Leider findet das GPS nicht hin. Die
festere Dame an der Dorfstraße schüttelt den Kopf und deutet auf
den Weg zurück. Wir fahren einen anderen holprigen Pfad weiter –
über kantiges Kopfsteinpflaster, das willkürlich auf den Weg
geworfen scheint, aber auf ungefähr gleichem Niveau. Muss viel
Arbeit sein, Straßen so zu befestigen. Nach mehreren Kilometern
erreichen wir eine Tankstelle (wovon kann die hier leben???). Nein,
in die Richtung ist das nicht, wahrscheinlich im vorherigen größeren
Ort im Kreisverkehr links – am besten dort fragen.
Wir rumpeln zurück, ein Passant winkt
ab, als nächster wird ein Radfahrer befragt. Dieser stellt sich als
Schweizer heraus (ist wohl für eine der Sojaplantagen hier tätig) –
und kann uns trotz erleichterter Verständigung nix genaues nicht
sagen. Der Polizist daneben lässt sich beim SMS-en nicht stören. Wir folgen also den Tankwartangaben,
biegen ein und halten. Schließlich kann man sein Brötchen nicht
überall in Paraguay bei der Panaderia „Rosi“ kaufen. Außerdem
erhalten wir von der fülligen Patronin das OK: wir sind am rechten
Weg!
Nach weiteren 15 km Piste – das GPS
informiert: „offroad“ - kommt tatsächlich eine Einfahrt in das
Reservat. Unser Auto ist inzwischen in komplettstaubrot gehüllt,
über uns finstere Wolken. Noch 15 Minuten, und wir sind in einem
kleinen Paradies (mit Abstrichen).
Gemähtes Gras, schöne Häuser im
Kolonialstil, herrliche Ruhe, sieht man vom heftigen Vogelgezwitscher
ab. Die Moskitos und Stechfliegen verhalten sich ganz leise zur
Mittagszeit.
Ein Uniformierter wird beim Mittagessen
gestört, ist aber trotzdem sehr freundlich. Mit zufriedenen
Nasenlöchern nimmt er die Autorisation - und zieht Sorgenfalten auf
die Stirn. Camping?! Keine gute Idee bei der Wettervorhersage, gibt
er zu verstehen. Wartet kurz!
Nach ein paar Minuten kommt er
strahlend – Haus ist zwar keines frei (unter anderem agiert lautstark und lustik eine katholische Jugendgruppe) , aber das Zimmer eines
abwesenden Kollegen können wir beziehen, viel besser als Camping in
nächster Zeit. Gaby ist gar nicht leicht umzustimmen, aber wir
breiten schließlich unsere Matten doch auf den dunkelroten
Kachelboden aus. Kaum übersiedelt, bricht ein Regenguss los.
Nachmittags streifen wir am
weiträumigen Gelände herum, gehen zur Bucht des Stausees hinunter
und wagen uns nach weiterem Regen in einer Zwischentrockenzeit weiter
hinaus, erforschen die gepflegten Wege des Reservats und erreichen
den vom Uniformierten beschriebenen Mini-Wasserfall. Hier also wäre
der Campingplatz, eine große Wiese, eine gedeckte Sitzgelegenheit –
und sonst nichts außer Gelsen – und Regen. Wirklich besser unter
einem echten Dach....
Den Heimweg dürfen wir duschend
verbringen, der Himmel hat wieder Wasserüberschuss.
Abends bringt unser Freund
einheimischen Würstel (guter Geschmack) und gekochten Maniok
(kartoffelähnlich, etwas süßer) und meint: „Ihr könnt nicht
nach Hause fahren, ohne unseren Maniok gekostet zu haben!“ Auch
sonst verständigen wir uns mit Händen und Füßen und meinen
mäßigen Sprachkenntnissen gut genug, um zu verstehen, dass es hier
zwar Pumas und Leoparden und Panther gibt, man diese aber eigentlich nie sieht. Am Handy zeigt er das blutige Foto eines Rehs, das sich
gerade noch aus den Krallen einer Raubkatze retten konnte.
Die Nacht regnet es praktisch durch und
heute gibt es nur einige Takte Trockenzeit, ansonsten alles zwischen
Nieseln und Sturzbach. Da es ein passables Wlan gibt, nutze ich die
Zeit, um den Blog zu aktualisieren. Ich sitze mit der langen Hose,
Sweatshirt und Softshelljacke im großen Aufenthaltsraum und -
friere. Gaby kapituliert am Nachmittag und funktioniert die
Klimaanlage in unserem kahlen Zimmer zur Heizung um. Außer ein paar
Vögeln zuzusehen und am Computer zu arbeiten, ist bis zur
Abenddämmerung nichts zu tun. Dann noch ein paar Fotos, weil die
Sonne mit einem Streifen Abendrot verschwindet und damit hoffentlich
ankündigt, morgen ganztägig zu arbeiten...
Für uns steht morgen jedenfalls mal wieder eine längere Etappe am Plan: Wir wollen rund 420 km weit kommen und den schneeweißen Badestrand der Laguna Blanca kennenlernen, Sonne inbegriffen ...
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