Wir sind unterwegs in der Region Cajamarca. Andere Overlander haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen. Gerade als der Abend an diesem See hereinbricht, erkennt Gaby aus dem Augenwinkel einen mit Sandblechen bestückten Wohn-Landcruiser. Es handelt sich um ein Schweizer Paar, das von Süden heraufkommt und uns einige Infos über Straßenzustände etc. geben kann. Wir verbringen einen geschwätzigen Abend am See und verabschieden uns erst nach einer ausgiebigen schwyzerdütschen Frühstücksplauderei... Inzwischen kommen schon die ersten einheimischen Touristen an den See.
Wir machen wieder auf Kultur, obwohl zunächst Anderes im Vordergrund steht: spektakuläre Wolken- und Lichtstimmungen zaubern eine tolle Hügellandschaft. Zerfressen werden die Hügel von mehr oder weniger großen Minenkomplexen.
Durch das für uns fast unaussprechbare Städtchen Huamachuco geht es wieder mal in die Berge hinauf.
Die ausgedehnte Ruinenstadt Marcahuamachuco liegt auf
über 3200m, allerdings kann man nicht auf sie herabblicken wie beim
„echten“ Machu Picchu – sie wurde auf einem Bergrücken erbaut
und ermöglicht wunderbare Ausblicke in alle Richtungen
Wir wandern auf der 5km² weiten
Meseta (Hochebene) durch die Mauern und Steinhäufchen und stellen
rasch fest, dass es eine Unterteilung in zwei signifikante Bereiche
gibt: das viereckig angelegte „El Castillo“ und das überwiegend
runde „Las Monjas“. Wer glaubt, mit der Übersetzung
durchzukommen – leider nein!
Zwar ist bis heute ungeklärt, wozu die
große Anlage, an der seit 400 v. Chr. gebaut worden ist, wirklich
dient, die Vermutungen sind aber da:
„El Castillo“ ist eine groß
angelegte Ritualstätte mit viereckigen Sälen und (Opfer?)Türmen.
Das höchste Bauwerk dürfte fünf Etagen erreicht haben!
„Las Monjas“ mit seinen bis zu
vierstöckigen runden Strukturen dürfte die Unterkunft für
(ausgewählte?) Familien oder Clans gewesen sie, die für religiöse
Zeremonien über längere Zeit hier residierten.
Oder stimmt die Übersetzung „das
Kastell“ doch? Die bis zu 10m hohen Steinmauern und Ausgrabungen
von männlichen Figuren lassen andere Wissenschaftler darauf
schließen, dass sich hier doch ein bedeutendes Verwaltungs- und
Militärzentrum befunden haben muss. Und dass die Stadt auch 1700
Jahre nach ihrer Gründung stark genug war, um den anrückenden Inka
zu widerstehen...
Die Bauernfamilie sieht das alles wohl
ziemlich unbekümmert, hofft aber sicher, dass der Touristenstrom
irgendwann mal einsetzen wird – immerhin will eine Frau uns als einzigen Touristen weit und breit schon
eine handgestrickte Tasche verkaufen. Bis dahin lässt sich die Weite
zwischen den Steinen ausgezeichnet als Weide nutzen. Es gibt also
doch ein paar Unterschiede zu Macchu Pichu!
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