Ein letztes Verkehrschaos noch. Nichts
hält einen in der staubigen Großstadt Sullana ganz im Norden Perus
- außer die tausenden dreirädrigen Mototaxis, die wie Straßengelsen
in allen Richtungen um uns herumschwirren.
Es ist Wahlsonntag, da fährt man in
den Heimatbezirk, die Straßen sind voller Leben. Alles scheint
völlig unkoordiniert. Aber es gibt auch hier deutlich weniger
blechbeschadete Autos als etwa in Süditalien. Wie machen das die
Peruaner?
Nachdem wir die Stadt doch erfolgreich
durchstaut haben folgt zunächst ein wundersamer Anblick: Entgegen
kommt uns ein richtiges Wohnmobil – mit Grazer Kennzeichen! Leider
sind wir ohne Stopp aneinander vorbeigerauscht, zu viel Verkehr für
einen raschen Halt. Wenn sie gerade aus Ecuador kommen – na, die
werden sich freuen über den Verkehr in Peru...
Der Boden bringt langsam etwas Grün
hervor, die Wüste weicht der Steppe, die Gegend gleicht in vielerlei
Hinsicht der Sahelzone. Dann geht es gleichmäßig bergauf und die
Vegetation wird intensiver, etwa 30 Minuten nach Sullana wähnen wir
uns schon in den Tropen, regenschwangerer Himmel inklusive.
Reisfelder, Palmen, Bananenstauden...
Immerhin sind noch zwei Autofahrer vor
mir, die an der peruanischen Grenze mit ihrem Fahrzeug einreisen
möchten. Der vom Computerprogramm sichtlich geforderte Beamte
erledigt dies elegant in rund 20 Minuten. Immerhin hat er auch einen
Assistenten, der die diversen Dokumente kopiert und im dicken
Aktenstapel vergräbt.
Jenseits der von Japan spendierten Grenzbrücke geht die Einreisebürokratie etwas rascher vor sich, in
weniger als einer Stunde haben wir die Grenze passiert.
Willkommen in Ecuador! Unsere
Autoversicherung gilt hier allerdings nicht mehr – und eine solche
am Sonntag um 16 Uhr an einer ziemlich unbelebten Grenze zu
organisieren – unmöglich. Also reisen wir zunächst ohne
Versicherung (eine solche kostet zwar nicht viel, hat aber
lächerliche Deckungssummen – sofern sie überhaupt zahlt, ergo „eh
scho´ wurscht...“). Versicherung ist übrigens seit dem Vorjahr hier nicht mehr verplichtend.
Von den wüstenhaften Küstenabschnitten
sind wir vielleicht hundert Kilometer entfernt – aber in einer
anderen Welt. Tief hängen die Wolken an den Andenhängen und bald
werden wir vom dichten Nebel verschluckt. Nieselregen. Gaby widerruft
ihre Ansicht „in den Wolken könne es nicht schütten“. Wenn kurz
der Blick freigegeben wird, offenbart sich eine Landschaft zwischen
Voralpenland und Golfplatz. Hügelig hübsch, gepflegt, weil
sichtlich intensiv bewirtschaftet und fast müllfrei an den
Straßenrändern.
Wir befinden uns auf der Panamericana,
die Schilder zeigen, dass diese lächerliche 1100km durch Ecuador
führt. Das Land ist zwar relativ klein – aber die vielen Kurven
ermöglichen die Streckenlänge.
Nach einem Zwischenstopp in einem
hübschen Provinznest erreichen wir am Tag zwei in Ecuador die
drittgrößte Stadt des Landes, Cuenca. Viel Leben gibt es in der
Altstadt, man bereitet sich auf die Feiern zum morgigen Gründungstag
der Metropole vor. Der Straßenverkehr ist übersichtlich und
geordnet, ganz wie daheim. Sogar Blinker haben eine gewisse
Gültigkeit!
Wir bummeln den Nachmittag lang durch
die Stadt, genießen ein paar Sonnenstrahlen, die auf die kolonialen
Fassaden leuchten. Wir streifen durch die zahlreichen Märkte, die
fürs Fest aufgebaut worden sind, lauschen mehr oder weniger tonalen
Bands – aber alles westliche Musik – und lassen uns ein
einheimisches Nachtmahl schmecken. Um 7 Dollar sind die beiden
Reisgerichte mit Bohnen und etwas Fleisch nicht teuer.
So richtig billig wird’s aber erst an
der Tankstelle: Diesel kostet US$ 1,03. Allerdings nicht für den
Liter sondern für die Gallone (ca. 3,7 l)!
Eine betrübliche Entdeckung mache ich
dann bei unserem Quartier: Der Versuch, die Beifahrertür
aufzusperren scheitert – es war versucht worden, das Schloss
gewaltsam zu öffnen, was nicht gelungen ist. Aber kaputt ist es
trotzdem. Wahrscheinlich hat sich dies bei unserer letzten Station in
Peru, in Colan ereignet. Gaby fühlt sich etwas verunsichert - ich befinde, Autos sind auch schon an anderen Orten der Welt aufgebrochen worden, kein Grund zur Panik - natürlich müssen wir aufpassen, aber wir wollen lieber das viele Positive genießen!
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