Tagwache um 5:30. Da durch den
gestrigen Zwischenfall unser Zeitplan etwas durcheinander geraten
ist, müssen wir früh aufbrechen, um noch frühmorgens zum Viehmarkt
in Otavalo zu kommen.
Um acht kommen uns schon widerspenstige
Ferkel, teilnahmslose Schafe und ein paar keck dreinschauende Lamas
entgegen. Auf der anderen Seite der Leinen sind Männer in derber
Arbeitskleidung oder Frauen, meist in bunter Tracht.
Mit wissender Hand werden die
Meerschweinchen an der Taille abgetastet, ob sie eh fett genug sind,
auch Geschlechtstests werden gemacht. Hühner verschwinden ebenso in
großen Säcken wie junge Gänse. Viel zu junge Katzen- und
Hundebabies warten auf neue Besitzer, strahlende Kinderaugen, ein
Hase in den Armen.
280 Dollar für eine ausgewachsene Sau,
40 für ein süßes Ferkel. Ein Schaf kostet um die 60 Dollar. „Cuy“,
also Meerschweinchen, werden um 6 $ angeboten.
Während der Viehmarkt im Laufe des
Vormittags verschwindet – es wird rasch heiß und die Tiere, die
den Besitzer wechselten, werden abtransportiert – scheint die Stadt
den ganzen Samstag lang im Markttreiben zu versinken. Hier gib´s
alles, was des Ecuadorianers Herz begehrt – und was Touristen gern
kaufen. Auch Gaby findet einige wirklich schöne Handarbeiten. Und
weil es so bunt und vielfältig ist, muss man beim Fotografieren
aufpassen, dass man nicht zu viel in ein Bild hineinpackt.
Wir besuchen insgesamt vier Märkte –
und fühlen uns dann am frühen Nachmittag ziemlich erschöpft.
Also rein ins Auto und ab in die Tiefe.
In Tena, am Rande des Amazonasbeckens, wartet ein Freund auf uns.
Erich – mit dem wir bei seiner Südamerikaankunft in Chile ein paar
Tage lang gereist sind - arbeitet hier als Voluntär in der Bildung
und Ausbildung von begabten Jugendlichen aus dem „Oriente“, den
ecuadorianischen Amazonasprovinzen.
Zunächst über einen 4000-er Pass,
dann steil hinunter. Eine spektakuläre Schlucht, mehr Wald, mehr
Regen – also mehr REGENWALD. Ein paar Erdrutsche auf der Straße
überwinden wir, die Scheiben laufen trotz Gebläse an, wir nähern
uns dem Dschungel.
Der Reiseführer schreibt: Im
Amazonasbecken gibt es zwei Jahreszeiten: Die große Regenzeit von
Ende Februar bis September und die kleine Regenzeit von Oktober bis
Februar. Luftfeuchtigkeit: 95 – 100%, Niederschlag: 2000 – 4000mm
pro Jahr. In Wien braucht man fast ein Jahrzehnt für diese
Regenmenge.
Wir kommen erst in der Dunkelheit in
Tena an, finden das Haus in der Straße ohne Namen aber trotzdem.
Und am nächsten Tag geht es gleich
weiter: Eine Partnerorganisation von Erichs NGO betreibt im
Dschungel, eine Autostunde und eine weitere Kanustunde ostwärts eine
Tierauswilderungsstation. Wildtiere aus illegalem Handel,
konfiszierte oder aufgefundene Tiere sind hier untergebracht und man
bemüht sich, diese in einem anschließenden Schutzgebiet
freizulassen. Gerade als wir das Boot besteigen, kommt der erste
Regenguss des Tages - so wird das Amazonastiefland zum authentischen
Feuchterlebnis.
Hochmotiviert stapfen die Pekaris
(südamerikanische Wildschweine) durch den Morast. Zwei Tapire liegen
faul am Wasserloch... Interessanterweise sind aber viele Tiere aus dem
Regenwald eher wasserscheu. Die Vögel hocken unter Blättern, die
Affen in ihren Verschlägen und selbst Kaimane bleiben im schlammigen
Wasserbett statt eine frische Dusche zu genießen.
Nur die Katzen sind aktiv! Schon mal
was von einem „Jaguarundi“ gehört? Auf deutsch heißt sie
„Wieselkatze“, ist in der der Familie der Pumas beheimatet, zwar
recht weit verbreitet, doch kaum zu sehen wenig erforscht. Hier in
„Amazoonica“ dürfen wir uns sogar an zwei Jungtieren im Regen
erfreuen! Auch ein Ozelotpaar lässt sich durch den Regen nicht am
Spielen hindern...
Ein kleine „Tour de Gatsch“ durch die dichte und auch im Regen farbenfrohe Vegetation bringt
uns durch den Dschungel – dank des Regens mit nur mäßig vielen
Stechmücken! - und zurück an den Rio Napa, wo wir uns nach geraumer
Wartezeit mit einem Motorlangboot zum Auto zurück verfügen.
Wer mehr über diese Auffangstation
wissen möchte, als Voluntär hier arbeiten oder eine Spende leisten
möchte, hier ist der Einstieg:
http://www.amazoonicorescuecenter.com/#!home/g6oo1
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