Nach unserem Rodeo-Flop in Futaleufu
muss es diesmal klappen. Über 5 Tage erstreckt sich das größte
Reiterfest Patagoniens, es ist gleichzeitig nationale
Reiter-Meisterschaft und großer Jahrmarkt.
Die Reiseführer widersprechen einander:
„Es ist ein nettes Städtchen inmitten bewaldeter Hügel“ vs.
„ein staubiges Kaff in der Steppe“. Schon bei der Annäherung
erkennen wir: Variante 2 stimmt. Staubwolken begleiten uns auf den
abgesperrten Hauptplatz. Hier gibt’s von Strumpfbandgürtel bis
Steigbügel und von Maté-Bechern in allen Formen bis zu frisch
gegerbten Schafsledergewehrhaltern alle Schattierungen von
Verkäuflichem. Jede Menge Ramsch inklusive. Gaby ist allerdings von
den ledernen Pferdeartikeln recht begeistert und meint, hier gebe es
echt gute Ware. Aber unser Schlafwagen braucht derzeit keinen neuen
Sattel und ohne Sporen und Peitsche gehorcht er auch (noch?) …
Richtig, wir sind mitten im
Jahrmarkttreiben gelandet. So nebenbei können wir hier im Ort gut
und günstig unsere leere Gasflasche befüllen lassen. Zwischen dicht
gedrängten Besuchermengen stechen immer mehr Männer in
traditioneller Gauchotracht heraus. Auf der Hauptstraße traben ganze
Familien auf ihren schönen Pferden südwärts. Am Ortsausgang
befindet sich das Festgelände und wir kommen gerade recht zur
Eröffnung. Mit Inbrunst gesungene Hymne inklusive. Bei den
Ansprachen erklingt immer wieder ein vielstimmiges „Viva
Argentina!“ Der Nationalstolz ist bei Reiterparade und den
Folklore-Vorführungen förmlich greifbar.
Genauso greifbar sind die
Staubfontänen, die über den Festplatz getrieben werden. Ein
Härtetest, auch für die Fotoausrüstung. Objektivwechsel ist da
eher kein Thema...
Ein Einheimischer erklärt´s, mit
säuerlichem Unterton: Seit dem Vulkanausbruch vor zwei Jahren ist
das so schlimm mit dem Staub. Von drüben, von Chile kommt der ganze
Dreck her. Gespürte Nachbarschaftsliebe ...
Und dann geht’s los, die Kleinen
zuerst: Mutige oder von den Eltern ermutigte Kinder unterschiedlicher
Gewichtsklassen werden auf Schafe gehievt, krallen sich im Fell fest
und mit einem Klaps geht’s los – mehr oder weniger weit. Immerhin
mit recht geringer Fallhöhe und weichem Gras. Ein paar Tränen gibt
es trotzdem, aber viel mehr lachende Junggauchos und stolze Väter.
Das restliche Programm mit diversen
Geschicklichkeitsreitbewerben in verschiedenen Altersklassen und
Rodeo am Abend lassen Freitag und Samstag rasch vergehen, am
Samstagabend und den ganzen Sonntag zeigen professionelle
Rodeokünstler ihr akrobatisches Können und ihre Fähigkeit, die arg
aufgestachelten Pferde richtig zu „lesen“. Für unser Empfinden
grenzt der Umgang mit den Rodeopferden schon sehr an Tierquälerei.
Und trotzdem fasziniert es...
Und weil Bilder mehr erzählen können,
gibt es hier ein paar davon...
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