Dienstag, 5. April 2016

hohe Berge und alte Steine – Cordillera Blanca

Die Cordillera Blanca gilt als die Krone der Anden, mit zahlreichen vergletscherten 6000-ern und rund 50 Gipfeln über 5700m strahlt sie weithin sichtbar - wenn das Wetter stimmt. Damit darf sich der 180km lange Gebirgszug als höchstes Massiv außerhalb Asiens bezeichnen lassen. Und bei der Wahl zur „Miss Gipfel“ bzw. zum schönsten Berg der Welt wurde der knapp 6000m hohe Alpamayo ausgewählt. Sicher diskussionswürdig – aber weil wir mitreden wollen, fahren wir hinauf!
Vom schwülen Caral auf Meeresniveau sind wir in knapp drei Stunden auf über 4000m mitten im kühlen Wolkengebräu.
   
Wir fahren durch leichten Nieselregen – nach den heißen Tagen an der Küste beinahe eine willkommene Erfrischung. Aber schade, eigentlich wollten wir doch spektakuläre Berggipfel anschauen! Wir verabschieden uns vom Bergblickgedanken – und in diesem Moment reißt die dunkle Wolkendecke auf und in der Ferne, aber glasklar, blitzen weiße Gipfel hervor. Es ist ein wirklich besonders schöner Gipfel, der sich präsentiert – das muss der Alpamayo sein!!
  
Wenig später sind wir schon wieder in den Wolken – wir entscheiden uns daher, über den nächsten Pass ins nächste Tal zu flüchten. Über eine wilde Gebirgsstraße mit haarsträubenden Serpentinen erreichen wir gute 4500m, dann erspart uns ein Tunnel weitere Kletterarbeit. Es wird dank der dichten Wolkenschicht schon dunkel, auf holpriger Straße, teilweise Schotterpiste, gelangen wir aber doch sicher nach Chavin de Huantar.
   
Die uralte Kultstätte Chavin soll, geht es nach peruanischen Archäologen, der Schmelztiegel der Religionen gewesen sein – und die Ideologien der alten Kulturen bis hin zu den Inkas geeint haben. Sicher ist, dass Chavin im 1. Jt. v. Chr. Pilger von weit her angelockt hat – und selbst weitreichenden Einfluss auf Kulturen bis im Tiefland ausübte. 
Weltkulturerbe? Wegen der paar Steine, die noch dazu mit hässlichem Blech vor dem Regen geschützt werden? Ein schwacher Beginn! 
Je weiter wir uns dem zentralen Heiligtum nähern, umso interessanter wird es. Schließlich kommt Indiana-Jones-Feeling auf: Wir schlüpfen in enge unterirdische Gänge, Quergänge, Nischen, alles in einer dreistöckigen, 15m hohen Pyramide aus grob behauenen Felsstücken, heutzutage gestützt mit dicken Bohlen... Hier wurden die Opfer dargebracht, die Ritualgegenstände aufbewahrt, die vornehmen Pilger von Priestern mit halluzinogenen Stoffen in eine andere Welt transferiert. Mitten drinnen in schwacher Beleuchtung dann der über vier Meter hohe Monolith „El Lanzon“ – der wohl eine fein aus dem Felsen gearbeitete Gottesgestalt darstellen soll. 
Ein paar Stunden sind da schnell dahin, die Tonwaren im Museum zeigen auch den hohen Entwicklungsstand der damaligen Kultur.
Den Rest des Tages sind wir unterwegs, um auf interessanten Bergrouten in die Provinzhauptstadt Huaraz zu gelangen.

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