Wir haben uns auf der Granja El Roble
niedergelassen. Das Zimmer, in diesem Fall ein hölzernes
Knusperhäuschen, kostet den paraguayanischen „Einheitspreis“ von
150.000 Guaraní (etwa 25 Euro).
Dafür gibt es das Leben einer Farm,
ein paar Affen im Käfig, Papageien, Milchkühe und eine asiatische
Python in einem viel zu engen Terrarium. Die riesige Kröte in der
Küche wird vom Pudel beschnuppert, während die schnelle rosa Zunge
Insekten ins Maul bringt. Und zwischen Kinderspielplatz und
Fischteich wohnt Fifi, der Tapir. Ganz friedlich, eingezäunt.
Unser Nachmittagsspaziergang führt uns
auf die Weide, wo exotische Bäume im herrlichen Nachmittagslicht
glänzen, darüber eine zauberhafte Wolkenstimmung. Über die Dämme
der Fischteiche laufe ich dem Sonnenuntergang nach, einige schwarze
Ratten rennen aufgescheucht in ihre Löcher.
Die Nacht wäre so friedlich, die Luft
voller Froschgequake - würde nicht der Sonnenaufgang mit
Hahnengeschrei und Entengeschnatter kommentiert.
Das Frühstück steht um 8 Uhr am
Tisch, der Hof versucht als Selbstversorger durchzukommen, „aber
wir machen keine Religion daraus!“ sagt Peter, der deutsche
Auswanderer, der seit 23 jahren in Paraguay lebt. Endlich wieder Brot
mit Konsistenz, schmackhafter Schinken und feiner Räucherkäse...
Nicht, dass man es braucht. Aber gut, wenn man es bekommt :-)
Peter lackiert ein kleines Butterfass.
„Von der deutschen Verwandtschaft. Die haben eigenartige Ansichten
über den Entwicklungsstand hier in Paraguay... Wer stellt sich hin
und schlägt zwei Stunden Lang Butter...?“ Fifi hat Ausgang und
inspiziert die handwerkliche Arbeit ihres Herrn. Die Tapirdame wurde
von Peter und Familie als Baby im Hühnerstall einer Farm im Chaco
gefunden – dort hatte sie null Überlebenschance. Seither lebt sie
mit Familienanschluss in der Nähe von Concepcion und fühlt sich
pudelwohl. Sehr wohl. Sie kann die Tür zum Container öffnen und
räumt dort manchmal auf. Oder, wie jetzt, sie findet die
Autoschläuche zum Baden und will sich unbedingt in einen
Schwimmreifen zwängen. Diese Gummischläuche machen riesig Spaß,
der Tapir wird immer aktiver. Bis Peter warnt: Geht in Deckung, diese
Viecher sind fast blind, wenn sie jetzt losrennt, rennt sie euch über
den Haufen!“
Und wie sie rennt! Aber in die andere
Richtung – den Weg hinunter, mit einem Riesensatz in einen
Fischteich. Eine richtige Wildsau, diese Fifi. Mit einem Satz ist sie
heraußen und bevor Peter dazwischenfahren kann paddelt der Tapir da,
wo wir uns gestern erfrischt haben: im Swimming Pool!
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