Montag, 23. November 2015

vom Mondtal ins Regenbogental

Eigentlich ist Anfang November ja „tote Saison“, was den Tourismus betrifft. Aber was machen dann die vielen Busse, Minibusse, Mietwagen, Pickups und Fahrräder hier? Wie sieht es dann bei der Felsformation „Tres Marias“ in der Hochsaison aus.

Diesen Gedanken verdrängen wir ebenso wie die bunte Masse der „ich fotografier mich mit dem Handystick“ - Generation (in Südamerika alle vom Schulkind bis zum Pensionär), setzten uns ins Auto und biegen auf eine irreale weiß-schwarz gemusterte Fläche ab, die sich als Vulkanboden mit Sazbeschichtung herausstellt. 

Gerade mal zwei Fahrradler und ein anderes Auto verirren sich hierher. Wir sind wirklich in einer anderen Welt. Fehlt nur noch, dass über uns der „Blaue Planet“ hinwegschwebt...
An einer alten Salzmine angelangt, getraue ich mich nicht wirklich in die Tiefe – es kommen von einer Seitenwand eigenartige Geräusche … Nachdem wir gestern hier ein Erdbeben der Stärke 6,3 live miterlebt haben (da wackelt der Boden wirklich! Und die Lehmziegelhäuser wirft es richtig hin und her...), könnte da eine unbedachte Belastung einen kleinen Erdrutsch verursachen. Und da möchte ich nicht drinnen sein.


Mit wild schaukelnden „Mondmobil-Bewegungen“ kriechen wir zurück auf die Wellblechpiste des Valle de la Luna. Entlang jener Strecke sind Park-Ranger postiert, die jeden touristischen Versuch, einen Schritt neben die Straße zu setzen mittels Trillerpfeife unterbinden. Was ja in Ordnung ist, schließlich ist Chile die südamerikanische Schweiz – und das Land soll schön bleiben.

Wir wagen trotz Sturms den ganz legalen Aufstieg auf einen etwa 100m hohen, bizarren Felsen und lassen die Touristenmeute hinter uns. Belohnt werden wir mit Einsamkeit und einem wirklich tollen Sonnenuntergang mit orange leuchtenden Felswänden auf salzweißem Grund mit dem perfekten Vulkankegel Lacancabur mit tiefrotem Abendkleid im Hintergrund. Trotz des vielen aufgewirbelten Staubs erleben wir einen dramatisch eindrücklichen Sonnenuntergang.

Weil wir nicht ins Disneyland zurück möchten, legen wir eine Nachtfahrt nordwärts ein. Dies ist in Chile dank der guten (nicht nur) Asphaltstraßen recht problemlos. Und verkehr ist auch nicht viel.

Nach 60km sind wir im „Regenbogental“ angelangt und finden hinter ein paar Felsen ein relativ windgeschütztes (aber trotzdem saukaltes) Stellplätzchen.

Weil hier Felsen in den verschiedensten Farben und Formen aus dem Wüstenboden wachsen, hat das Tal diesen Namen erhalten. Zurecht, wie wir beim morgendlichen Rundgang feststellen. Noch wissen wir nicht, dass wir noch eine zweite Nacht hier verbringen werden – die Pläne sind jedenfalls andere...








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