Leider haben wir von der Einfahrt in
den Hafen von Antwerpen nichts mitbekommen. Aber halb drei in der
Früh ist nicht der beste Moment, um das Passieren der riesigen
Schleuse in der Scheldemündung zu beobachten.
Beim Frühstück liegen wir schon im
Hafen. Auf der einen Seite Grüne Wiese, mit einem Stapel Container
und tausenden Fahrzeugen davor, auf der anderen Seite eine typische
Hafensilhouette: Kräne wachsen in den Himmel, rauchende
Schornsteine, Hochspannungsmasten und endlose Kaianlagen. Wir wir
später in der Stadt erfahren, ist Antwerpen nach Rotterdam der
zweitgrößte Hafen Europas!
In die Stadt zu gelangen ist nicht
einfach, aber der 1. Offizier ruft uns ein großes Taxi zum Schiff.
10.- pro Person kostet die 30km-Fahrt, insgesamt 50 Euro – für eine
Strecke …
Von der Stadt sind wir dann
einigermaßen enttäuscht: von wegen reiche Stadt, Mittelpunkt des
Diamanthandels etc. Es gibt zwar einen wunderbaren Hauptplatz und
eine schöne, gotische Kathedrale – der Rest aber wirkt etwas
verwahrlost, eine beinahe morbide Stimmung zieht durch die Gassen.
An diesem Sonntagnachmittag wird dies
aber durch die Regenbogenparade, hier als Konzertevent zelebriert,
konterkariert: ausgelassene Stimmung, kuriose Gestalten, gute Musik.
Der altehrwürdige Hauptplatz erbebt in satten Bässen und hohen
Stimmen.
Knapp nach sechs sind wir zurück an
Bord, es hat zu regnen begonnen und wir sind doch schon recht müde.
Wir treffen nun unsere drei weiteren Passagierkollegen. Ein älteres
französisches Paar und einen allein reisenden Südfranzosen –
beide mit Land Rover unterwegs.
Ich verstaue die Markise und die
Reservekanister im Wageninneren – der 1. Offizier hat gemeint,
Antwerpen sei auch nicht anders als Westafrika, wir mögen auf unsere
Sachen doch gut aufpassen.
Nach einem spektakulären Abendrot gibt
es noch eine Runde Plaudern mit den holländischen Ingenieur, der
gerade einen der vier Schiffsgeneratoren serviciert.
Er zeigt uns Videos von „richtigen“
Schiffsmotoren: Die Kolben haben 96cm Durchmesser und eine Hubhöhe
von rund 4 Metern!
Da wirkt unser 7-Zylinder-Motor mit
72cm Durchmesser ja fast niedlich dagegen. Ich bin schon auf die
Führung durch den Motorraum gespannt!
Heute wurden fast alle Container vom
Schiffsdeck geholt. Morgen folgt die Beladung. Inzwischen sind mit
der Grande Europa und der Grande Togo zwei weitere Grimaldi-Schiffe
angekommen. Die Togo ist bis oben hin voll mit alten Autos, die wohl
nach Westafrika gebracht werden. Ob unser Deck auch so zugepflastert
wird mit Schrottfahrzeugen?
Irgendwann nach 18 Uhr soll es
losgehen, da müssen wir zurück am Schiff sein. (Auf Touristen gewartet wird übrigens nicht!)
Das Schiff wird dann unter dem Kommando des bisherigen Ersten Offiziers stehen - der gemütliche alte Kroate ist von Bord gegangen, er meinte, mit 68 Jahren habe er jetzt endgültig genug - es werde dem Kapitän immer mehr Verpflichtungen und Verantwortungen aufgebürdet. Das kennt man doch auch aus anderen Arbeitsbereichen.
Andere Häfen in Europa werden nicht mehr angelaufen, schade, dass Tilbury, der Hafen von London, schon weit in der Themse, vor Hamburg angesteuert worden ist, das hätten wir alle gerne besucht. Aber eine Frachtschiffreise ist eben kein Wunschkonzert...
Somit ist dies hier die letzte Eintragung für eine geraume Zeit, denn wir werden erst wieder in Dakar/Senegal Land sehen und
dort hoffentlich einen Internetzugang haben. An Bord jedenfalls ist
Internet-Funkstille.
SCHIFF AHOI UND LIEBE GRÜSSE NACH HAUSE UND IN DIE WELT!!!
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