Morgens verlassen wir Conakry, Afrika
weint. Weil wir es verlassen und nun in die „Neue Welt“
aufbrechen?
Etwa 6 Tage soll die Überfahrt dauern
– und alle unsere Freunde waren sehr skeptisch, was diesen Zeitraum
betrifft. Da wird einem ja fad – und außerdem schlecht, der
Seekrankheit wegen.
Es kam anders: Keine Minute ist es langweilig geworden
und Neptun hat Mitleid mit uns gehabt und uns ruhige See gegönnt.
Der Kapitän meinte, frühestens am 27.
August, dem Tag vor der geplanten Ankunft in Brasilien, werden wir
die Sonne wiedersehen. Gelacht hat sie aber schon am zweiten Tag der
Überfahrt vom Himmel und sie blieb unsere Begleiterin.
Ralph, der Messman (Steward), hat
inzwischen das Kabinenputzen begonnen zu lernen, zögerlich zwar,
aber doch mit Erfolg. Da unseres wie jedes Schiff eine Dreckschleuder
ist, liegt am ganzen Deck Russ, der unweigerlich über Schuh und Fuß
den Weg in die Kabine findet. Schwarze Fußabdrücke sind am Boden
und im Bad daher unvermeidbar. Gelegentlich wird Bettwäsche
gewechselt und die Handtücher getauscht, auf Nachfrage händigt er
uns sogar Klopapier aus, mit diesem scheint man an Bord etwas geizig
zu sein...
Irgendwo in der endlosen Weite, knapp vor dem Äquator zeigt das Schiffslog die magische 5000-Meilen-Distanz von Antwerpen an.
Wahrscheinlich haben wir den saubersten
Pool der Welt: Das Wasser wird direkt aus dem Atlantik hochgepumpt,
garantiert ohne chemische Zusätze. Erst langsam kommen die
Russpartikel ins Wasser. Dafür wird es jeden 2. Tag neu eingelassen.
Schwimmen, sonnenbaden, plaudern, die Offiziere neugierig ausfragen
(die das geduldig und freundlich über sich ergehen lassen. Besonders
während der nächtlichen Brückenwache sind sie für Unterhaltung
dankbar!), lesen (Isabell Allendes „Geisterhaus“ als
Südamerika-Einstimmung), spielen und Fitness (Stepper, Fahrrad- und
Ruderergometer), da bleibt keine Zeit für Fadesse. Zusatzspaß gibt
es dann immer ab fünf: die dienstfreie Filippino-Crew versammelt
sich zum Basketballmatch an Deck (seit Conacry sind ja keine
störenden Altautos mehr an Deck).
Dieses Reaktionsspiel sollte jede
Nationalmannschaft als Trainingslager buchen: Das in den Wellen
(langsam) rollende Schiff erfordert für einen präzisen Wurf viel
Gefühl und oft wandert der Korb einfach aus der geplanten Wurfkurve.
Das Stahldeck wird gegen Abend feucht und rutschig wie ein
Eislaufplatz. Dafür spielen alle mit viel Einsatz und in Flip-Flops
bis es dunkel wird. Verletzte gab´s keine, aber immer einige
amüsierte Zuschauer.
An Bord ist der Überschusskalorienabbau
unbedingt notwendig, denn der Koch hat nach schwachen Beginn stark
zugelegt und es mundet meist hervorragend. Nur das Dessert lässt zu
wünschen übrig: grüne Apfel, eher sauer, sind nicht in permanenter
Passiergunst. Da loben wir uns den Sonntag: dann steht eine
3-Literpackung Eis am Buffet!!
Weitere Abwechslung bietet die Äquatortaufe,
aber das ist ein eigenes Kapitel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen