Es soll gefährlich sein in Ecuador.
Also, wir bemerken hier nichts davon. Leute freundlich, alles viel
aufgeräumter als beim südlichen Nachbarn und der Verkehr – da
könnte sich die goldene Wiener Seele noch was abschauen in Sachen
Ruhe und Rücksicht...
Wir waren gespannt auf die südliche
Andenmetropole des Landes, schließlich hat uns jeder versichert, wie
schön der koloniale Kern der Stadt sei.
In unserer kleinen Unterkunft mit
Familienanschluss versichert man, dass es völlig ungefährlich sei,
auch abends durch die Altstadt zu ziehen, also brechen wir zu einem
Spätnachmittagsspaziergang auf. Tatsächlich, recht schöne Häuserzeieln hier in Cuenca – denen aber die Jahrhunderte und die Luftfeuchtigkeit durchaus
anzusehen sind. Die Patina auf und an den Kopfsteinpflastergassen
wird durch zahllose „Ferias“, kleine Märkte mit Kunsthandwerk
und Fingerfood, Kleidung und Panamahüten übertüncht: Morgen ist
Feiertag hier, es gilt, sich des Gründungstages der Stadt zu erinnern!
Apropos „Panamahut“: Wenn ein
Wiener Parlamentarier bei der Debatte um die „Panama-Papers“
einen geflochtenen Hut ins Hohe Haus bringt – so ist er auf der
falschen Fährte: Diese schicken Hüte werden in Ecuador produziert,
vor allem in der Region um Cuenca! Frei nach Kreisky: „Lernen´s
Geschichte, Herr Abgeordneter!“
Das Wetter meint es gut mit uns,
Sonnenstrahlen lugen zwischen den Wolken durch, Regen fällt erst
nachts, wir sind aber schon knapp nach der Dämmerung, vorbei an
einigen Musikgruppen (von Jazz bis Quechua-Folklore), müde und mit
netten ersten Ecuador-Eindrücken heim gehatscht. Gefährlich fühlt
es sich hier nicht an...
Gefährlich ist der Morgennebel, der
uns begleitet auf der Strecke nach Riobamba, wo wir dann
„zeitgerecht“ ohne Regenschutz am Hauptplatz den Mittagsguss auf
uns niederprasseln lassen. Dies war das auch schon der Höhepunkt im
Ort, eine andere Attraktiona als die Wassermassen konnten wir hier
nicht entdecken...
Und der höchste Berg der Welt lässt
sich in den dichten Wolken auch nicht blicken – obwohl nur 30km
entfernt. Höchster Berg der Welt? Jawoll, der Chimborazo!! Ob er nun
6310 oder nur 6270 m hoch ist, darüber wird gerade diskutiert
(weshalb kann das in Zeiten wie diesen nicht wirklich exakt bestimmt
werden?) - ist aber eigentlich egal. Höchster Berg... ? Nun, so nahe
am Äquator gelegen, ist der Gipfel dieses Vulkans der am weitesten
vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt der Welt – und somit der höchste
Gipfel des Planeten. Alles nur eine Frage der Parameter...
Wir fahren durch wild zersiedeltes
Gebiet entlang der „Allee der Vulkane“ - so hat der deutsche
Naturforscher Alexander von Humboldt - wohl bei deutlich besserem
Wetter – die rund 150km lange Strecke mit zahlreichen Vulkankegeln
benannt. Er gelangte übrigens auf rund 5500m Höhe am Chimborazo –
im Jahre 1802! Eine außergewöhnliche Leistung...
Für uns wandelt sich die „Straße
der Vulkane“, die heute ganz banal „Panamericana“ heißt, zur
Autobahn – so was haben wir schon lange nicht mehr befahren! Ach, wie ruhig schnurrt unser Schafwagen dahin...
Die
Idee, die Nacht im Cotopaxi-Nationalpark zu verbringen treibt uns das
Wetter aus, wir landen in einem abgetakelten Hotel im hübschen
Städtchen Latacunga. Die Familienpizza erweist sich als richtige
Größe für uns zwei hungrige Mäuler.
Der Hotelportier lächelt nur milde bei
der Frage nach dem Cotopaxi - „ den könnt ihr vielleicht in einem
Monat sehen... bis dahin: Wolken und Regen. Und dank El Nino mehr als
normal!“ Ein Abenteuerveranstalter klärt uns auf, dass man zwar
jetzt wieder in den Nationalpark dürfe, aber die Besteigung des
Berges schon seit Monaten untersagt ist. Der Cotopaxi ist seit August
2015 aktiv wie schon lange nicht mehr!
Überraschung am Morgen: rechts vor uns
zeichnet sich der fast 5900m hohe Cotopaxi weich in den Wolken ab –
sind am Gipfel Wolkenfetzen oder ein Aschenausstoß zu sehen? Kaum
fotografiert, ist der Gipfel wieder weg, im Blickfeld bleiben die
Häuser und Felder bis an den Hang der hohen Berge. Der Eindruck von
Wildnis und Unberührtheit kommt hier nicht in Betracht...
Die sechsspurige Mautstraße nach Quito
unterstreicht den Eindruck. Bei rund 50km Stadtlänge dauert es, bis
wir uns dem Zentrum nähern. Die etwas undurchsichtige Straßenführung
bewältigt unser Navi erstaunlich gut....
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