise kaum 20 Meter von
einander entfernt sind. Die Gebirgsstöcke der Cordillera Negra und
der höheren Cordillera Blanca im Osten haben hier ein Rendezvous.
Freilich wird der Name „Entenschlucht“
diesem Naturphänomen nicht gerecht. Und Enten haben wir im reißenden
Oberlauf des Santa auch nicht gesehen. Also hat ein Fernsehsender für
eine Doku es einfach in die „Schlucht der toten Nonne“ umbenannt.
Ob das Filmteam in der Schlucht eine Begegnung gehabt hat...?
Es geht durch einige Tunnels und
entlang steiler Abhänge (zusammen schon fast die Höchststrafe für
Gaby...) durch den Canyon – und ganz schön steil aufwärts dabei!
Einige gewagte Seilbahnkonstruktionen ermöglichen den Einheimischen,
den Fluß zu überqueren. Unglaublich, auch hier an den Steilwänden
wohnen Leute!
Schließlich öffnet sich die Enge und
wir erreichen eine fruchtbare Hochebene mit einem strahlend weißen
Hintergrund. Die Sechstausender der Cordillera Blanca haben höchstens
kleine, weiße Wolkenmützen auf, kein Vergleich zu der
wolkenverhangenen, düsteren Stimmung als wir vor 2 Monaten in der
Regenzeit hier waren!
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