Die Cordillera Blanca gilt als die
Krone der Anden, mit zahlreichen vergletscherten 6000-ern und rund 50
Gipfeln über 5700m strahlt sie weithin sichtbar - wenn das Wetter stimmt. Damit darf sich der 180km lange Gebirgszug als
höchstes Massiv außerhalb Asiens bezeichnen lassen. Und bei der
Wahl zur „Miss Gipfel“ bzw. zum schönsten Berg der Welt wurde
der knapp 6000m hohe Alpamayo ausgewählt. Sicher diskussionswürdig
– aber weil wir mitreden wollen, fahren wir hinauf!
Vom schwülen Caral auf Meeresniveau
sind wir in knapp drei Stunden auf über 4000m mitten im kühlen
Wolkengebräu.
Wir fahren durch leichten Nieselregen –
nach den heißen Tagen an der Küste beinahe eine willkommene
Erfrischung. Aber schade, eigentlich wollten wir doch spektakuläre
Berggipfel anschauen! Wir verabschieden uns vom Bergblickgedanken – und in
diesem Moment reißt die dunkle Wolkendecke auf und in der Ferne,
aber glasklar, blitzen weiße Gipfel hervor. Es ist ein wirklich
besonders schöner Gipfel, der sich präsentiert – das muss der
Alpamayo sein!!
Wenig später sind wir schon wieder in
den Wolken – wir entscheiden uns daher, über den nächsten Pass
ins nächste Tal zu flüchten. Über eine wilde Gebirgsstraße mit
haarsträubenden Serpentinen erreichen wir gute 4500m, dann erspart
uns ein Tunnel weitere Kletterarbeit. Es wird dank der dichten
Wolkenschicht schon dunkel, auf holpriger Straße, teilweise
Schotterpiste, gelangen wir aber doch sicher nach Chavin de Huantar.
Die uralte Kultstätte Chavin soll,
geht es nach peruanischen Archäologen, der Schmelztiegel der
Religionen gewesen sein – und die Ideologien der alten Kulturen bis
hin zu den Inkas geeint haben. Sicher ist, dass Chavin im 1. Jt. v.
Chr. Pilger von weit her angelockt hat – und selbst weitreichenden
Einfluss auf Kulturen bis im Tiefland ausübte.
Weltkulturerbe? Wegen der paar Steine,
die noch dazu mit hässlichem Blech vor dem Regen geschützt werden?
Ein schwacher Beginn!
Je weiter wir uns dem zentralen Heiligtum
nähern, umso interessanter wird es. Schließlich kommt
Indiana-Jones-Feeling auf: Wir schlüpfen in enge unterirdische
Gänge, Quergänge, Nischen, alles in einer dreistöckigen, 15m hohen
Pyramide aus grob behauenen Felsstücken, heutzutage gestützt mit
dicken Bohlen... Hier wurden die Opfer dargebracht, die
Ritualgegenstände aufbewahrt, die vornehmen Pilger von Priestern mit
halluzinogenen Stoffen in eine andere Welt transferiert. Mitten
drinnen in schwacher Beleuchtung dann der über vier Meter hohe
Monolith „El Lanzon“ – der wohl eine fein aus dem Felsen
gearbeitete Gottesgestalt darstellen soll.
Ein paar Stunden sind da schnell dahin,
die Tonwaren im Museum zeigen auch den hohen Entwicklungsstand der
damaligen Kultur.
Den Rest des Tages sind wir unterwegs,
um auf interessanten Bergrouten in die Provinzhauptstadt Huaraz zu
gelangen.
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