26. Dezember. Gegen Mittag mussten wir
aus der kuscheligen Hütte. Immerhin regnet es nicht und die Sonne
kämpft tapfer gegen dicke graue Wolken. Windstille macht das
Freiluftleben angenehm.
Wir sind wieder im Park und suchen nach
einer Lösung: Wir möchten die Schönheit dieses „achten
Naturwunders der Welt“ (Eigendefinition) erleben, wollen aber
sicher nicht die ausgetretenen Trekkingpfade in mehr oder weniger
dichter Kolonne bewältigen und den Sonnenuntergang in Jugendherbergs-Atmosphäre
erleben. Prospektfotos erleichtern unsere Entscheidung...
Der Zufall hilft. In der betriebsamen
Luxusherberge fällt uns ein Prospekt in die Hände - mit der
Abbildung der „Laguna Azul“ , die Felstürme des Paine-Massivs im
Hintergrund. Sieht toll aus! Die Gegend hatten wir schon Visier,
liegt sie doch im Nordosten des Nationalparks, weitab der
Ameisenstraßen zu den Bergen. Einziges Problem: Es gibt dort keine
Campingmöglichkeit...
„Ola!, Que tal?“ - der Park Ranger
freut sich, uns zu sehen. Nur 20km vom Zentrum des Parks, scheint
sich kaum jemand hierher zu verirren. Nach ein paar Sätzen Small
Talk bietet er uns an, dort drüben – am Seeufer – eine Nacht zu
bleiben. Nur eine Nacht, weil – Augenzwinkern – es ist nur ein
Notplatz und eigentlich nicht so ganz erlaubt. Aber er sieht ja, was
wir wollen...
Dort drüben finden wir unser Paradies:
Nicht nur einen ganz feinen Stellplatz, sondern auch noch eine Hütte
mit Feuer – es ist der Stützpunkt der Bomberos, der
Parkfeuerwache. Wir werden mit Hallo empfangen und die vier jungen
Männer prüfen unsere Sprachkenntnisse hart. Ein selbstgebrauter
Likör wird zum Empfang gereicht. Ein Park Ranger aus einem anderen
Nationalpark verbringt hier seinen Urlaub. Ein junges belgisches Paar
mit einem in Santiago gekauften Mitsubishi Pajero trifft noch ein und
ein deutschstämmiger Chilene mit Wohnmobil und Familie bringt eine
riesige Keule Fleisch fürs Feuer.
Wir genießen den Blick über die Blaue
Lagune zu den drei berühmten Felsnadeln. Die Sonne setzt sich
zunächst durch, sie wird aber vor einem möglichen Sonnenuntergang
wieder von der Wolkenwand verschluckt.
Wird das Wetter morgen wirklich so
traumhaft, wie angekündigt?
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