So nett und friedlich der kleine Ort
Copacabana selbst auch ist, eigentlich gilt er nur als Sprungbrett zur nahe
gelegene „Isla del Sol“ im Titicacasee. Wir finden: Besser in Copacabana
bleiben als mit dem Seelenverkäufer über zwei Stunden zu dieser Heiligen Insel
der Inkas zu bummeln und dort in einer Mischung aus Massen- und
Alternativtouristen den ausgetrampelten Pfad in ausgedörrter Landschaft zu
folgen.
Da der Sonnengott Inti hier seine Kinder –
den ersten Inka und dessen Frau – auf die Erde gelassen haben soll, spielt die
Insel in der Inka-Mythologie eine große Rolle. In der Liste der Inka-Stätten
gebührt ihr aber nur eine untergeordnete Rolle, meinen wir. Gut, mit der
esoterischen des Seite der Tempels fangen wir wenig an und von den
architektonischen Seite betrachtet gibt es nach der Gegend von Cusco kaum eine
Steigerung mehr. Und den wunderbaren Sonnenuntergang über dem See, den durften
wir schon von Copacabana aus genießen...
So kehren wir etwas enttäuscht zurück und
sagen uns: wir sind Ruinen-satt! Na ja, eine muss noch sein.
Mit einer einfachen Holzfähre werden wir
über die Seeenge transferiert, dann geht es eher eintönig weiter auf gutem
Asphalt. Per Abkürzer über Feldwege und durch urige Dörfer erreichen wir nicht
nur die Ausgrabungsstätte von Tiwanaku rascher und, weil es ziemlich steinig
ist auf der kargen Hochfläche des Altiplano, mit mehr „Spaß“, sondern umgehen
unbeabsichtigt Polizeikontrolle und Mautstelle. Auch gut.
Tiwanaku war das Zentrum einer weiträumigen
Kultur schon Jahrhunderte vor den Inka. Und diese, die Spanier und alle anderen
Bauherrn bis ins 20. Jh. haben die Steine der rund 5km² großen Hauptstadt
fortgeschleppt. Unter anderem wurde so die Kirche des Ortes erbaut. Wir haben uns also von dieser UNESCO-Weltkulturstätte nicht
soviel erwartet.
Aber siehe da, die weitläufige Anlage
bietet einige interessante Ausgrabungen, auch wir als Laien können uns
einigermaßen vorstellen, wie es mal gewesen sein könnte.
Draußen am Parkplatz stehen fünf Autobusse
voller pubertärer Schulausflügler. Sie sind aber weniger an der Kultur
interessiert, eher an Fußball und dem anderen Geschlecht aus der Nebenklasse.
Daher ziehen wir bis Sonnenuntergang unsere Runden und glauben, dann rasch eine
schöne und billige Unterkunft zu finden. Teuer und schlecht oder billig und
heruntergekommen sind die einzigen Varianten, die wir hier vorfinden.
Die Busse sind weg, dafür ist ein
niederländisches Pensionistenpaar mit einem Landcruiser Camper angekommen, wir
wollen es noch mal wissen und stellen den Schlafwagen auf den Parkplatz und uns
der nächtlichen Kälte. Die beiden sind seit drei Jahren und 100.000km
unterwegs, mit eher unkonventioneller Anreise nach Südamerika: via Iran,
Saudi-Arabien, Sudan und dann südwärts, Verschiffung nach Montevideo von Walvis
Bay.


Die Nacht bringt dann noch Schneeregen und
beim kühlen Erwachen in der Früh ist unser Auto in einer Eisschicht eingepackt.
Jetzt wissen wir endgültig: Es ist Zeit für die Tiefe, das Amazonasbecken ruft!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen