Jeden Morgen versichern wir Passagiere einander,
wie toll wir es mit unserer Überfahrt gerade treffen. Sonne,
Frieden, Entschleunigung pur. Südamerika rückt näher, die Anzeige
auf der Brücke dokumentiert, dass wir gerade an einem lauen
Äquatorialabend die 5000-Meilen-Marke geknackt haben.
Als Stammgast auf der Brücke werde ich
in die Geheimnisse der elektronischen Karten eingeführt und lerne
das Radar deuten.
An Bord wird in alter Tradition alle
zwei Stunden die Position in echte Seekarten eingetragen, in
Küstennähe dann stündlich. Beim Kartenstudium fällt mir auf, dass
vor der Küste Brasiliens auf wenigen Meilen Distanz der Meeresboden
von weit über 5000m zunächst 1000m Tiefe ansteigt und im nächsten
Sprung 40m seicht wird. Und genau an diesem Gebiet sind sie in großer
Zahl da: Die Wale!
Stundenlang begleiten sie uns,
springen, winken mit der hellen Flosse oder lassen spielerisch den
Schwanz auf die Wasseroberfläche klatschen. Immer wieder springt
einer der Buckelwale weit aus dem Wasser und fällt unter einer
großen Gischtfontäne auf die Oberfläche. Da kann einem doch gar
nicht fad werden... (allerdings wollen die Riesen nie fotogerecht ins Bild springen, sorry...)
Nach tagelanger einsamer Fahrt sehen
wir wieder Lichter. Ein paar Schiffe, aber auch Ölförderplattformen
vor der Küste tauchen am Radar auf. Der Vollmond steht riesengroß
am Himmel.
Der Ozean wirkt endlos, dunkel, ist aber doch so hell,
dass ich diese Endlosigkeit fast zu sehen meine. Dieses Firmament ist
natürlich das perfekte Setting für ein weiteres Barbacue, das Crew,
Offiziere und Passagiere an einen Tisch bringt. Gaby und ich setzten
uns bewusst zur Filippino-Crew, aber außer ein paar Floskeln will
sich kein Gespräch entwickeln. Zu groß ist offenbar die Kluft zu
den Passagieren und auch die Sprache ist ein Problem...
Und dann kommt es umgekehrt zur
Wettervorhersage des Käpt´n: am 28. August, an der Küste,
unmittelbar vor dem Einlaufen nach Vitoria kommt der Wetterumschwung:
Wolken, Wind und etwas Nieselregen...
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