Wir wickeln das Pflichtprogramm im
„Heiligen Tal“ ab und besuchen einige wirklich beeindruckende
Inkaruinen. Besonders imposant finden wir die gigantischen
Terrassenanlagen rund um die hoch gelegene Festung Pisaq. Wir haben
auf dem eher schmuddeligen Gemeindeparkplatz des Ortes genächtigt
und sind schon früh bei den Ruinen. Neben einer touristischen
Taxiladung sind wir die einzige Besucher, als die Sonne die ersten
warmen Strahlen schickt.
Als wir die Stätte verlassen, ist
unser Schlafwagen eingeschlossen in der Menge von Souvenirstandeln,
deren Betreiber unsere rasche Abfahrt heftig reklamieren. Schließlich
haben inzwischen geschätzte hundert Touri-Busse potentielle Kunden
herbeigeschafft.
Wir treten also die Flucht nach unten an, der
Vollmond der kommenden Nacht treibt uns zu den weißen Salinen von
Maras. Über die kreisförmigen Terrassen von Maray (ein Biolabor der
Inkas?) fahren wir die weiße Staubstraße zu der seit Jahrtausenden
betriebenen Salzgewinnung. Der Rundgang zwischen den vielen
Salzterrassen gefällt uns, ganz allein bei Vollmond wirken die
weißen bis braunen Pools es aber deutlich besser...
So, alles abgeklappert – und
wirklich, die Gegend hat viel zu bieten... Nun geht’s aber zurück
nach Cusco, Silke und Uwe haben uns schon geschrieben, dass sie von
Arequipa eingetroffen sind. Ihr IVECO mit kuscheliger Wohnkabine
(gern erinnern wir uns an Ushuaia zurück...) steht aber nicht am
über der Stadt gelegenen Campingplatz (von dem wir eh nur mäßig
begeistert waren...) sondern in einem zentrumsnahen Hostal mit
sicherem Parkplatz. Hallo, wir kommen gerne!
Viel gibt’s zu erzählen, man hat
sich fast sechs Monate nicht gesehen... Obwohl wir ein
(preisgünstiges) Zimmer beziehen, ist nun das Hamburger WoMo unser
Lebensmittelpunkt in Cusco. Es gibt nicht nur das Beste von Cuscos Bäckerzunft zum Frühstück im Allrad-Iveco, sondern auch mal ein Alpacasteak vom Grill zur Mittagstunde. Wunderbar, wir nehmen uns Zeit für begenung! Ein paar Mal durch die Stadt streifen,
einen weiteren Tag voller farbenfroher Kostüme im Zentrum erleben,
über Gott, die Welt, die Politik in Europa und tiefgründige
Fotofragen philosophieren – uns geht der Gesprächsstoff nicht aus.
Und Riesenvorteil: Gaby hat mit Silke wieder jemanden an ihrer Seite,
der ebenfalls gerne durch die gefühlten 23.000 Souvenirläden in der
Stadt zieht und die beiden haben auch viel zu bereden...
Jetzt wird’s ernst! 24. Juni – das
alte Inkafest „Inti Raymi“ („Sonnenfest“ auf Quechua) findet
heute statt! In weiten Teilen der Anden bedeutete dies auch den
traditionellen Jahresbeginn! Seit 1535 war das Fest durch die
spanischen Herrscher und die katholische Kirche verboten, seit 70
Jahren wird es nach alten Aufzeichnungen nachgespielt. Dies ist
natürlich auch den Reiseveranstaltern nicht entgangen, heute gibt es
Sonderreisen zum Fest. Zusammen mit den vielen Einheimischen wälzt
sich daher ab frühmorgens eine ansehnliche (fast undurchdringliche)
Menschenmasse von der Avenida El Sol über den Plaza de Armas hinauf
zu den beeindruckenden Ruinen von Saqsayhuaman.
In der Stadt gibt es
einen ersten nachgestellten Festakt, wobei wir nicht bis zum
Hauptplatz durchgedrungen sind, sondern uns gleich den Hang hinauf
zum Zeremonialplatz begeben. Mit dem Taxi? Fehlanzeige, alle Straßen
völlig verstopft...
Aber nach einer halben Stunden stehen
wir oben bei den alten Steinen, es muss übrigens eine wunderschöne
Anlage gewesen sein. Unsere Damen wollen sich nicht dem Drängelstress
aussetzen und wir trennen uns. Uwe und ich schlängeln uns durch die
dicht gedrängten Gratisbesucher am Hügel, unter uns das (etwas
ernüchternde) Plastikpodest und die Tribünen, für die anständig
zu bezahlen ist. Die Inak-Königin hat da weniger Probleme am Weg zur Zeremonie...
Uwe bleibt in der Übersichtsposition,
ich versuche nach misslungenem Akkreditierungsversuch nochmals mein
Glück mit dem Presseausweis. Jetzt gelingt´s und ich kann die
gesamte Zeremonie aus nächster Nähe verfolgen. Nach Tänzen,
Gesängen und Gebeten hunderter Kostümierter wird der Höhepunkt von
kunstvoll geschmückten Inka-Priestern vollzogen: Die Opferung eines
Lamas und das Herausschälen der inneren Organe. Über all dem thront
der Inka (ja, so nennt sich der Herrscher/König, nach diesem wurde
das Volk so benannt), der einige Worte an die Versammelten richtet.
Nach eineinhalb Stunden ist der Zauber
vorbei und König und Königin werden auf Sänften hinter die
Kulissen getragen. Der Inka fällt erleichtert dem Bürgermeister um
den Hals, all dies unter den wohlwollenden Augen des frisch gewählten
Staatspräsidenten. Das Fest findet nächstes Jahr wieder statt, die
Wahl eines Präsidenten erst in sechs Jahren. Zumindest in Peru!
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