In rund 3000m Seehöhe haben wir zwar
ausreichend Sauerstoff für einen guten Schlaf. Da aber ab 6 Uhr
morgens die schweren LKW etwa 3 Meter vom Ohr entfernt bergwärts
schnaufen, hat sich das Thema Nachtruhe bald erübrigt.
Die Wirtin im einfachen Hostal zaubert
ein wunderbares Frühstück auf den Tisch, wir sind bereit für neue
Höhenflüge!
Ein Blick durchs Fenster gibt uns einen
Dämpfer: Der Himmel hat rasch zugezogen – zur Abwechslung hängen
schwarze Regenwolken über uns...
Die Wirtin meint: „Fahrt rauf, der
Chimborazo wird zu sehen sein!“ Na gut, man ist ja nur einmal
hier...
Durch den Nieselregen bergwärts, an
unserem gestrigen Wendepunkt vorbei – und es wird heller, die
Wolken reißen auf – der Berg! Ganz kurz zeigt sich der
Vulkankegel, ein Appetithappen, sozusagen.
Die Wellblechpiste windet sich nun
rasch am Berg hinauf, Gaby bemerkt es leider an den Kopfschmerzen,
die sich nun stärker einstellen. Auf 4800m ist Schluss. Gaby bleibt
beim Refugio, ich nehme die Windjacke und ausreichend Wasser mit und
beginne den Weg zur nächsten Schutzhütte.
Gerade als ich dort - in rund 5100m -
ankomme, öffnet sich der Wattebausch – und der Gipfel mit den
umgebenden Gletschern funkelt im Morgenlicht. Ein einheimischer
Führer würde mich nun noch 500m höher bringen, bis an den Rand der
Gletscher.
Nur zu gerne würde ich das Angebot annehmen, aber ich
möchte Gaby nicht zu lange allein lassen, lasse den Gipfel zurück
und freue mich, dass meine Reisegefährtin einigermaßen munter vorm
Schlafwagen sitzt und liest.
Schade zwar – aber gut auch: wir
beschließen einen raschen Abstieg und das „South America Handbook“
gibt uns das Ziel vor: in Guamote ist Markttag!
Dieser unscheinbare Ort ist jeden
Donnerstag Anziehungspunkt für die dörfliche Umgebung, farbenfrohe
Kleidung und interessante Typen sind garantiert.
Offen bleibt für uns die Frage nach
dem Eisenbahnfahrplan: verkehren donnerstags keine Züge, daher kann
der Gleiskörper als Marktplatzteil herhalten – oder ist eben
Markttag – und da kann einfach kein Zug fahren?
Apropos Eisenbahn: in Alausi beginnt
die spektakuläre Zugfahrt über die Teufelsnase, den Steilabfall der
Anden abwärts Richtung Küste. Im vorigen Jahrtausend war dies eine
sensationelle Strecke: am Dach fahrend, für die Einheimischen das
preiswerte Verkehrsmittel, eine Erfahrung mitten aus dem
ecuadorianischen Alltag. Ich erinnere mich an Erzählungen im
Traveller Club Austria...
Heute? Die vielleicht teuersten
Bahnkilometer der Welt: 30 $ für 12 Km, bewältigt in einer knappen
Stunde. Passagiere sind ausschließlich Touristen, am Dach geht gar
nichts mehr... Wir sind uns einig wie (fast) immer: dieses Geld
haben wir schon besser angelegt – es warten die Galapagos Inseln
auf uns, das hat eine Lawine gekostet...
Wer mehr über diese Zugfahrt lesen
möchte, bitte sehr:
http://www.nzz.ch/lebensart/reise/spitzkehren-an-der-teufelsnase-1.18102491
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