31. August, es ist schon nachts, wir sind so gegen 21h aus Rio ausgelaufen, warm und noch
fast Vollmond. Zur Entspannung ein letzter
Swim im Schiffspool, Blick auf die Skyline von Rio (wenn ich den Kopf
sehr strecke...)
Rund
um den Zuckerhut, also raus aus der Bucht - und die Temperatur
ist schon um ein
paar Grad niedriger.
Eigentlich
sollen wir dann am nächsten
Morgen um 9.00 den Lotsen in Santos an Bord nehmen und in den größten
Hafen Lateinamerikas einlaufen.
Wir
liegen in der
Früh schon auf
Reede, rundherum hab ich 35 andere grosse Frachtschiffe gezählt.
Oelglattes Wasser, kein Lüftchen,
kaum Schwell, herrlich warm.
Der
Lotse soll um 11 kommen. Wir warten.
So
um halbelf sehen wir im Norden eine weisse Wolkenwalze entstehen, ein
interessantes Schauspiel, zunächst
ohne Bedeutung.
Die
Crew hat gerade Drill, beide Rettungsboote werden runtergelassen, die
Stahlseile
gefettet; ein Offizier
überprüft, ob
alles funktioniert - ist ja die Lebensversicherung...
Wir
liegen auf dem Passagier-Sonnendeck, das Wasser im Pool ist
allerdings ausgelassen worden.
Plötzlich
ein Windstoss, ich würde
sagen von 0 auf 5 Beaufort in 30 Sekunden. Das eine Beiboot, das noch
unten hängt,
beginnt zu schwanken, es wird rasch wieder raufgezogen.
Kein
Lotse an Bord.
Kais auf über 8km Länge, neu und alt, groß und klein... |
Zu
Mittag informiert uns der Kapitän,
dass der gesamte Hafen von Santos wegen Sturms geschlossen wurde, er
rechne nicht vor Mitternacht mit dem Einlaufen.
Das
Wetter verändert
sich rasch - mit Sonne sind wir in die Offiziersmesse essen gegangen,
bei tiefliegenden Wolken und Nieselregen kommen wir wieder an Deck...
Der
Nachmittag wird mit Reiseplanung und Sichtung der Bilder sinnvoll
genutzt.
Überraschend
geht es dann schon um 19h weiter, wir können
nach Santos einlaufen. Feiner Niesel begleitet uns, wir fahren ca. 1
Stunde den diversen hell erleuchteten Kais entlang, im Hintergrund
sind abwechselnd Hochhäuser
und Bretterbuden zu erkennen...
Bereitwillig
erklärt mir der
1. Offizier warum wir 3 rote Lampen auf dem Mast
führen: eine
daven, weil wir Gefahrengut
geladen haben (was auch immer...), die zwei übereinander,
weil wir viel Tiefgang haben und daher im Hafenbecken nur bedingt
manövrierfähig
sind.
Unser
Liegeplatz ist im Containerhafen, offenbar im hintersten Teil dieser
schmalen, langen Bucht,
auf der Seekarte sieht es wie ein Fjord aus.
Gaby im Regen - im Hintergrund der "Privatwald" |
Direkt
hinter dem Heck haben wir etwas "privaten" Mangrovensumpf
(Gaby wird gleich von ein paar Moskitos begrüßt!),
dahinter ein weiter Containerterminal mit riesigen Schiffen am Kai.
Bei
nächtlichem
Regen beginnt das Ausladen, zuerst das riesige Teil von Palfinger,
das bei jeder Station als erstes mit viel Gefuehl von Bord gebracht
werden musste - nun hat es das Ziel erreicht. Marek, der 1. Offizier
ist erleichtert (und ein wenig stolz, dass das insgesamt ohne Kratzer
und Delle abgegangen ist...).
Wir
verbringen eine ruhige Nacht, an ein Rausgehen ist nicht zu denken -
und einen offenen Internetzugang finden wir auch nicht...
Vormittags
werden noch eifrig Fiat-Kombis eingeladen, ein paar Container werden
aufs Vordeck geschupft und um die Mittagszeit geht es dann wieder
raus:
teilweise
bei Nieseln, teilweise nur drohende Wolken über
uns, langsam wird der gewaltige Hafen an uns vorübergezogen.
Schiffe jeder Bauart und aus allen Kontinenten liegen hier, Sao Paulo
mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern ist nur 50km entfernt...
Als
sich die Bucht öffnet - die Ausfahrt hat rund eine Stunde gedauert! -,
eine Überraschung:
Kräftiger
Schwell aus Süden!
Gaby
kapituliert rasch und rollt sich zu einem Schläfchen
auf der Sitzbank in der Offiziersmesse zusammen (dieser Raum neben
den Speisetischen wurde von uns
Passagieren im Laufe der Wochen okkupiert, keine Ahnung ob sich dort
sonst die "Oberschicht des Schiffes" zum Plausch
versammelt...).
Abends
zeigt uns Lothar aus seinem umfangreichen Filmfundus etwas passendes:
Ein junger Norweger fährt
mit seiner kleiner Segelyacht von Norwegen ans Kap Hoorn, trifft in
Ushuaia zwei Typen, die er noch mitnimmt und dann geht es zu dritt
für drei Monate
in die Antarktis. Ich glaube, der Trip wäre
nix für uns
gewesen...
So,
waehrend ich das schreibe - es geht gleich zum Mittagessen - kommt die Sonne wieder
hervor, der Schwell nimmt etwas ab, der Kapitän hat aber eben
gesagt, die antarktische Strömung
bringt eiskaltes Wasser nordwärts,
den Pool wird er daher nicht mehr füllen....
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