Chilecito ist eine Kleinstadt im
Nordwesten Argentiniens. Erwähnenswert, weil vor über 110 Jahren
hier eine technische Meisterleistung vollbracht worden ist. Eine
Materialseilbahn von 35km Länge mit einer Bergstation in über 5000m
Höhe. Und alles für ein wenig Erz...
Von der Seilbahn ist nicht mehr viel
übrig (außer im Museum), aber ein paar Bilder und Details zum
Kopfschütteln findest du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Materialseilbahn_Chilecito-La_Mejicana
Chilecito bleibt uns aus anderen
Gründen in Erinnerung: Der Tankvorgang...
An einem Eck an der Plaza, dem
Stadtzentrum liegt die YPF – Abkürzung für die 2012 von
Präsidentin Kirchner (illegal wieder-)verstaatlichte Ölfirma. Autos
warten bis auf die Straße zurück, was den üblichen Stau wegen
Spurverengung zur Folge hat. Keiner hupt, keiner murrt, in
Argentinien ist man das Warten gewöhnt. (So erhält z.B. jeder
Argentinier Gratiswartekurse vor und in seiner Bankfiliale...)
Dann gelange ich doch zur Zapfsäule.
Der Tankwart schaut mich an, ich sagen „Diesel voll, bitte!“, er
dreht sich um und beginnt an der Zapfsäule vis-á-vis einige Mopeds
mit Benzinhäppchen zu füttern. Hinter mir schon vier Autos, zwei
davon blockieren die Straße. Macht nichts. Ein fragender Blick,
Achselzucken – die waren zuerst da. Er schlurft herbei,
argentinisch freundlich, lächelnd, langsam. „Diesel voll?“ - „Ja
bitte!“
Wer jetzt denkt, da wird der Zapfhahn
in den Einfüllstutzen gebracht, eingeklipst und dann gluckert es
selbständig – weit gefehlt. Die ruhige Hand des Tankwarts hält
den Schlauch fest, die andere hält den Ventilhebel oben. Der Blick
ist fest auf die Tanköffnung gerichtet.
Die Schlange wird länger, kein murren,
aber Stau im Bezirk. Bis die 70 Liter durch den engen Schlauch
gelaufen sind, hätte ich es mit der Hand heraus geschöpft. Der
Tankwart fixiert den Schlauch und auch an der anderen Zapfsäule geht
daher nichts. Selbstbedienung ist hier kein Begriff...
Leider ist der Sprit in jüngster Zeit
wesentlich teurer geworden (Macri-Inflation...). Das strapaziert
nicht nur das Geldbörsel, sondern überfordert die Zapfsäule. Bei
999.- ist Schluss. Betrag und Liter werden notiert (ist das nicht bei
jedem gleich?), dann springt alles auf null. Im Schlafwagen findet
Sprit für 1150 Pesos Platz. Dies will bezahlt werden. Das geht nun
mit Kreditkarte, weil der Wechselkurs entspricht ja seit der Wahl
frei ist und sich dem Schwarzmarktkurs angepasst hat. Das Problem:
Zunächst müssen die beiden Teilbeträge zusammengerechnet werden.
Das wäre ganz einfach, würde der Computer dies auch tun. Nach drei
Versuchen spuckt er das Blatt mit Gesamtrechnung aus. Draußen wartet
fast alles, die Tankkollegin an der 3. Zapfsäule bedient nun fast
schweißgebadet auch die mittlere Zapfsäule.
Ich zücke die Kreditkarte.
Entscheidungsfrage: Magnetstreifen oder Chip? Auf beide Varianten
versucht – kein Lebenszeichen von der Maschine. Achselzucken –
das Internet ist iher sehr langsam... Draußen erstes Hupen. Gaby
wundert sich schon, wo ich solange bleibe. Vielleicht ist die Karte
kaputt. Ein Versuch mit ihrer endet ebenfalls im digitalen Nirwana.
Geduld, meint der Tankwart, gleich wird’s gehen. Und tatsächlich –
nach gefühlten 10 Minuten darf ich unterschreiben.
Jetzt könnte ich losfahren. Leider
steht nun an der mittleren Zapfsäule ein Geländewagen mit ebenso
hungrigem Tank. An dem gibt es in dieser engen Tankstelle kein
Vorbeikommen. Warten. Immerhin geht’s ein Stückchen vorwärts,
sodass mein Hintermann den Schlauch bekommt – in den Tankstutzen
nämlich.
Nach rund 25 Minuten ist das „Abenteuer
Tankstelle“ bewältigt. Allerdings dürfen wir froh sein, dass die
Kreditkartenzahlung funktioniert hat und grundsätzlich angenommen
worden ist – immer mehr Füllstationen lehnen (wohl wegen der
Inflation und Internet-Unsicherheit) Kreditkarten gänzlich ab...
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