Tagwache um 4.30. Das erste Morgenlicht
fällt auf die Torres. Abgemacht ist dann 5.15 – Hector, der Park
Ranger auf Urlaub, nimmt uns mit, denn er hat gestern Abend einen
Puma an einem frisch gerissenen Guanaco gesehen – und die Chancen
stehen gut, dass die Raubkatze heute früh das Mahl fortsetzen wird.
Tatsächlich, nur ein paar Kilometer
von unserem Nachtquartier, liegt ein großer Puma schmatzend über
dem Fleisch. Wir nähern uns zu Fuß. Vielleicht sind drei zu viel,
vielleicht ist die Form des Stativs irritierend, vielleicht ist er
schon satt – der Puma blickt auf, lässt sich beim Fressen stören
und verschwindet geschmeidig schleichend hinter einen Bergkuppe. Eine
kurze, aber eindrückliche Begegnung.
Inzwischen ist die Sonne am Himmel und
die Granitnadeln leuchten orangefarben und spiegeln sich im ruhigen
Wasser der Laguna Azul. Rundherum alles ruhig, keine Touristen hier
im Paradies...
Nach einem kräftigen Frühstück mit
unbezahlbarer Aussicht schnüren wir die Wanderschuhe. Der Laguna
Azul entlang wollen wir etwas höher hinauf zur Laguna Cibolla
wandern. Dies wäre eine Einstiegsmöglichkeit für die etwa
10-tägige Umrundung des Paine-Massivs. Das ist sicher phantastisch,
wir begnügen uns aber mit kleineren Brötchen...
Viele tote Bäume (ein Brand hat hier
im Jahr 2005 gewütet) ragen skurril in den Himmel, viele Vögel
(Paradies für Spechte!), Blumenwiesen - sogar mit Orchideen! - , das Gebirge vor uns und
tiefblauer Himmel - und während des gesamten Tages sehen wir keinen
einzigen Menschen.
Von der Laguna Cibolla sehen wir die Felstürme wieder aus anderer Perspektive, aber nicht minder eindrücklich. Nordwärts reihen sich weitere schneebedeckte Berge, südliche Ausläufer der Anden. Auf einer Wiese entdeckt Gaby einige wunderschöne Orchideen, am Rückweg verraten sich Papageien mit ihrem unmelodiösen Gekreische. Ja, genau eine Spezies gibt’s noch hier im tiefen Süden!
Am späten Nachmittag sind wir wieder
daheim. Mit viel Anlauf wage ich mich in den eiskalten See – aber
die windstille warme Luft macht´s erträglich... Abends am Feuer
meinen die Feuerwehrmänner, der See sei „Weltbiosphärenreservat,
das Baden daher streng verboten“. Wenn ich das gewusst hätte –
aber es kommen wohl eh nur wenige auf die Idee...
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