Dienstag, 19. April 2016

Spannung in Ecuador: Erdbeben und mehr


Nein, wir haben nichts vom Erdbeben gespürt, da wir zu dem Zeitpunkt schon auf der anderen Seite der Anden in Tena waren.
   
Aber natürlich ist der verheerende Erdstoß in Medien und öffentlichem Interesse ganz oben. Und viele Freunde haben sich nach unserem Wohlbefinden erkundigt. Danke für die Nachfragen!
aber hier eine ganz andere Geschichte (aus unserem Mailverkehr):
Es geht uns also gut, haben vorgestern aber Einblick in das ecuadorianische Rechtswesen erhalten. Auf der Stadtautobahn, bei der Fahrt Richtung Mitad del Mundo, hatten wir die Fenster unten (aber die Türen gut verriegelt...) als ein kurzer Stau wegen einer Einmündung war.
Und schon war eine Hand da und hat Gaby das Navi aus der Hand gerissen. Und schnell gelaufen ist der... Der Grund für unseren Stillstand war, dass wir ein Auto in die Kolonne reinlassen wollten. Drin saßen, in einem beigen Chevi, wir haben es selbst nicht gesehen gehabt, zwei Polizisten - die sind raus gesprungen, gesprintent und fünf Minuten später haben sie unser Navi zurückgebracht. Und den Räuber in Handschellen ( es wurde ja aus der Hand gerissen!).
Die beiden haben uns freigestellt, das Ding zu nehemn und weiterzufahren oder auf die Wache zur Anzeige mitzukommen. Der Gangster hat derweil um Entschuldigung gefleht...
Wir sind auf die Wache mit. Gaby zu Fuss mit einem Beamten, ich im Auto hinter dem anderen. Unterwegs plötzlich: was, wenn das inszeniert war und eine Falle ist - Gaby geht zu Fuss mit, ich fahre brav in eine dunkle Seitengasse...
Als aber ein Polizeimotorrad ins Gebäude fährt und fünf Polizeiautos davor stehen, glaube ich, dass alles echt ist... Wäre etwas viel Kulisse sonst. Es ist dreiviertelzwei.
Drinnen kauern der Räuber und zwei weiter dunkle Geselen in Handschellen, Gaby ist auch da, Gott sei Dank.
Die Beamten rufen die Touristenpolizei, kommen bald - Kommunikation mittels Internet-Übersetzungsmaschine. Klappt. Für Anzeige müssen wir mit bis zu acht Stunden Zeitaufwand rechnen, sagen sie uns gleich. Mein Kompromissvorschlag: bis zu drei Stunden machen wir mit, dann fahren wir. Sie sagen, das wird schwierig, aber sie versuchen es so schnell wie möglich...
 
Machen es trotzdem. Viel Zeit im Untersuchungsgericht verbracht. Stickig, laut, fad. Seit Frühstück nix mehr gegessen und wenig getrunken. Gaby bekommt immer mehr Kopfweh. Polizisten kümmern sich ganz nett um uns und sagen immer wieder, sie haben schon diese oder jene Instanzenhürde im Rekordtempo bewältigt...
Gaby holt was zum Essen. Es ist gegen fünf. Ich muss das Auto aus dem amtlich zugeordneten Parkplatz im Halteverbot auf der Hauptstraße wegbringen (rushhour beginnt), Polizist findet mir anderen Parkplatz ( normal nicht so leicht zu finden im Stadtzentrum...).
Um halbsechs werde ich zur Anzeige vorgelassen. Der Sekretär der Untersuchungsrichterin wäre der Traum jedes Unternehmensberaters. Da hätte sogar ich einige Vorschläge zur Ablaufverbesserung...
Die Anzeige wird unterbrochen von Anfragen, wer den nun zur Verhandlung dran sein ( viermal), es muss eine Anzeige dringend ausgedruckt werden ( dreimal), eine Anordnung zur amtsärztlichen Untersuchung wird geschrieben (Frau hat Eisenstange über den Kopf bekommen, sitzt blutend neben mir im fensterlosen Kammerl).
Anzeige nach einer Stunde abgeschlossen. Dann sagt die Untersuchungsrichterin, Gaby muss auch noch hin... Das geht aber schneller, meine Angaben werden kopiert.
Dann sollen wir das Beweisstück, das Navi zurück erhalten. Fünfzehn Minuten Bürokratie am Computer ( insgesamt heute fünf Passkopien benötigt...), dann liegt das gute Stück vor uns am Tisch. Neben einigen konfiszierten Packerln Kokain, Spritzen und anderer Evidenz...
Leider fehlt der Stecker unseres GPS... Der findet sich schließlich in der Hosentasche eines der Polizisten, gegen acht kehren wir in unser altes Hostal zurück - wo wir uns in der früh verabschiedet hatte. Dieses liegt aber - Aha-Erlebnis - nur fünfhundert Meter vom Untersuchungsgericht....

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