Aus der Einsamkeit der Vulkanwelt
kommend, möchten wir zunächst noch einmal in den Anden bei
angenehmen Temperaturen - so in rund 2000m Seehöhe – übernachten,
bevor wir uns ins Gewühl Mendozas stürzen.
Weshalb fahren hier so viele Autos?
Reiter kommen uns entgegen! Gibt es ein Fest in einem Bergdorf?
Schließlich ist ja Sonntagnachmittag.
Wir gondeln gut gelaunt an Weinbergen
vorbei, immer leicht bergauf, es wird langsam kühler. Eigentlich
fahren wir durch eine Halbwüste, aber das Wasser aus den Anden
ermöglicht die künstliche Bewässerung hier im Valle de Uco.
Was ist das? Rundherum chaotisch
parkende Fahrzeuge jeden Alters, oha, ein Handarbeitsmarkt,
Eisstandln. Links eine riesige Skulptur, Hunde frei (größer) oder
an der Leine (Pudel oder weniger) sind in alle Richtungen unterwegs.
Asadoduft legt in der Luft. Der Campingplatz dürfte gerade
Austragungsstätte der Grill-WM sein.
Auf einer Freiluftbühne ein Komiker,
alle lachen, wir nicht. Soviel Spanisch verstehen wir nicht und dort
steht leider kein Pantomime... Die ersten verlassen die Stätte des
Massensonntagspicknicks, daher kann ich den Landcruiser unter einem
riesigen Kreuz fallen lassen.
Eine große Plakette am Fuße des
kolossalen Denkmals klärt auf: Wir sind an der Ruta Sanmartinianas,
die riesige Statue wurde zu Ehren des argentinischen Generals und
Befreiers von Chile und Peru (in den 1820-er Jahren) errichtet. Hier
und an anderen Andenpässen hat er durch Gewaltleistungen mit einer
Freiwilligenarmee das Hochgebirge überquert. Im Übrigen hat er so nebenbei als erster das Gebiet um den Aconcagua näher erforscht.
Mehr über diesen südamerikanischen
„Kontinentalhelden“:
de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_de_San_Mart%C3%ADn
Wir streifen durch das bunte
Menschengewirr, man prostet uns zu; Gitarre, vielstimmig begleitet,
Assado. Nett, aber sicher nicht der Platz zum übernachten.
Wir wagen uns weiter vor ins enger
werdene Hochtal, ein paar Geländefahrzeuge kommen uns entgegen. Ein
Blick auf die Landkarte zeigt: Auf den Spuren San Martins könnten
wir auf rund 4300m nach Chile rüberrutschen... Wolken verschleiern die
Fünftausender. Die Piste wird interessanter, der Verkehr tendiert
gegen null. Auf 2600m, an einem rauschenden Bergbach wollen wir
nächtigen. Abendessen, das Tageslicht wird weniger, es wird saukalt.
Notbremse. Wir holpern in der Dämmerung noch ein paar hundert
Höhenmeter runter. Wärmer, windstill. Gute Nacht in den wolkigen Anden.
Wo gestern noch high life war –
herrscht heute Grabesstille. Wir haben General San Martin für uns
allein. Weiter geht’s durch das Valle de Uco, einem aufstrebenden
Weinanbaugebiet. Im Hintergrund erblicken wir erstmals den Aconcagua.
Bald verzieht sich der höchste Berg Amerikas/der westliche Welt/der
südlichen Hemispäre hinter ein Wattewolkenmeer.
Statt einer Weinverkostung z.B. bei
Salenstein (wirklich guter Merlot!) bleiben wir bei den
vorgeschriebenen 0,0 Promille und rollen Mendoza entgegen. Eigentlich
wollen wir uns in der Weinmetropole nicht lange aufhalten. Den guten
Tropfen gibt es doch bei uns daheim zur Genüge und auch sehr gut.
Und Mendoza selbst – obwohl eine der ältesten Städte in
Lateinamerika – hat wenig Sehenswertes: Erdbeben haben die
Vergangenheit unsichtbar gemacht.
Uns gefallen die Lokale in der
Fußgängerzone und trotz der 35 Grad spazieren wir mit Freude über
die 5 zentralen Plätze. Okay, Gaby hechelt ein wenig...
Ich suche
nach einer neuen Fototasche, denn meine Lowepro Flipside 400 gibt den
Geist auf: alle Reißverschlüsse quittieren den Dienst. Tatsächlich gibt es diesen Fachmann
aus (in Europa) längst vergangenen Zeiten. Und um rund 10 Euro
wechselt er die Reißverschlüsse. Allerdings dauert es bis morgen...
Jetzt, gegen Abend noch aus der Stadt
fahren und irgendwo ein Plätzchen finden? Blödsinn! Booking.com
fragen und in der Stadt nächtigen. Bei noch immer 30 Grad ist ein Zimmer mit Klimaanlage eine gute Option. Das Casino-Hotel erweist sich als
passender Kompromiss. Ob wir da noch was gewinnen werden?
„Herr Polizist, bitte wo ist das
Casino-Hotel?“ Kurzer, ratloser Blick auf die Demo am anderen
Straßenrand. Dann: „Das muss da drüben sein!“ „Da sind wir
doch gerade vorbei gegangen!“
Wir schauen nochmals hin und
tatsächlich: Da gibt’s ein Casino! Es handelt sich jedoch nicht um
die erwartete Spielhölle, sondern um das Offizierscasino des VIII.
Gebirgsjäger-Bataillons. Wir checken ein. Geht es den Militär shier so schlecht,
dass sie ihre Unterkünfte vermieten müssen?
Vielleicht ein neuer Ansatz, um Geld
für das österreichische Bundesheer aufzutreiben?
Hier noch eine Karte von den 6 Andenquerungen des quirligen Generals.
Wir waren insgesamt an den Routen 1, 4 und 5.
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