Das Wetter meint es gut mit uns.
Morgendlicher Sonnenschein über der Stadt, die dunklen Wolken liegen
in Lauerstellung hinter den Bergen des großen Talkessels.
Mit dem Trolebus (einer mit
Oberleitung...) sind wir rasch beim Theaterplatz. Ankündigung am
klassizistischen Portal: Wiener Kammerensemble. Aus dem
Souvenirgeschäft hinter uns klingt „Drah´ die ned um, der
Kommissar geht um“. Kulturexportstadt Wien. Und Weltkulturstadt
Quito.
Wir wollen mehr darüber wissen und schließen uns einem
trinkgeldbasierten „Gratisspaziergang“ durch die Stadt an.
Treffpunkt täglich um 10.20 bei der
„Community Hostal“ am Altstadtrand. Dauer: mehr als drei Stunden.
Infogehalt durch Pedro, den weitgereisten, welterfahrenen und
kulturell, historisch und politisch beschlagenen Vollbärtigen:
extrem hoch.
Herkommen, selber machen!
Wiedergeben
kann ich all die Geschichten und Fakten wohl kaum. Zu den Präsidenten, der
Unabhängigkeit, der Einführung des Dollars als Währung (Ecuador
muss gar nicht wenig dafür an die USA bezahlen! Währung als
Franchise-Idee...), Aufstieg und Fall der Jesuiten (ihre Kirche und
die zentrale Lage des Kloster sagen einiges über die Macht des
Ordens aus...), Erdöl und das Problem der Verstaatlichung (im
Gegensatz zu anderen Ländern bezahlt der Staat die Firmen für die
Förderung mit einem Fixum – was bei den derzeit niedrigen
Ölpreisen ein Verlustgeschäft ist...) weiß er was zu erzählen. Das Alltagsleben in Ecuador,
ein Querschnitt durch die Kulinarik (handgeschlagene Eiscreme...),
die Themen sind so interessant wie weit gestreut.
Und so nebenbei sehen wir am Hauptplatz
den Präsidentenpalast und den hässlichen Neubau der Stadtverwaltung
gegenüber („ das ist super zum protestieren: gegen den Staat nach
links wenden, gegen den Bürgermeister nach rechts drehen!“).
Es geht durch enge Gassen mit bunten
Hausfassaden, kein Hochhaus dazwischen, aber umso mehr alte Kirchen
und Klöster, Bischofspalast und Kapellen. Und überall patrouilliert
die Polizei...
Welch Timing! Als sich der
City-Marathon dem Ende zuneigt, fallen die ersten Regentropfen.
Wir sitzen bei strömenden Regen im
Bus, die letzten Meter zum Hostal schaffen wir auch noch...
Wer ein augeprägtes Sicherheitsbedürfnis hat, kann allerdings auch gleich mit der Touristenpolizei (den "Altstadtinspektoren?") auf Stadtrundgang gehen.
Siehe z.B. hier: http://www.spiegel.de/reise/fernweh/ecuador-mit-der-polizei-durch-die-strassen-von-quito-a-903972.html
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