Montag, 11. Januar 2016

Der Wetterdienst aus Wien (für den Cerro Torre)

Es schifft. Die wunderbaren Granitnadeln, die wir bei unserer Ankunft vorgestern schemenhaft gesehen haben? Wohl alles nur Kulissen, die weggeschoben worden sind. El Chaltén ein Bergdorf? Es ist kalt genug für´s herbstliche Hochgebirge, aber man sieht nur ein paar Hügel rund um den bunten, erst seit 1985 wunderbar chaotisch gewachsenen Ort.


Wir haben unseren Wohnsitz mal für drei Tage aus dem Auto in eine einfache Herberge verlegt. Dach über dem Kopf, Heizung und eigenes Klo – was will man mehr?


Es schifft noch immer. Zeit, die Landkarten zu studieren. Was argentinische Pläne als selbstverständlich argentinisch einzeichnen, ist auf chilenischen Karten schamhaft mit einer weißen Fläche mit Sternchen verdeckt. Da gab´s – und gibt’s – also Grenzstreitigkeiten. Genau diesen bilateralen Differenzen ist die Gründung des Ortes El Chaltén zu verdanken. Schließlich wollen die Argentinier sich hier fest verwurzeln. Und dies nicht nur, weil es hier wunderschöne Berge gibt...

Im Nationalparkhauptquartier zuckt man mit den Schultern. Vielleicht wird es besser – irgendwann sicher, aber dann wahrscheinlich nicht für lange. Das Internet im hintersten Winkel des Landes lädt Wetterberichte lähmend langsam.

Aber wir haben ja Stefan. Eine WhatsApp-Nachricht später wissen wir Bescheid: Morgen wird es schön, vielleicht sind sogar die Gipfel frei, übermorgen mittags kommt die nächste Front. Nachtrag: Freitag abends schneit es dann am Fitzroy und Cerro Torre. Eine anständige Expedition hat eben ein eigenes Wetterservice. Wir haben Stefan, der professionell weltweite Wetterberatung erledigt.

Wecker um halbfünf. Raus in die Kälte. Sieht bedeckt aus – aber Stefan hat gesagt...

Mit dem Auto zum Ausguck. Wird das was mit der Sonne? Graue Wolkenbänke im Osten. Verkalkuliert? 

Ha!! Vor mir stehen wolkenfrei das Fitzroy-Massiv und links dahinter der Cerro Torre.


Dämmerungsblau wird langsam altrosa auf den Granitwänden. Zwecks Blickwinkelverbesserung beschließe ich, den Anstieg zum Mirador im Laufschritt zu nehmen. Als die Sonne die Spitze des Fitzroy aufleuchten läßt, sprinte ich los. 10 Minuten später das faszinierende Schauspiel: Die Zacken der Berge werden orange, rot, gelb, immer weiter herunter reicht die Sonne, bis das Licht in eine weiche Morgenstimmung übergeht. Ein perfekter Sonnenaufgang.


Danke, Wettergott!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen