Eigentlich ist Anfang November ja „tote
Saison“, was den Tourismus betrifft. Aber was machen dann die
vielen Busse, Minibusse, Mietwagen, Pickups und Fahrräder hier? Wie
sieht es dann bei der Felsformation „Tres Marias“ in der
Hochsaison aus.
Diesen Gedanken verdrängen wir ebenso wie die bunte Masse der „ich fotografier mich mit dem Handystick“ - Generation (in Südamerika alle vom Schulkind bis zum Pensionär), setzten uns ins Auto und biegen auf eine irreale weiß-schwarz gemusterte Fläche ab, die sich als Vulkanboden mit Sazbeschichtung herausstellt.
Gerade mal zwei Fahrradler und ein
anderes Auto verirren sich hierher. Wir sind wirklich in einer
anderen Welt. Fehlt nur noch, dass über uns der „Blaue Planet“
hinwegschwebt...
An einer alten Salzmine angelangt,
getraue ich mich nicht wirklich in die Tiefe – es kommen von einer
Seitenwand eigenartige Geräusche … Nachdem wir gestern hier ein
Erdbeben der Stärke 6,3 live miterlebt haben (da wackelt der Boden
wirklich! Und die Lehmziegelhäuser wirft es richtig hin und her...),
könnte da eine unbedachte Belastung einen kleinen Erdrutsch
verursachen. Und da möchte ich nicht drinnen sein.
Mit wild schaukelnden
„Mondmobil-Bewegungen“ kriechen wir zurück auf die
Wellblechpiste des Valle de la Luna. Entlang jener Strecke sind
Park-Ranger postiert, die jeden touristischen Versuch, einen Schritt
neben die Straße zu setzen mittels Trillerpfeife unterbinden. Was ja
in Ordnung ist, schließlich ist Chile die südamerikanische Schweiz
– und das Land soll schön bleiben.
Wir wagen trotz Sturms den ganz legalen
Aufstieg auf einen etwa 100m hohen, bizarren Felsen und lassen die
Touristenmeute hinter uns. Belohnt werden wir mit Einsamkeit und
einem wirklich tollen Sonnenuntergang mit orange leuchtenden
Felswänden auf salzweißem Grund mit dem perfekten Vulkankegel
Lacancabur mit tiefrotem Abendkleid im Hintergrund. Trotz des vielen
aufgewirbelten Staubs erleben wir einen dramatisch eindrücklichen
Sonnenuntergang.
Weil wir nicht ins Disneyland zurück
möchten, legen wir eine Nachtfahrt nordwärts ein. Dies ist in Chile
dank der guten (nicht nur) Asphaltstraßen recht problemlos. Und
verkehr ist auch nicht viel.
Nach 60km sind wir im „Regenbogental“
angelangt und finden hinter ein paar Felsen ein relativ
windgeschütztes (aber trotzdem saukaltes) Stellplätzchen.
Weil hier Felsen in den verschiedensten
Farben und Formen aus dem Wüstenboden wachsen, hat das Tal diesen
Namen erhalten. Zurecht, wie wir beim morgendlichen Rundgang
feststellen. Noch wissen wir nicht, dass wir noch eine zweite Nacht
hier verbringen werden – die Pläne sind jedenfalls andere...
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