Dienstag, 22. September 2015

Grenzgänger

Rivera lautet das Ziel, der Grenzort zu Brasilien. Nach durchaus interessanter Fahrt – es wechselt auf den 300km doch tatsächlich vom leicht hügeligen Weideland zu überwiegend hügeliger Waldmonokultur (mit Laminatbodenfabrik mittendrin...) erreichen wir gegen Abend Rivera. Die rste Stadtrunde erfüllt die Erwartungen: Nichts interessantes hier, ein paar Zollfreiläden und ein paar Banken und rund 70.000 Einwohner rundherum. Offenbar sind wir zwischendurch schon in Brasilien: die Musik rundherum wird lauter, die Beleuchtung weniger.
Wir möchten noch ein paar Dollar bunkern (ja, in Uruguay gibt es US-Dollar vom Bankomaten, weil der ist neben dem Peso gleichberechtigte Währung!) und morgen früh über die Grenze.
Die ersten drei Versuche Geld zu beheben scheitern, es wird die Karte nach der Prozedur ausgeworfen – Geld kommt aber keines. Hoffentlich keine Linke?!
Bei einer anderen Bank (sind übrigens alle von Security mit kugelsicheren Westen bewacht!) sind wir sofoert erfolgreich.
Bei der Uru-Grenzstation (irgendwo mitten in der Stadt) erhalten wir die Erlaubnis im Hof dahinter zu nächtigen, also gehen wir beruhigt Abendessen. Wir geraten wieder nach Brasilien – die Zahlung ist aber kein Problem: „Wir akzeptieren Reales, Pesos, Dollars und und auch Euros...“
Für zwei schmackhafte Entrecote, zwei Bier und ein Soda zahlen wir umgerechnet EUR 20.- Brasilien ist schon an der Grenze deutlich günstiger als der südliche Nachbar.
Gestärkt beschließen wir, die Grenzformalitäten gleich anzugehen. Die Uru-Migration ist in 5 Minuten erledigt, das Zollformular zur Autoausfuhr übernimmt der Grenzpolizist, Zöllner ist gerade keiner da...
Dann suchen wir die brasilianische Policia Federal für den Einreisestempel. Nach mehreren Runden durch die Stadt finden wir diese in einer dunklen Gasse. Die Einreise erfolgt blitzschnell mit einem Stempel im Pass. Die Frage, ob man das Auto am Zoll extra vorführen muss, können die beiden hier aber nicht beantworten. Also ruft einer daheim an (es ist inzwischen halb elf Uhr nachts!), weil seine Frau kennt einen Zöllner. Zehn Minuten später ein Rückruf und wir erhalten die Adresse der Zollstation – offen ab halb neun morgen früh. Aber, so einer der beiden netten Beamten in ziemlich gutem englisch, eigentlich glauben sie, dass keine Formalität notwendig sei – aber sicher ist sicher.

Am nächsten Morgen erfahren wir, dass es keinerlei Einreiseformalitäten für das Fahrzeug gibt, wir sind frei, durch Brasilien zu fahren.

Wie oft wir in den letzten Stunden über die offene Grenze gefahren sind – wir wissen es nicht...

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