Angewandte Physik: Wenn eine Plastikflasche von größer Höhe auf Meeresniveau kommt ...
Statt der Ruta 5 – bekannter als
„Panamericana“ - in rund 1000m Seehöhe durch eine zerstörte
Wüste entlangzutuckern, stürzen wir uns zum Meer hinunter. Die
Küstenstraße ist zwar wesentlich kurvenreicher – aber unendlich
interessanter.
Uns faszinieren nicht nur die absolut
kahlen Berghänge, die vom Meer verschluckt werden, sondern besonders
die Natur, die sich an jedem möglichen Felsen hartnäckig festgesetzt hat.
Eine differenzierte Vogelwelt,
Seelöwen, Krabbe, Krebse, Eidechsen leben an der Schnittstelle von
Meer und Wüste. Und alles, was wir sonst noch nicht mitbekommen
haben...
Eine Nacht gönnen wir uns am
Stra(ßenra)nd, umgeben von ein paar Seetangsammlen – und dem
offenbar unvermeidbaren Müll. Entschädigt werden wir vom blutig
roten Abendhimmel und einer herrlich ruhigen Nacht. Und ich kann
aufatmen. Ich hab´ Gaby angesichts der leitplankenlosen,
kurvenreichen Küstenstraße versprochen, vor Sonnenuntergang Anker
zu werfen. Und fünf Minuten vor der Deadline hat sich dieser Platz
angeboten... Der Sundowner ist sich gerade noch ausgegangen!
Rasch geht’s dann weiter nordwärts,
Ziel ist die Zivilisation. Iquique. Und tatsächlich, ein paar pittoreske Dörfer, die Straße
weitet sich zur Autobahn und erste Hochhäuser stechen markant an der
Steilküstenlinie heraus.
Unsere Unterkunft ist der „Flight Park“
- die Basis für Paraglider, die hier ideale Flugbedingungen finden.
Im Übrigen finden hier alle ideale Bedingungen – Iquique hat rund
ums Jahr beste klimatische Daten – sofern einem Niederschlag nicht
abgeht...
Der Stellplatz ist zunächst mit zwei
riesigen Reiselastwagen belegt, interessante Nummerntaferln:
Martinique und Reunion – beide findet man nicht zu oft in
Südamerika...
Am nächsten Tag verabschieden sich die
Riesen – und der Stellplatz wirkt plötzlich groß... Wir gehen es
faul an. Eineinhalb Tage nicht weg bewegen, unter den Palmen sitzen
und aufs Meer schauen. Nicht konzentriert fahren, gar nichts tun
müssen; nur den einheimischen Girls beim Rollschuhkunstlauf zusehen.
Oder den Burschen, wenn sie beherzt Inline-Hockey am benachbarten
Betonoval spielen.
Doch, eine Arbeit gibt’s doch: Wir
inserieren unseren Schlafwagen und bieten ihn ab Ende Juli zum
Verkauf an. Rasch finden sich ein paar Interessenten aus Österreich,
Deutschland, Chile, Bolivien und Argentinien...
Samstags bemühen wir uns dann doch ins
Stadtzentrum – eigentlich zunächst in die Freihandelszone, der wirtschaftlichen Schlagader der Region - hier gibt es praktisch alles billiger als im Rest des Landes (tw. als im restlichen Südamerika): ich kaufe mir einen e-Book-Reader und wir sammeln Infos
über die Preise von neuen Reifen, unsere Toyo A/T sind nach über
30.000km schon ziemlich weich...
Bridgestone Dueler A/T 694
(www.bridgestone.de/pkw-4x4-und-transporter/sommerreifen-dueler/a-t-694/)
finden wir um 120.000 Pesos (ca. 155 EUR), chinesische A/T Reifen um
den halben Preis. Michelin All Terrain Reifen kosten dafür gleich
das Doppelte! Noch aber halten die übrig gebliebenen vier „alten
Patschen“. Für den Rückweg aus Peru und Bolivien dann halten wir
dies aber in Evidenz.
Iquiques Zentrum erweist sich als
Überraschung: geordnet, ruhig, freundlich, ein paar alte Holzhäuser
– wir fühlen uns wohl beim Bummeln und schlagen in der Happy Hour
(fast) über die Stränge: bei drei Drinks zum Preis von einem bewegt
man dann besser zu Fuß (oder mit dem Taxi) heimwärts... Dafür
klingt eine gut eingespielte Band mit swingenden, südamerikanischen
Rhythmen vom Flachdach vis-á-vis und die Abende hier sind so
wunderbar angenehm halbkühl...
Die Stadt wächst rasant in Nord-Süd
Richtung, es sollen schon über 200.000 Menschen sein, die dicht
gedrängt zwischen Wüste und Pazifik leben.
Und als wir die paar
hundert Höhenmeter den völlig kahlen Berghang hinauffahren – breitet sich
die Stadt oben, mitten in der Wüste, weiter aus. Ob das einmal, etwa
wegen Wassermangels, so enden wird wie die Geisterstadt, die wir als
nächstes besuchen möchten?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen