Südlich des Dorfes schlug die Natur
mal wieder Kapriolen, weißer Fels wurde von den Wellen solange
bearbeitet, bis die Küste mit fragilen Grotten und Tunnels gespickt
war. Ein Inselchen scheint überhaupt nur auf einigen filigranen
Marmorstützen zu ruhen – dies wird „die Kathedrale“ genannt.
Vorgestern hat sich hier ein tödlicher
Unfall mit einem Kajak zugetragen. Ich habe vor ein paar Blogeinträgen ja darüber berichtet. Heute sind wir selbst mit einem
unterwegs (wir erfahren von dem Ereignis aber erst danach...). Die
Bekanntschaft mit einem jungen US-amerikanischen Paar führt dazu,
dass wir gemeinsam ein Boot für länger als die normale
Ausflugsdauer mieten. Die beiden haben ein aufblasbares Kajak dabei,
das wir auf das Motorboot verladen – und dann können wir vor Ort
in aller Ruhe die Marmorküste entdecken. Glück mit dem Sonnenschein
haben wir auch, es bieten sich unbeschreiblich schöne Blicke und
Fotomotive. Als der Wind auffrischt, gerät der alte Seebär, der uns
hergebracht hat, aber in Aufregung und holt uns rasch an Bord – wir
wundern uns, denn den Hintergrund wissen wir da noch nicht.
Was tun mit dem angebrochenen Tag? Es
sieht sonnig aus, also probieren wir die relativ neue Stichstraße
westwärts Richtung Küste aus. Teilweise grobes Wellblech führt uns
durch die wunderschöne Landschaft im Valle Exploradores, durch das
Tal der Erforscher. Nach rund 50km Fahrt sind die Regenwolken schon
bedrohlich nahe und hüllen die gletscherbemantelten Steilhänge ein.
Doch wir schaffen den Vegetationswechsel noch mit etwas Sonne: Im Tal blühen die Büsche, ein Kolibri (!!) saugt den Nektar aus roten Blüten – nach 100m gekletterten Höhenmetern durch eine Geröllhalde sind wir am Schutthaufen der Gletschermoräne. Das Eis selbst hat sich in den letzten Jahren in weite Ferne zurückgezogen – und den einzigen 4000-er Südpatagoniens bekommen wir angesichts der dicken Wolken nicht zu sehen (mit anderen Worten: den Eintritt für den „Gletscherblick“ hätten wir uns sparen können).
Es beginnt zu regnen. Wir finden neben
dem Rio Exploradores ein idyllisches Nächtigunsplätzchen – und
hoffen, dann in der Morgensonne die Gletscherhänge zu bewundern.
Abends: Regen, wenig Wind, Nacht: Regen, Wind. Früh: Regen, viel Wind.
Wir treten ohne Gletscherblick und
Frühstück den Rückzug an. Am Lago Tranquilo klärt sich das Wetter
auf, erste Sonnenstrahlen lugen durch die Wolkendecke. Wenig Wind -
Kaffee kochen möglich! Ein herrlicher Frühstücksplatz, voller
Blumenduft und Blütenpracht.
Vor Rio Tranquilo passieren wir den
kleinen, bemerkenswerten Friedhof: mehrere kleine Häuschen mit
großen Kreuzen, die von den Verstorbenen bewohnt werden...
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